Der Balkenkopf

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Bei vielen Gelegenheiten,

Lehrveranstaltungen, aber
auch kontroversen Diskussio-
nen auf der Baustelle, stt
man auf diese Problemstel-
lung.
Mit dem 5. Lauenburger Holzschutz-
tag konnte nun ein kleines Jubi-
lum gefeiert werden. Der Anla
war immerhin wichtig genug, so
da unser Brgermeister Harald
Heuer die offizielle Begrung
bernahm.
Drei Praktiker, Herr Ekkehard
Flohr, Sachverstndiger fr Holz-
schutz, Dessau, Herr Axel Eine-
mann, Einemann Ingenieur GmbH,
Hamburg und Herr Ekkehard Hh-
nel, Architekt, Mncheberg, soll-
ten diese Frage anlsslich des 5.
Lauenburger Holzschutztages aus
den Blickrichtungen des Holzschut-
zes und des Brand- sowie Schall-
schutzes in Form eines Seminars
beleuchten.
Die Fragestellung ist offenbar
so interessant, dass die Tagung,
die erneut von der Firma lavTOX
in Zusammenarbeit mit dem DHBV
und dem Holzschutzfachverband
Norddeutschland ausgerichtet wur-
de, zu ihrem kleinem Jubilum ei-
nen neuen Rekord mit 64 Teilneh-
mern aufstellen konnte.
Der Balkenkopf aus
Sicht des Holzschutzes
Herr Ekkehard Flohr zeigte die
Grundlagen der Holzschutz-Regel-
werke auf. DIN 68800 fordert in
den Teilen 2 (konstruktiver Holz-
schutz, bauaufsichtlich eingefhrt
und damit quasi baurechtlich vor-
geschrieben) und 4 (Bekmpfungs-
manahmen, im Range einer all-
gemeinanerkannten Regel der Tech-
nik) den luftumsplten Balkenkopf
(Bild 1).
Anhand lterer Literatur zeigte
Herr Flohr zunchst die Entwick-
lung in der Baupraxis der letzten
100 Jahre auf. So ist nach Stade
(1904) die Luftisolierung (Luft-
schicht) der beste Schutz gegen
Fulnis. Umkleidungen aus Lehm
oder auch Teerpappe htten sich
nicht bewhrt. Dort wird auch
empfohlen, den Balkenkopf allseitig
mit einem Holzschutzmittel zu
streichen. Hierzu wird Steinkohlen-
teerl (Karbolineum) empfohlen.
Eigene Erfahrungen zeigen, da
dies an vielen Husern aus der Zeit
der Jahrhundertwende auch erfolgt
ist.
Bereits 1881 wies Promnitz auf
die Notwendigkeit eines Spaltes
zum Mauerwerk hin. Auch er lehnt
Umhllungen mit Teerpappe (Bild
2) ab, da sie Feuchtigkeit einschlie-
en. Weiterhin wird das Ausstop-
fen des Lufthohlraumes mit Lehm
oder das trockene Vermauern des
Spaltes zur Fixierung des Balkens
dargestellt, so da letztlich kein
luftumspltes Auflager mehr vor-
handen war. Lediglich der unmit-
telbare Kontakt zum (bau-) feuch-
ten Mauerwerk wurde vermieden
(In: Ahnert, Krause 2001).
Frick-Knll (1953) empfehlen,
den Balken auf einem Streifen Teer-
pappe aufzulagern und ein Holz-
schutzmittel aufzustreichen. Durch
trockenes Vermauern wird der Bal-
ken in der Lage fixiert. Ein Luft-
spalt von 3cm soll seitlich, oben
und vor allem vor der Hirnflche
vorhanden sein.
Zwischen 1881 und 1996, dem
Erscheinen der berarbeitung des
Teils 2 der DIN 68800, hat sich
somit erstaunlich wenig bezglich
der Konstruktionsrichtlinien vern-
dert.
Bei der Einordnung des Balken-
kopfes in die Gefhrdungsklassen
(GK) gem DIN 68800-3 ist da-
von auszugehen, da zumindest im
Altbau im Wandauflager GK 2 vor-
liegt (Bild 3). Ein ausreichender
chemischer Holzschutz ist dann
notwendig, wenn durch konstruk-
tive Manahmen keine andere Ab-
hilfe geschaffen werden kann.
Der Balkenkopf aus
Sicht des Wrme- und
Schallschutzes, sowie
der Standsicherheit
Herr Einemann legte anschlie-
end den Grundstein fr eine hef-
tige Diskussion, in dem er erklr-
te, da die vorgenannten Prinzi-
pien zwar grundstzlich richtig
sind, unter Beachtung der Stand-
sicherheit (Brandschutz DIN 4102)
sowie des Wrme- (DIN 4108, EnEv
AUS DER PRAXIS
Der Balkenkopf wie macht man
ihn nun richtig?
Belftet oder fest eingebunden? Oder gar mit Bitumenbahnen eingepackt?
Bild 1: Darstellung des
Balkenkopfes in DIN 68800-4
(Aus DIN 68800-4, 1996).
Bild 2: Balkenkopf bei einer Sanierung
2007 mit Bitumenbahn umwickelt im
4. Obergescho. Auch wenn diese Praxis bereits im
19.Jahrhundert nicht den anerkannten Regeln der
Technik entsprach, wird sie auch im 21. Jahrhundert
immer noch angewandt!
Bild 3: Balkenkopf im Auflager einer
Kellerwand. Feuchte ist damit vorhan-
den. Verwendet wurde getauchtes Fich-
tenholz. Eine Luftumsplung ist zwar
vorhanden. Eine Fixierung im Mauer-
werk fehlt. Der Blick in den Taschen-
spiegel (Bildmitte) verrt, da die un-
behandelten Schnittflche zum feuchten
Mauerwerk orientiert wurde!
Schtzen & Erhalten September 2007 Seite 18
2002) und Schallschutzes die luft-
umsplte Ausfhrung aber einen
Mangel darstellt und nicht den all-
gemein anerkannten Regeln der
Technik entspricht.
Mit einem Luftumsplten Auf-
lager lassen sich nicht die Mindest-
anforderungen der DIN 4109 er-
reichen, da neben der Luft auch
der Schall durch den vorhandenen
Spalt dringt.
Zustzlich dringen im Brand-
fall Rauchgase durch den Spalt, der
eine Kamin-Wirkung entfachen
kann. Kondenswasserbildungen sind
dann vorprogrammiert, wenn im
Winter feuchte Warmluft aus dem
Innenraum auf die kalte Auen-
wand trifft, die bei alten Gebu-
den teilweise nur die Strke eines
halben Ziegels haben kann.
Das Dilemma des scheinbaren
Widerspruchs liee sich mit DIN 830
ordnen: Die Norm DIN 830 be-
schreibt den Gebrauch von Normen.
Kurz gesagt: Erst denken, dann
handeln. Eine Norm gilt fr den
Normalfall. Es kann immer aus tech-
nischer Sicht erforderliche Abwei-
chungen geben, insbesondere
dann, wenn widersprchliche For-
derungen vorliegen.
Standsicherheit
Die tragenden Wnde sowie das
ganze Gebude mssen gem. DIN
1053, Teil 1, Tabelle 3 ausgesteift
sein. Dabei sind Holzbalkendecken
als Scheibe auszubilden, so da die
Deckenbalken und die zugehrige
Deckenschalung die horizontalen
Krfte (Wind, Stabilitt ...) in die
Wnde ableiten knnen.
Dies setzt eine Kraftschlssi-
ge Verbindung der Balken mit dem
Mauerwerk voraus. Zustzlich er-
forderlich ist, da die Schalung
mindestens aus Einzelbretter grer
12 cm Breite besteht. Die Anord-
nung von Zugankern erfolgt gem.
DIN 1053, Teil 1 3.3.3.2.
Der Balkenkopf mu also fixiert
werden, wodurch der Luftumsp-
lung Grenzen gesetzt sind.
Gem Landesbauordnungen
sind in einem mehrstckigen Ge-
bude der Gebudeklasse 2 oder
3 die Decken als F 30-B (30min.
Feuerwiderstand) auszubilden. Dazu
ist ein dichter Anschlu der
Unterdecke unter einer Holzbalken-
decke mit einem geeigneten Ma-
terial (z.B. Gipskarton-Feuerschutz-
platte gem. DIN 18180) auszufh-
ren.
Der Luftumsplung sind damit
eindeutige Grenzen gesetzt.
Wrmeschutz
Die EnEV und die Vorgnger-
verordnungen wie auch die zustn-
dige Norm DIN 4108 fordern eine
luftdichte Bauweise. Dies gilt be-
reits schon seit Jahrzehnten!
Bei der Erneuerung von gr-
eren Flchen der wrmedmmen-
den Hlle besteht gem der EnEV
eine Nachrstverpflichtung.
Aus den vorgenannten Grn-
den ist es aus technischer Sicht
erforderlich, auf der Deckenunter-
seite zum nicht genutzten Dach-
gescho eine Dampfbremse anzu-
ordnen. Diese Dampfbremse ist
dann dauerhaft luftdicht an die
Konstruktion anzuschlieen.
Die Ausbildung der Balkenkpfe
in der obersten Balkenlage zum
Dachboden ist damit relativ ein-
fach auch luftumsplt herzustel-
len.
Schwierig werden die Gescho-
decken zwischen bewohnten und
damit beheizten Rumen. Bei ei-
ner Luftumsplung trifft feuchte
Warmluft auf die kalte Auenwand.
Eine Luftumsplung ist damit auf-
grund der vorprogrammierten Kon-
denswasserbildung gar nicht mg-
lich. Der aus technischer Sicht sinn-
vollste Schutz des Balkenkopfes
besteht daher aus dem Aufbringen
einer zustzlichen Dmmung auf
der Wandauenseite (Wrmedmm-
verbundsysteme), so da gar kei-
ne kalten Flchen entstehen.
Wenn die Dmmung dagegen
wie bei DIN 68800 dargestellt, nur
auf der Stirnseite liegt, kann sich
am Rand der Dmmung Konden-
sat bilden. Entsprechend des Iso-
thermenverlaufs in der Wand ist es
theoretisch erforderlich, auch den
Rand zu dmmen oder die Dm-
mung auf ca. der doppelten Bal-
kenbreite vor Kopf einzulegen.
AUS DER PRAXIS
Schtzen & Erhalten September 2007 Seite 19
Bei vielen Gelegenheiten,
Lehrveranstaltungen, aber
auch kontroversen Diskussio-
nen auf der Baustelle, stt
man auf diese Problemstel-
lung.
Mit dem 5. Lauenburger Holzschutz-
tag konnte nun ein kleines Jubi-
lum gefeiert werden. Der Anla
war immerhin wichtig genug, so
da unser Brgermeister Harald
Heuer die offizielle Begrung
bernahm.
Drei Praktiker, Herr Ekkehard
Flohr, Sachverstndiger fr Holz-
schutz, Dessau, Herr Axel Eine-
mann, Einemann Ingenieur GmbH,
Hamburg und Herr Ekkehard Hh-
nel, Architekt, Mncheberg, soll-
ten diese Frage anlsslich des 5.
Lauenburger Holzschutztages aus
den Blickrichtungen des Holzschut-
zes und des Brand- sowie Schall-
schutzes in Form eines Seminars
beleuchten.
Die Fragestellung ist offenbar
so interessant, dass die Tagung,
die erneut von der Firma lavTOX
in Zusammenarbeit mit dem DHBV
und dem Holzschutzfachverband
Norddeutschland ausgerichtet wur-
de, zu ihrem kleinem Jubilum ei-
nen neuen Rekord mit 64 Teilneh-
mern aufstellen konnte.
Der Balkenkopf aus
Sicht des Holzschutzes
Herr Ekkehard Flohr zeigte die
Grundlagen der Holzschutz-Regel-
werke auf. DIN 68800 fordert in
den Teilen 2 (konstruktiver Holz-
schutz, bauaufsichtlich eingefhrt
und damit quasi baurechtlich vor-
geschrieben) und 4 (Bekmpfungs-
manahmen, im Range einer all-
gemeinanerkannten Regel der Tech-
nik) den luftumsplten Balkenkopf
(Bild 1).
Anhand lterer Literatur zeigte
Herr Flohr zunchst die Entwick-
lung in der Baupraxis der letzten
100 Jahre auf. So ist nach Stade
(1904) die Luftisolierung (Luft-
schicht) der beste Schutz gegen
Fulnis. Umkleidungen aus Lehm
oder auch Teerpappe htten sich
nicht bewhrt. Dort wird auch
empfohlen, den Balkenkopf allseitig
mit einem Holzschutzmittel zu
streichen. Hierzu wird Steinkohlen-
teerl (Karbolineum) empfohlen.
Eigene Erfahrungen zeigen, da
dies an vielen Husern aus der Zeit
der Jahrhundertwende auch erfolgt
ist.
Bereits 1881 wies Promnitz auf
die Notwendigkeit eines Spaltes
zum Mauerwerk hin. Auch er lehnt
Umhllungen mit Teerpappe (Bild
2) ab, da sie Feuchtigkeit einschlie-
en. Weiterhin wird das Ausstop-
fen des Lufthohlraumes mit Lehm
oder das trockene Vermauern des
Spaltes zur Fixierung des Balkens
dargestellt, so da letztlich kein
luftumspltes Auflager mehr vor-
handen war. Lediglich der unmit-
telbare Kontakt zum (bau-) feuch-
ten Mauerwerk wurde vermieden
(In: Ahnert, Krause 2001).
Frick-Knll (1953) empfehlen,
den Balken auf einem Streifen Teer-
pappe aufzulagern und ein Holz-
schutzmittel aufzustreichen. Durch
trockenes Vermauern wird der Bal-
ken in der Lage fixiert. Ein Luft-
spalt von 3cm soll seitlich, oben
und vor allem vor der Hirnflche
vorhanden sein.
Zwischen 1881 und 1996, dem
Erscheinen der berarbeitung des
Teils 2 der DIN 68800, hat sich
somit erstaunlich wenig bezglich
der Konstruktionsrichtlinien vern-
dert.
Bei der Einordnung des Balken-
kopfes in die Gefhrdungsklassen
(GK) gem DIN 68800-3 ist da-
von auszugehen, da zumindest im
Altbau im Wandauflager GK 2 vor-
liegt (Bild 3). Ein ausreichender
chemischer Holzschutz ist dann
notwendig, wenn durch konstruk-
tive Manahmen keine andere Ab-
hilfe geschaffen werden kann.
Der Balkenkopf aus
Sicht des Wrme- und
Schallschutzes, sowie
der Standsicherheit
Herr Einemann legte anschlie-
end den Grundstein fr eine hef-
tige Diskussion, in dem er erklr-
te, da die vorgenannten Prinzi-
pien zwar grundstzlich richtig
sind, unter Beachtung der Stand-
sicherheit (Brandschutz DIN 4102)
sowie des Wrme- (DIN 4108, EnEv
AUS DER PRAXIS
Der Balkenkopf wie macht man
ihn nun richtig?
Belftet oder fest eingebunden? Oder gar mit Bitumenbahnen eingepackt?
Bild 1: Darstellung des
Balkenkopfes in DIN 68800-4
(Aus DIN 68800-4, 1996).
Bild 2: Balkenkopf bei einer Sanierung
2007 mit Bitumenbahn umwickelt im
4. Obergescho. Auch wenn diese Praxis bereits im
19.Jahrhundert nicht den anerkannten Regeln der
Technik entsprach, wird sie auch im 21. Jahrhundert
immer noch angewandt!
Bild 3: Balkenkopf im Auflager einer
Kellerwand. Feuchte ist damit vorhan-
den. Verwendet wurde getauchtes Fich-
tenholz. Eine Luftumsplung ist zwar
vorhanden. Eine Fixierung im Mauer-
werk fehlt. Der Blick in den Taschen-
spiegel (Bildmitte) verrt, da die un-
behandelten Schnittflche zum feuchten
Mauerwerk orientiert wurde!
Schtzen & Erhalten September 2007 Seite 18
2002) und Schallschutzes die luft-
umsplte Ausfhrung aber einen
Mangel darstellt und nicht den all-
gemein anerkannten Regeln der
Technik entspricht.
Mit einem Luftumsplten Auf-
lager lassen sich nicht die Mindest-
anforderungen der DIN 4109 er-
reichen, da neben der Luft auch
der Schall durch den vorhandenen
Spalt dringt.
Zustzlich dringen im Brand-
fall Rauchgase durch den Spalt, der
eine Kamin-Wirkung entfachen
kann. Kondenswasserbildungen sind
dann vorprogrammiert, wenn im
Winter feuchte Warmluft aus dem
Innenraum auf die kalte Auen-
wand trifft, die bei alten Gebu-
den teilweise nur die Strke eines
halben Ziegels haben kann.
Das Dilemma des scheinbaren
Widerspruchs liee sich mit DIN 830
ordnen: Die Norm DIN 830 be-
schreibt den Gebrauch von Normen.
Kurz gesagt: Erst denken, dann
handeln. Eine Norm gilt fr den
Normalfall. Es kann immer aus tech-
nischer Sicht erforderliche Abwei-
chungen geben, insbesondere
dann, wenn widersprchliche For-
derungen vorliegen.
Standsicherheit
Die tragenden Wnde sowie das
ganze Gebude mssen gem. DIN
1053, Teil 1, Tabelle 3 ausgesteift
sein. Dabei sind Holzbalkendecken
als Scheibe auszubilden, so da die
Deckenbalken und die zugehrige
Deckenschalung die horizontalen
Krfte (Wind, Stabilitt ...) in die
Wnde ableiten knnen.
Dies setzt eine Kraftschlssi-
ge Verbindung der Balken mit dem
Mauerwerk voraus. Zustzlich er-
forderlich ist, da die Schalung
mindestens aus Einzelbretter grer
12 cm Breite besteht. Die Anord-
nung von Zugankern erfolgt gem.
DIN 1053, Teil 1 3.3.3.2.
Der Balkenkopf mu also fixiert
werden, wodurch der Luftumsp-
lung Grenzen gesetzt sind.
Gem Landesbauordnungen
sind in einem mehrstckigen Ge-
bude der Gebudeklasse 2 oder
3 die Decken als F 30-B (30min.
Feuerwiderstand) auszubilden. Dazu
ist ein dichter Anschlu der
Unterdecke unter einer Holzbalken-
decke mit einem geeigneten Ma-
terial (z.B. Gipskarton-Feuerschutz-
platte gem. DIN 18180) auszufh-
ren.
Der Luftumsplung sind damit
eindeutige Grenzen gesetzt.
Wrmeschutz
Die EnEV und die Vorgnger-
verordnungen wie auch die zustn-
dige Norm DIN 4108 fordern eine
luftdichte Bauweise. Dies gilt be-
reits schon seit Jahrzehnten!
Bei der Erneuerung von gr-
eren Flchen der wrmedmmen-
den Hlle besteht gem der EnEV
eine Nachrstverpflichtung.
Aus den vorgenannten Grn-
den ist es aus technischer Sicht
erforderlich, auf der Deckenunter-
seite zum nicht genutzten Dach-
gescho eine Dampfbremse anzu-
ordnen. Diese Dampfbremse ist
dann dauerhaft luftdicht an die
Konstruktion anzuschlieen.
Die Ausbildung der Balkenkpfe
in der obersten Balkenlage zum
Dachboden ist damit relativ ein-
fach auch luftumsplt herzustel-
len.
Schwierig werden die Gescho-
decken zwischen bewohnten und
damit beheizten Rumen. Bei ei-
ner Luftumsplung trifft feuchte
Warmluft auf die kalte Auenwand.
Eine Luftumsplung ist damit auf-
grund der vorprogrammierten Kon-
denswasserbildung gar nicht mg-
lich. Der aus technischer Sicht sinn-
vollste Schutz des Balkenkopfes
besteht daher aus dem Aufbringen
einer zustzlichen Dmmung auf
der Wandauenseite (Wrmedmm-
verbundsysteme), so da gar kei-
ne kalten Flchen entstehen.
Wenn die Dmmung dagegen
wie bei DIN 68800 dargestellt, nur
auf der Stirnseite liegt, kann sich
am Rand der Dmmung Konden-
sat bilden. Entsprechend des Iso-
thermenverlaufs in der Wand ist es
theoretisch erforderlich, auch den
Rand zu dmmen oder die Dm-
mung auf ca. der doppelten Bal-
kenbreite vor Kopf einzulegen.
AUS DER PRAXIS
Schtzen & Erhalten September 2007 Seite 19
Wir machen Holz stark.







DENKMALHOLZSCHUTZ FR
SCHLOSS MORITZBURG.
4-09-7_Anz-Moritzb_190x130_RZ.indd 1 27.06.2007 17:16:41 Uhr
Alternativ ist auf einen dich-
ten Anschlu einer raumseitigen
Dampfsperre um den Balkenkopf zu
achten (Bilder 46). Hier ist sehr
viel aufwendige Detailarbeit not-
wendig, die auch eine entsprechen-
de Planung voraussetzt.
Schallschutz
Die Anforderungen sind derzeit
schwierig zu definieren, da die zu-
gehrige Norm DIN 4109 (1989)
veraltet ist. Sie wird in der vorlie-
genden Rechtssprechung nicht als
a.R.d.T gewertet. Sie ist jedoch als
Technische Baubestimmung gltig.
Aus diesem Grund ist nach Meinung
von Herrn Einemann eine Aufklrung
des Bauherrn zwingend erforderlich.
Er ist darber aufzuklren, welcher
Schallschutz bei den auszufhren-
den Arbeiten erreicht werden kann.
Die Anforderungen aus der (ver-
alteten) Norm fr eine Wohnungs-
trenndecke eines Mehrfamilienhau-
ses betragen:
Trittschall = 53 dB
(erhhter Schallschutz = 46 dB)
Luftschall = 54 dB
(erhhter Schallschutz = 55 dB)
Eine Holzbalkendecke mit Schttung
auf Einschub und Putz auf einem
Putztrger auf der Deckenunterseite
erreicht dagegen nur max. ca. Rw
45 dB. Daraus wird deutlich, da
ein Mindestschallschutz gem. DIN
4109 (89) bei der Wiederherstel-
lung einer alten Konstruktion nicht
erreicht werden kann.
Fr eine merkbare Verbesserung
ist das Aufbringen eines Schwim-
menden Estrichs zu empfehlen. Denn
der Schall wird im wesentlichen ber
die Deckenbalken bertragen.
Bei dem Einsatz von federn-
den Abhngungen sind die Hohl-
rume mit Mineralfaserdmmstof-
fen zu fllen, um eine Resonanz-
schwingung zu dmpfen.
Offene Fugen im Einschub ver-
ringern das Schalldmma um ca.
30 dB!
Vorschlag: Um die bertragung
der Schallschwingungen von
den Deckenbalken auf die flan-
kierenden Wnde zu verringern,
knnten Neopreenlager verwen-
det werden. Dadurch wird die
Wand von der Decke entkoppelt.
Bei Plattenbeschwerungen soll-
te auf einem dnnen Bett aus
Quarzsand verlegt werden (Rie-
selschutz beachten), um eine
ausreichende Dmpfung zu ge-
whrleisten. Dadurch knnen
Verluste von ca. 5 dB vermie-
den werden.
Schttungen bieten bei glei-
cher flchenbezogener Masse
hhere Verbesserungen als Plat-
tenbaustoffe, da durch sie eine
zustzliche Dmpfung der
Schwingungen erreicht wird. Es
ist auf den Einbau von trok-
kenen Schttungen zu achten
(Um = 1,8 %). Schttungen
sind gegen Verrutschen zu si-
chern.
Der Balkenkopf,
Vorschlge zur
Ausfhrung
Die einsetzende kontroverse
Diskussion griff Herr Hhnel auf
und zeigte Lsungsanstze fr ein-
zelne Objekte. Unbeheizte Gebude
ohne Anforderungen des Wrme-
und Schallschutzes (Kirchen,
Stallungen etc.) sind mit luftum-
splten Auflagern zu erstellen.
Die Luftumsplung im normalen
Wohngebude wurde dagegen weit-
gehend durch Dmmung ersetzt
(Bild 7).
Die Schwierigkeiten der Aus-
bildung des Balkenauflagers zei-
gen sich oft erste bei der Ausfh-
rung. Ein besonderes Beispiel sind
hierfr Wandanker (Bild 8). Auch
Bild 4 (links): Nicht nur historische Gebude sind betroffen. Nachtrgliche Er-
stellung einer luftdichten Gebudehlle an einer nur wenige Jahre alten Reihen-
hausanlage. Die Ausbildung der Randanschlsse mittels Kompriband, Klebeband
und Andruckleisten erforderte zeitaufwendige Detailarbeiten nach entsprechen-
der Planung. Bild 5 (Mitte): Detail des Anschlusses Balken/Pfette. Bild 6 (rechts):
Detail des luftdichten Anschlusses an den Balkenkopf.
Aufbau eines Vollholzbalkens im
(historischen) Auenwand-Mau-
erwerk (38,5 cm, MZ 100, MG I),
Fallbeispiel.
Vertikalschnitt
Bild 7: Detailplanung eines Balken-
kopfes in einem Mehretagen Wohn-
haus (Hhnel).
wenn hier die Dmmung vor dem
Hirnende des Balken bercksich-
tigt worden ist, oder ein luftdichter
Folien-Anschlu gewhlt wurde,
knnen wiederum Probleme der
Kondenswasserbildung zwischen
dem kalten Eisen (das als Wrme-
brcke meist noch weiter auen
liegt als der Balkenkopf!) und dem
warmen Innenraum auftreten.
Schlufolgerungen
Eine allgemeingltige Univer-
salformel zur Erstellung des Bal-
kenkopfes kann es nicht geben. Der
von der DIN 68800-2 geforderte,
luftumsplte Balkenkopf ist fr
bestimmte unbeheizte Gebude,
wie Kirchen oder landwirtschaft-
liche Bauten, aber auch die ober-
ste Geschodecke unter einen frei
belfteten Dachboden sinnvoll.
Bei einer typischen Gescho-
decke innerhalb eines Wohnhau-
ses knnen jedoch massive Proble-
Dr. Andr Peylo
.b.u.v. Sachverstndiger fr
Holzschutz und Holzschden
Blumenstrae 22, 21481 Lauenburg
Tel. (0 41 53) 22 82, Fax 58 22 26
E-Mail: [email protected]
Literatur
Ahnert, R.; Krause K.H., 2001: Typi-
sche Baukonstruktionen von 1860 bis
1960. Verlag Bauwesen, Huss-Medien
GmbH, Berlin.
Frick-Knll 1953: Baukonstruktions-
lehre Teil 2 Hochbau, B.G. Teubner
Verlagsgesellschaft, Leipzig
Promnitz, J., 1881: Der Holzbau. G.
Knapps Verlagsbuchhandlung, Leipzig
Stade, F. 1904: Die Holzkonstruktionen.
Verlag M. Schfer, Leipzig. (Als Reprint
im Reprint-Verlag Leipzig o.j. erneut
erschienen).
me auftreten. Hier mu jedes Ob-
jekt einzeln betrachtet werden.
Eine genaue, gewerkbergreifen-
de Detailplanung ist notwendig.
Sobald kein Planer vorhanden ist
und jedes Gewerk nur seinen be-
grenzten Auftrag sieht, sind Fol-
geschden vorprogrammiert.
Als zustzliche Sicherheit ist
daher bei Arbeiten im Bestand ein
chemischer Holzschutz auf Basis von
Borsalzen zu empfehlen, der direkt
vor Ort nur an den kritischen Punk-
ten aufgebracht werden sollte.
Bild 8: Beispiel eines fixierten Auf-
lagers durch aufgeschlagene und
trocken gegen den Balken gesetzte
Lochsteine. Der Balken ist chemisch
geschtzt (industrielle Tauchbe-
handlung). Problematisch kann der
Wandanker werden, der natrlich
wieder eine Wrmebrcke darstellt.
Nicht sichtbar ist die Dmmung vor
dem Hirnholz. Eine Fassadendm-
mung ist nicht erfolgt. Die Luftdich-
ten Anschlsse nach unten (Brand-
schutz) und oben (Schallschutz)
fehlen. Es stellt sich die Frage wie
nach Fertigstellung eine Luftzirkula-
tion erfolgen soll?
AUS DER PRAXIS
Schtzen & Erhalten September 2007 Seite 21
Alternativ ist auf einen dich-
ten Anschlu einer raumseitigen
Dampfsperre um den Balkenkopf zu
achten (Bilder 46). Hier ist sehr
viel aufwendige Detailarbeit not-
wendig, die auch eine entsprechen-
de Planung voraussetzt.
Schallschutz
Die Anforderungen sind derzeit
schwierig zu definieren, da die zu-
gehrige Norm DIN 4109 (1989)
veraltet ist. Sie wird in der vorlie-
genden Rechtssprechung nicht als
a.R.d.T gewertet. Sie ist jedoch als
Technische Baubestimmung gltig.
Aus diesem Grund ist nach Meinung
von Herrn Einemann eine Aufklrung
des Bauherrn zwingend erforderlich.
Er ist darber aufzuklren, welcher
Schallschutz bei den auszufhren-
den Arbeiten erreicht werden kann.
Die Anforderungen aus der (ver-
alteten) Norm fr eine Wohnungs-
trenndecke eines Mehrfamilienhau-
ses betragen:
Trittschall = 53 dB
(erhhter Schallschutz = 46 dB)
Luftschall = 54 dB
(erhhter Schallschutz = 55 dB)
Eine Holzbalkendecke mit Schttung
auf Einschub und Putz auf einem
Putztrger auf der Deckenunterseite
erreicht dagegen nur max. ca. Rw
45 dB. Daraus wird deutlich, da
ein Mindestschallschutz gem. DIN
4109 (89) bei der Wiederherstel-
lung einer alten Konstruktion nicht
erreicht werden kann.
Fr eine merkbare Verbesserung
ist das Aufbringen eines Schwim-
menden Estrichs zu empfehlen. Denn
der Schall wird im wesentlichen ber
die Deckenbalken bertragen.
Bei dem Einsatz von federn-
den Abhngungen sind die Hohl-
rume mit Mineralfaserdmmstof-
fen zu fllen, um eine Resonanz-
schwingung zu dmpfen.
Offene Fugen im Einschub ver-
ringern das Schalldmma um ca.
30 dB!
Vorschlag: Um die bertragung
der Schallschwingungen von
den Deckenbalken auf die flan-
kierenden Wnde zu verringern,
knnten Neopreenlager verwen-
det werden. Dadurch wird die
Wand von der Decke entkoppelt.
Bei Plattenbeschwerungen soll-
te auf einem dnnen Bett aus
Quarzsand verlegt werden (Rie-
selschutz beachten), um eine
ausreichende Dmpfung zu ge-
whrleisten. Dadurch knnen
Verluste von ca. 5 dB vermie-
den werden.
Schttungen bieten bei glei-
cher flchenbezogener Masse
hhere Verbesserungen als Plat-
tenbaustoffe, da durch sie eine
zustzliche Dmpfung der
Schwingungen erreicht wird. Es
ist auf den Einbau von trok-
kenen Schttungen zu achten
(Um = 1,8 %). Schttungen
sind gegen Verrutschen zu si-
chern.
Der Balkenkopf,
Vorschlge zur
Ausfhrung
Die einsetzende kontroverse
Diskussion griff Herr Hhnel auf
und zeigte Lsungsanstze fr ein-
zelne Objekte. Unbeheizte Gebude
ohne Anforderungen des Wrme-
und Schallschutzes (Kirchen,
Stallungen etc.) sind mit luftum-
splten Auflagern zu erstellen.
Die Luftumsplung im normalen
Wohngebude wurde dagegen weit-
gehend durch Dmmung ersetzt
(Bild 7).
Die Schwierigkeiten der Aus-
bildung des Balkenauflagers zei-
gen sich oft erste bei der Ausfh-
rung. Ein besonderes Beispiel sind
hierfr Wandanker (Bild 8). Auch
Bild 4 (links): Nicht nur historische Gebude sind betroffen. Nachtrgliche Er-
stellung einer luftdichten Gebudehlle an einer nur wenige Jahre alten Reihen-
hausanlage. Die Ausbildung der Randanschlsse mittels Kompriband, Klebeband
und Andruckleisten erforderte zeitaufwendige Detailarbeiten nach entsprechen-
der Planung. Bild 5 (Mitte): Detail des Anschlusses Balken/Pfette. Bild 6 (rechts):
Detail des luftdichten Anschlusses an den Balkenkopf.
Aufbau eines Vollholzbalkens im
(historischen) Auenwand-Mau-
erwerk (38,5 cm, MZ 100, MG I),
Fallbeispiel.
Vertikalschnitt
Bild 7: Detailplanung eines Balken-
kopfes in einem Mehretagen Wohn-
haus (Hhnel).
wenn hier die Dmmung vor dem
Hirnende des Balken bercksich-
tigt worden ist, oder ein luftdichter
Folien-Anschlu gewhlt wurde,
knnen wiederum Probleme der
Kondenswasserbildung zwischen
dem kalten Eisen (das als Wrme-
brcke meist noch weiter auen
liegt als der Balkenkopf!) und dem
warmen Innenraum auftreten.
Schlufolgerungen
Eine allgemeingltige Univer-
salformel zur Erstellung des Bal-
kenkopfes kann es nicht geben. Der
von der DIN 68800-2 geforderte,
luftumsplte Balkenkopf ist fr
bestimmte unbeheizte Gebude,
wie Kirchen oder landwirtschaft-
liche Bauten, aber auch die ober-
ste Geschodecke unter einen frei
belfteten Dachboden sinnvoll.
Bei einer typischen Gescho-
decke innerhalb eines Wohnhau-
ses knnen jedoch massive Proble-
Dr. Andr Peylo
.b.u.v. Sachverstndiger fr
Holzschutz und Holzschden
Blumenstrae 22, 21481 Lauenburg
Tel. (0 41 53) 22 82, Fax 58 22 26
E-Mail: [email protected]
Literatur
Ahnert, R.; Krause K.H., 2001: Typi-
sche Baukonstruktionen von 1860 bis
1960. Verlag Bauwesen, Huss-Medien
GmbH, Berlin.
Frick-Knll 1953: Baukonstruktions-
lehre Teil 2 Hochbau, B.G. Teubner
Verlagsgesellschaft, Leipzig
Promnitz, J., 1881: Der Holzbau. G.
Knapps Verlagsbuchhandlung, Leipzig
Stade, F. 1904: Die Holzkonstruktionen.
Verlag M. Schfer, Leipzig. (Als Reprint
im Reprint-Verlag Leipzig o.j. erneut
erschienen).
me auftreten. Hier mu jedes Ob-
jekt einzeln betrachtet werden.
Eine genaue, gewerkbergreifen-
de Detailplanung ist notwendig.
Sobald kein Planer vorhanden ist
und jedes Gewerk nur seinen be-
grenzten Auftrag sieht, sind Fol-
geschden vorprogrammiert.
Als zustzliche Sicherheit ist
daher bei Arbeiten im Bestand ein
chemischer Holzschutz auf Basis von
Borsalzen zu empfehlen, der direkt
vor Ort nur an den kritischen Punk-
ten aufgebracht werden sollte.
Bild 8: Beispiel eines fixierten Auf-
lagers durch aufgeschlagene und
trocken gegen den Balken gesetzte
Lochsteine. Der Balken ist chemisch
geschtzt (industrielle Tauchbe-
handlung). Problematisch kann der
Wandanker werden, der natrlich
wieder eine Wrmebrcke darstellt.
Nicht sichtbar ist die Dmmung vor
dem Hirnholz. Eine Fassadendm-
mung ist nicht erfolgt. Die Luftdich-
ten Anschlsse nach unten (Brand-
schutz) und oben (Schallschutz)
fehlen. Es stellt sich die Frage wie
nach Fertigstellung eine Luftzirkula-
tion erfolgen soll?
AUS DER PRAXIS
Schtzen & Erhalten September 2007 Seite 21
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