Wiedemann PDF
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UDS dieselbe selbst die Grundlage an die Hand, von der wir bei
ihrer chronologisohen Fixierung ausgehn mÜf>sen, indem sie UDS be-
richtet, dass sie bei Gelegenheit des Zuges eines Königs Psamme-
tich nach Elephantine abgefasst worden sei. Könige dieses Namens
hat es in Aegypten 4, gegeben und zu bestimmen, weloher von ihnen
hier in Betracht kommt, ist unsere Aufgabe.
Die Mehrzahl der Erklärer, vor allem Franz, Lepsius, Ross,
Ehers und KirchhofT haben sieb für Psammetich I (664-610)
entschieden. Den Hauptgrnnd, den Letzterer, der sich am be-
I 3. Aufl. p. 34-42.
Die griechische Inschrift von Abn-8imbeJ. 365
Süden Aegypteml gelegen haben, denn wie sollten die Truppen aus
Daphnae und Marea, ganz aus dem Norden Aegyptens, dorthin"
gelangt sein, ohne dass der König dies bemerkt hätte. Denn hätte
er dies gethan, so würde er gewiss nicht, um" seine Erl1U\.hnungen
an die Aufständischen zu richten, gewartet haben, bis sie die Grenze
ihrer Heimath überschritten hätten und es so zum Ermahnen eigent-
lich Behon an und für sich zu spät war. So kann denn auch die
noch jenseits der Süd-Grenze Aegyptens eingegrabene Söldner-
inschrift nicht auf die Zeit dieses Zuges bezogen werden. Frei-
lich möchte ich bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt lassen, dass
die ganze auf den Soldatenaufstand bezügliche Erzählung so viele
Unmöglichkeiten darbietet, dass mir dieselbe eines historischen
Werthes zu entbehren scheint. So ist 3. B. die Za1Jl240000 ent-
schieden unmöglich und viel zu hoch gegriffen, da die gau3e per-
sische Besatzung in Aegypten sicher nicht mehr als 120000 Mann,
also gerade die Hälfte der angeblichen Garnison von 3 kleinen
Gren3festen zur Zeit Psammetich's betrug; der Zug durch Aegyp-
ten ohne irgend Widerstand zu finden, das Einrücken bis in das
innerste Aethiopien, alles das sind sehr gewichtige VerdachtsgrÜnde
und so ist die Fabel wohl nur erdichtet worden, um die Thatsache
einer ägyptischen Oolonie in Aethiopien - die sehr wohl aus den
Zeiten der Herrschaft aethiopischer Könige über Aegypten herrühren
kann - zu erklären und ist so in gewisser Art analog der Er-
zählung Herodot's über den Ursprung der Kolcher.
Allein es fallen bei genauerer Untersuchung nicht allein diese
Beweisgründe, welche man für den Aufenthalt Psammetichs I in
Elephantine aufgeführt hat, fort, sondern es liegt uns sogar eine
Thatsache vor, die beweist, dass er persönlich kaum hieher ge-
langt ist. Die ägyptischen Könige hatten, ebenso wie ihre Hof-
beamten, die Sitte, auch in ihrem eigenen Lande, an bestimmten
Punkten, die als heilig galten, ihre Namen eingraben zu lassen,
wenn sie während ihrer Regierung dorthin gelangt waren und in
gewissen Kapellen ihre Andacht verrichtet hatten. Einer der wich-
tigsten dieser Wallfahrtsorte war die Umgegend von Elephantine
und der heiligen Insel Philae, wo noch heute un3ählige solcher
Votivinschriften die Felswände bedecken. Während uns nun
hier der Name fast aller bedeutenden Könige des neuen Reiches
begegnet, während die späteren Könige der 26. Dynastie Psamme-
tich n, Apries und Amasis durch zahlreiche Inschriften vertreten
sind, fehlen die heiden ersten Herrscher derselben, Psammetich I
und NecllO, vollständig. Bei letzterem ist wohl verständlich, dass
Die griechische Inschrift von Abn-Bimhet 967
sein Name sich hier nicht findet, da er fast seine ganze Regierungs-
zeit in Kämpfen in Asien verbrachte und daher kaum Zeit zu
h
logische Studien machen müssen, und solche darf man bei einem
gewöhnlichen Söldner nicht voraussetzen.
Ein dritter König Aegyptens, der denselben Namen trug, wie
der König der Inschrift,' ist Psammetich III. An diesen ist bis
jetzt mit Reoht nicht gedaoht worden. Denn wie sollte dieser un-
glückliche Herrscher, der kaum 1/2 Jahr den Thron inne hatte und.
bei dessen Regierungsantritte die Perser bet'eits a.n der ägyptischen
Grenze standen, so dass ihm Niohts zu tllUU mehr' übrig blieb,
als ilmen entgegen zu ziehn, um im letzten Verzweifiungskampfe
seinen Thron zu verlieren, dnran haben denken können, einen Zug
tief nach Süden hin zu unternehmen?
HabeIl wir es so als unmöglich erkannt, die Inschrift in eine
der Regierungen der drei behandelten Herrsoher zu verlegen, so
bleibt uns nur noch ein König übrig, der den Namen Psammetich
trug und auf den sie sich beziehen kann, Psammetich IL Für
diesen letzteren hat sich auf Grund von Her. II 161 von Gut8chmid 1
und wohl ihm folgelld ßergk entschieden. Allein, während ihrem
nur auf ei n e griechische Stelle gegründeten Re.quItate immer noch
schwerwiegende Bedenken entgegen treten mussten und es auell iu
der That nicht allgemeiner angenommen worden ist, hoffe ich durch
eine Reihe anderer Stellen hier mit Sicherheit bewei;en zu können,
dass es wirklich Psammetich II war, unter dessen Regierung die
Niederschrift unseres Textes erfolgte,
Die eben erwälmte Hel'odotatelle berichtet uns nämlich nur,
dass der König Psammet.ich lI-von Herodot Pflammis genannt
- 6 Jahre über Aegypten herrschte und bald nach einem Feld-
zuge nach Aethiopien starb. Dass Herodot diesen Feldzug kannte,
lässt es, da seine Gewähl'smii,nner stets Griechen waren, als fast
vollkommen sicher erscheinen, dass au ihm griechische Söldner Thei!
nahmen, VOll diesen also die gricchischen Inschriften von Abu-
SimIlei herrühren können. WichUger noch als diese Notiz ist eiDe
zweite, die sich bei Aristeas 2 findet. Icb weiBS wohl, wie sehr die
Echtheit dieses SchriftstelleJ's angegriffen worden ist und dass es
feststeht, dass wir. sein Werk als eine Art historischen Romans
betrachten müssen. Trotzdem zeigt sich aber in den Titeln der
ägyptischen Hofbeamten, ebenso wie in den belll.mdelten VerhäIt-
nissen bei ihm eine solcbe Treue und eine derartige Ueberein'
stimmung mit dem, was wir jetzt durch die ägyptischen Inschriften
und besonders durch die in Aegypten gefundenen, aus der Ptolemäer-
zeit stammenden griechischen Papyri wissen, dass wir dem historischen
Hintergrund und den historischen Thatsacheu, deren Aristeas Er-
wähnung thn!;, vollkommenes Vertrauen sohenken können und nur
die auf die Anfertigung der Septuaginta bezügliohe Erzählung als
dem Reiche der Dichtung angehörig. betrachten müssen. An der
hier in Betracht kommenden Stelle sagt Aristeas, scbon vor den
Persern seien Leute aus Iudäa dem Psammetioh als Hülfstruppeu
gesandt worden, damit er mit diesen gegen die Perser kä!llpfe.
Der hier gemeinte König kann natürlioh Psammetich III nioht sein,
auch Psammetich I ist ausgesohlossen, da dieser n8.ohweislicll mit
Asien im Krieg lag und ihm daher die Semiten gewiss keine Hü]fs-
truppen gesandt haben, und so bleibt denn nur Psammetich TI
als erwähnter König übrig, der demnach auch semitische Truppen
mit gegen die Aethiopen geführt hat. In der That finden wir in
Abu-Simbel neben der griechischen Inschrift Namen und Sätze in
phönizischer Schrift, die ans dei' gleichen Zeit, wie erstere herrühren
und uns Namen von semitisohen Söldnern aus dem königlichen
Heere nennen; und nicht nur in phönizischer Schrift treten uns
illre Namen entgegen, sondern auch eine der kleineren griechischen
Insohriften (Nr. 7 bei Kirohhoff), die neben der grossen stehn,
nennt uns einen Phönizier. Sein bisher unverstandener Name lautet
ll(l;(JtowJ! und ist eine der in Aegypten ganz gewöhnlichen Bildungen
aus dem ägyptischen Artikel pa und dem Nationalitätsnamen des
Betreffenden, bedeutet also wörtlich übersetzt nichts Anderes als
< der Sidonier' 1.