Sergej Rachmaninow
Sergej Rachmaninow
Sergej Rachmaninow
"Ich habe nie feststellen können, wozu ich in Wahrheit berufen bin: Zum Komponisten, zum Pianisten
oder zum Dirigenten"
• geboren am 20. März 1873 in Oneg in der Nähe Nowgorods, Pianistenfamilie, Cousin
Alexander Siloti
erster Klavierunterricht bei der Mutter, dann als sechsjähriger Unterricht bei Anna Ornatskaja,
einer ehemaligen Schülerin des Petersburger onservatoriums
• 1881 Umzug nach Petersburg - Stipendium für Petersburger Konservatorium, Unterricht bei
Gustav Kross
• Tod der zweitältesen Schwester Sophia bei Diphterie-Epidmie, Trennung der Eltern,
Finanzielle Unterstützung durch die Großmutter, Sergej schwänzt die Schule und
verschlechtert seine Zensuren extrem
• Durch Vermittlung seine Cousins Alexander Siloti: Aufnahme an das Moskauer
Konservatorium
Als 12jähriger nun erstmals auf sich allein gestellt, wohnt dort bei seinem Lehrer Nikolai
Swerjew und dessen Schwester,strenge Kontrolle, aber auch Besuch von Konzerten und
Aufführungen, sowie Vermittlung von wichtigen Kontakten: Rubinstein, Tschaikowski,
Arensky und Tanejew
• Transkription von Tschaikowskis Manfred Sinfonie für Klavier zu vier Händen - darf sie
Tschaikowski vorspielen - Ansporn zur Komposition des Scherzo F-Dur für Orchester
• Fortgeschrittenenklasse bei Siloti, Kontrapunkt bei Tanejew, Harmonielehre bei Arnesky
• Freundschaft zwischen Rachmaninow und Skjabin
• Bruch mit seinem Lehrer Swerjew, der ihm nicht genügend Freiraum zum Komponiere läßt,
zieht zu seiner Tante Warwara Satina, zwei Stücke für Streichquartett, Motette "Deus Meus",
erste Lieder
• Sommer 1890 erstmals auf dem Landsitz der Silotis, lernt entfernt verwandte Schwestern
Skalon kennen: für Vera Skallon - Cellistin Romanze f-moll für Vc. und Klv.
• Selbst noch Student, unterrichtet bereits eine Klasse für Chorleiter
• In nur zwei Tagen: russische Rhapsodie für zwei Klaviere e-moll
• Juni 1891 - ein Jahr früher als vorgesehen - beendet er sein Klavierstudium mit Auszeichnung
Klavierkonzert op. 1 fis-moll - Siloti gewidmet
Sinfonische Dichtung nach Tolstoi "Fürst Rostislaw"
Klaviertrio Nr. 1 g-moll
Examensarbeit Oper nach Puschkins Poem "Die Zigeuner" - Einakter "Aleko"
• Beginn der Zusammenarbeit mit dem Verleger Karl Gutheil
Klaviertrio Nr. 2 d-moll op. 9 Tod Tschaikowski - ihm gewidmet "A la mémorie d´un grand
Artiste" (wie Tschaikowski mit seinem Trio für Nikolai Rubinstein) :
• Prelude cis-moll op. 3 Nr. 2 - das Werk, das ihn in kürzester Zeit populär machen sollte - Siloti
nimmt es mit in sein ständiges Repertoire auf und macht es überall bekannt
Fantasie für Orchester "Der Fels" op. 7 , Rimsky-Korsakow gewidmet - großer Erfolg
• Musikleherer an einer Mädchenschule
1894 "Capriccio auf Zigeunerthemen op. 12 (Tradition Rimsky-Korsakow Capriccio
Espagnol, Tschaikowsky Capriccio Italien)
• Tournee mit der Geigerin Teresina Tua
UA Sinfonie Nr. 1 d-moll op. 13 Am 15. März 1896 katastrophaler Durchfall
• Die nächsten drei Jahre Depressionen, verhindern jede kompositorische Beschäftigung
Dirigent in Mamontows Operntruppe Erfahrungen als Operndirigent, lernt viele Werke kennen
und den Sänger Schaljapin
In Moskau bei dem Schweizer Spezialisten für Neurologie und Hypnosetherapie Dr. Nikolai
Dahl Behandlung
Klavierkonzert Nr. 2 c-moll op. 18, dem Doktor gewidmet
• 1902 heiratete er sein Kusine und Jugendfreundin Natalia Satina, die ebenfalls am Moskauer
Konservatorium als Pianistin ausgebildet worden war
• 1904 Dirigent des Moskauer Bolschoi-Theaters
1904 Operneinakter "Der geizige Ritter" op. 24 nach der gleichnamigen Tragödie von
Puschkin - literarische Vorlage ohne wesentlich Veränderungen übernommen
"Francesca da Rimini" op. 25 Libretto von Modest Tschaikowski
• 1906 Dresden - unsicheres politisches Klima in Rußland
Sinfonie Nr. 2 e-moll op. 27 (64 Minuten lang!)
Klaviersonate Nr. 1 d-moll op. 28 - durch Goethes Faust angeregt
Sinfonische Dichtung "die Toteninsel" angeregt durch das düster-atmosphärische Gemälde
"Die Toteninsel" von Arnold Böcklin, zitiert wie häufig in seinem Spätwerk das Dies Irae
Thema
• Konzerttourneen und Aufenthalte in Iwanowka wechseln sich ab
Klavierkonzert Nr. 3 d-moll op. 30
1910 Liturgie des Johannes Chrysostomos (20teilige a capella Komposition)
"Russische Oster-Vesper" op. 37 für gemischten Chor
1913 sinfonisches Poem "Die Glocken" op. 35 für Solo-Stimme, gemischten Chor und
Orchester nach den Worten von Edgar Allan Poes gleichnamigen Poem - grandioser Erfolg
• 1. WK Familie nutzt Einladung zu einer Konzertreihe aus Stockholm um mit Ausreisevisa das
Land verlassen zu können, erst Kopenhagen
1918 New York - dort schon große Popularität, 1920 unterschrieb er einen Vertrag bei der
Victor Talking Machine Comapany, der ihm für 25 Aufnahmen in den nächsten fünf Jahren
15000 Dollar Jahreseinkommen garantierte, Vertrag blieb bis zum Lebensende bestehen und
ermöglicht eine beispiellose Dokumentation der interpretatorischen Fähigkeiten
Rachmaninows; zur Hälfte eigene Kompositionen, dann noch Beethoven, Chopin, Debussy,
Grieg, Schubert, Schumann
• von Wohlstand geprägtes Leben - Hauskauf, Chauffeur, Koch
Sommer in Europa, meist in der Schweiz, Töchter Tatjana und Irina - für deren finanzielle
Versorgung Musikverlag 1924 in Paris gegründet Klavierkonzert Nr. 4 g-moll op. 40
1926 Russische Volkslieder op. 41 für Chor und Orchester
• 1931 bezieht er politisch Stellung: zusammen mit dem Chemiker Iwan Ostromyshenski und
Ilja Tolstoi, dem Sohn des Schriftstellers veröffentlicht er in der "New York Times" vom 15.
1.1931 einen Beitrag gegen die Politik Stalins; bringt ihm Aufführungsverbot in Russland ein
• 1931 letztes Werk für Soloklavier: (20) Variationen über ein Thema von Corelli op. 42
• Domizil in der Schweiz Villa Senar (Sergej und Natalia Rachmaninow)
Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43 (24 Variationen) Enthällt auch Dies Irae
1936 Sinfonie Nr. 3 a-moll op. 44 - triumphaler Erfolg
• 2. WK Long Island
Sinfonische Tänze op. 45 (dritter Satz Dies Irae eingewoben)
• 1942 letzter Umzug Haus in Beverly Hills in der Nähe des Wohnsitzes von Wladimir
Horowitz - gemeinsames musizieren Konzertreisen
• 70. Geburtstag, Krebsleiden
• Tod am 28. März 1943
“Sein großes Talent hat schon seit langem nicht nur die Aufmerksamkeit in
Russland auf sich gezogen, sondern auch im Ausland. Erst jetzt aber scheint
es, als sei dieses Talent sich seiner inneren Kraft völlig bewusst und deshalb
frei von dem früheren Zwang, außergewöhnlichen Effekten der Harmonik und
Instrumentierung hinterherzulaufen. Die klassische Klarheit der Form, die
Weite der Melodien, die Üppigkeit und Kraft der Harmonik zwingen uns, das
Werk im echten Sinne des Wortes als bemerkenswert anzusehen.“
Das Konzert genießt bis heute eine große Popularität wegen seiner ganz der Romantik
geschuldeten, liedhaft-melodiösen Themen. Selbst Rachmaninows 3. Klavierkonzert
von 1909, das ähnlich angelegt ist, konnte ihm trotz großer Anerkennung nicht den
Rang ablaufen.
Das Klavier beginnt solistisch mit acht Akkorden, die gleichsam Glockenschlägen
wie aus der Ferne tönen und sich in der Lautstärke allmählich steigern. Um diese wie
vorgesehen spielen zu können, braucht man große Hände, weil die Akkorde der linken
Hand in Dezim-Intervalle eingebunden sind. Rachmaninow selbst, obwohl er große
Hände besaß, spielte allerdings in seiner Tonaufnahme von 1929 in allen Akkorden ab
dem zweiten das große F wie einen Vorschlag; insofern hat auch diese Variante, die
für kleinere Hände geeignet ist, Gültigkeit.
Das erste Thema, eine schwermütige Melodie in c-Moll, setzt in Takt 11 im Orchester
ein und wird von wirbelnden Läufen im Klavierpart begleitet. Ab Takt 28 wird das
Thema von den Celli bzw. später Streichern weitergesponnen. Das Klavier übernimmt
in Takt 55, löst die Fortsetzung ab Takt 63 in eine Art Kadenz auf. Arhythmische
Akkorde leiten das zweite, lyrische Thema in Es-Dur ein. Beginnend in Takt 83 wird
es zunächst vom Klavier vorgestellt und schließlich vom Solisten wie dem Orchester
weitergesponnen.
Die Durchführung beginnt in Takt 161 mit dem ersten Motiv des ersten Themas, dem
die Querflöte mit dem Zuruf as’’ – b’’ – g’’ – as’’ – c’’ antwortet. Dieser Zuruf gewinnt
im Folgenden an Bedeutung, wird moduliert und vom Klavier aufgegriffen. In
Tonrepetitionen und markanten Akkorden bestimmt es schließlich das Wesen der
Durchführung. Es wird von einer Tonart in die nächste geführt, die Modulationen
reichen bis Gis-Dur. Motive des zweiten Themas scheinen in der Durchführung
ebenfalls auf (z.B. ab Takt 218), werden aber fast nicht wahrgenommen, weil das
Klavier sie überlagert. Die Reprise beginnt in Takt 246 im Orchester, dem das Klavier
in massiver Bestimmtheit das Zuruf-Motiv akkordisch entgegensetzt. Das zweite
Thema (As-Dur) folgt rasch (Takt 298 in den Hörnern), ab Takt 314 wird die
Schlussphase des ersten Satzes eingeleitet.
Das Adagio sostenuto steht in E-Dur. Sein erstes Thema beginnt in Takt 9, die
Querflöte stellt es vor, die Klarinette übernimmt es. Das Klavier verharrt in einer
begleitenden Funktion. Ab Takt 24 tauschen Solist und Orchester die Rollen. In Takt
47 tritt ein weiteres, etwas leidenschaftlicheres Thema in Moll hinzu, das Orchester
und Klavier durchführen. Abgerundet wird der Satz durch das Aufgreifen des ersten
Themas, mit dem er auch beschlossen wird.
Der US-amerikanische Songwriter Eric Carmen hat für den Song All By Myself das
Thema übernommen.
Der 3. Satz (Tonart: c-Moll) beginnt mit einem Dialog zwischen Orchester und
Klavier, das sich in virtuosen Läufen präsentiert. Das eigentliche Thema, das
sprunghafte Kadenzen mit Läufen kombiniert, beginnt in Takt 43. Ein Zwischenmotiv
(Takt 75) leitet den Übergang zu einem zweiten Thema ein, das in Takt 106 beginnt.
Seine Durchführung mündet in einem erneuten Aufgreifen des Themas sowie in
einem an die Virtuosität eines Pianisten hohe Ansprüche stellenden Schlusspart.
Inhaltsverzeichnis
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• 1 Kindheit
• 2 Studienzeit
• 3 Erste Erfolge
• 4 Selbstzweifel
• 5 Neue Wege
• 6 Dresden
• 7 Der „letzte Romantiker“
• 8 Alexander Skrjabin
• 9 Exil
• 10 Letzte Station
• 11 Der Medienhasser
• 12 Werke
o 12.1 Sinfonische Werke
o 12.2 Tondichtungen
o 12.3 Klavierkonzerte
o 12.4 Kammermusik
o 12.5 Klaviermusik
o 12.6 Opern
o 12.7 weltl. und geistl. Chorwerke mit und ohne Orchester
o 12.8 Lieder
• 13 Literatur
• 14 Sonstiges
• 15 Weblinks
• 16 Einzelnachweise
Kindheit [Bearbeiten]
Sergei Rachmaninow war das vierte von insgesamt sechs Kindern aus der Ehe des
Wassili Arkadjewitsch Rachmaninow und seiner Frau Ljubow Petrowna Butakowa.
Die Ehefrau brachte Vermögen in Form von fünf Landgütern in die Ehe ein. Dem
Vater, einem gutmütigen und geselligen Fantasten, fehlte jedoch jedes ökonomische
Verständnis für eine Bewirtschaftung. Innerhalb von zehn Jahren führte er die
Betriebe in den Ruin. Die finanziellen Sorgen belasteten die Ehe schwer. Als 1882
auch das letzte Gut Oneg aufgegeben werden musste, zog die Familie nach Sankt
Petersburg, wo sich die Eltern schließlich endgültig trennten.
Den ersten Klavierunterricht erhielt der junge Rachmaninow mit vier Jahren von
seiner Mutter, anschließend von einer Absolventin des Sankt Petersburger
Konservatoriums. Sein Vater und sein Großvater waren zwar beide keine
ausgebildeten Musiker, konnten aber in geselligen Runden auf Zuruf beliebte
Melodien mit einer improvisierten Begleitung zum Besten geben. In Petersburg
besuchte Rachmaninow das dortige Konservatorium und erhielt dort neben
Klavierunterricht auch Unterricht in Musiktheorie und allgemeinbildenden Fächern.
Nachdem Rachmaninows Schwester Sofia an Diphtherie gestorben war und seine
Eltern sich getrennt hatten, wurde die Belastung für seine Mutter sehr groß. Zu allem
Überfluss scheiterte Rachmaninow bei der Abschlussprüfung in den
Allgemeinfächern. Das Stipendium wurde ihm entzogen, und er musste das
Konservatorium verlassen. Die ratlose Mutter wandte sich daraufhin an ihren Neffen
Alexander Siloti (ein älterer Cousin Rachmaninows), welcher gerade als neuer Stern
am russischen Pianistenhimmel gefeiert wurde. Dieser hörte dem jungen
Rachmaninow beim Klavierspiel zu und erkannte die große, jedoch völlig
unausgebildete Begabung Rachmaninows. Daraufhin schlug Siloti vor, Rachmaninow
die Klasse des Klavierpädagogen Nikolai Sergejewitsch Swerew (1832–1897) am
Moskauer Konservatorium besuchen zu lassen. Mit gerade einmal 100 Rubel, mehr
konnte die Familie nicht aufbringen, wurde Sergei nach Moskau entlassen. Die
unbeschwerte Kindheit Rachmaninows nahm ein Ende und wich den nun folgenden
Lehrjahren.
Studienzeit [Bearbeiten]
Rachmaninow kam 1885 in Moskau an. Swerew ließ immer drei besonders begabte
Schüler bei sich wohnen, und so fand Rachmaninow auf diese Weise eine Unterkunft.
Swerew verlangte weder ein Entgelt noch ein Honorar für die Unterrichtsstunden, und
er übernahm sogar die Kosten für den Französisch- und einen Deutschlehrer. Im
Gegenzug forderte er von seinen Schülern ein äußerst diszipliniertes Studium: Lob
gab es intern allenfalls in Form billigender Kenntnisnahme, sobald jedoch Dritte
anwesend waren, überschlug er sich in Anerkennung.
Selbstzweifel [Bearbeiten]
Der Erfolg verleitete Rachmaninow zu einem aufwendigen Lebensstil, der seine
Reserven rasch aufzehrte. Er hatte in Gutheil zwar einen treuen Verleger in Moskau,
der alles veröffentlichte, was Rachmaninow niederschrieb, trotzdem verschärften sich
seine finanziellen Probleme. Er versuchte, nebenbei Klavierstunden zu geben, war
aber pädagogisch unbegabt. Weil ihm das Reisen verhasst war, brach er eine
Konzerttournee durch mehrere Städte Russlands ab, obwohl diese einträglich hätte
sein können. Zur gleichen Zeit fiel auch seine 1. Sinfonie in d-Moll bei Kritikern und
Publikum durch: Uraufgeführt am 15. März 1897 in Sankt Petersburg unter der
Leitung von Alexander Glasunow, stieß das Werk beim Publikum auf Ablehnung, der
Kritiker César Cui fühlte sich beim Hören gar an die „Zehn ägyptischen Plagen“
erinnert. Glasunow, der weder Rachmaninow noch seine 1. Sinfonie mochte, gab
später im privaten Kreis zu, das Werk bei der Uraufführung im betrunkenen Zustand
dirigiert zu haben. Rachmaninow, der von sich aus nicht gerade eine Frohnatur war,
sondern eher eine Tendenz zur Schwermütigkeit aufwies, geriet durch die
vernichtende Kritik in eine tiefe Schaffenskrise, die ihn in Depressionen führte. Er
komponierte nicht mehr, sondern arbeitete stattdessen zeitweilig als Dirigent an der
Moskauer Russischen Privatoper. Der Familie Satin gelang es schließlich, ihn dazu zu
überreden, sich in ärztliche Behandlung zu begeben.
Hilfe fand Rachmaninow bei einem der russischen Pioniere auf dem Gebiet der
Psychiatrie, Dr. Nikolai Dahl, dem es gelang, ihm sein Selbstvertrauen
zurückzugeben. Dahl behandelte seinen berühmten Patienten mittels Hypnose.
Rachmaninow schrieb hierüber später:
„Ich hörte die gleichen hypnotischen Formeln Tag für Tag wiederholt,
während ich schlafend in Dahls Behandlungszimmer lag. „Du wirst dein
Konzert schreiben… du wirst mit großer Leichtigkeit arbeiten… Das Konzert
wird von exzellenter Qualität sein…“ Es waren immer dieselben Worte, ohne
Unterbrechung. Auch wenn es unglaublich erscheint, diese Therapie half mir
wirklich. Im Sommer begann ich zu komponieren. Das Material wuchs, und
neue musikalische Ideen begannen sich in mir zu regen.“
Im Jahre 1904 nahm Rachmaninow eine neue Herausforderung an: Er wurde Dirigent
am Bolschoi-Theater. Zwei Jahre sollte diese Tätigkeit dauern. Unter seiner Ägide
wurden gleich neue Regeln eingeführt: Das Dirigentenpult, das seine Vorgänger – aus
welchen Gründen auch immer – neben den Souffleurkasten platziert hatten,
verfrachtete er zurück in den Orchestergraben. Außerdem verfügte er, dass
Instrumentengruppen während einer Aufführung nicht einfach „abtauchten“, wenn sie
über längere Passagen nichts zu tun hatten – das traf vor allen Dingen die Blechbläser,
die gern den Orchestergraben während der Zeit ihrer Nichtbeanspruchung verließen.
Mit seinem harten Durchgreifen war Rachmaninow erfolgreich, und die
Besprechungen seiner Aufführungen waren in der Presse sehr positiv:
„Man kann sagen, dass mit der Leitung des Bolschoi-Orchesters durch
Rachmaninow sofort ein neuer Geist wehte, und das, wovon wir in unseren
Kritiken nur zu träumen wagten, der Verwirklichung entgegensieht. (…) Wir
werden natürlich alle neuen Schritte Rachmaninows in der Laufbahn des
Opernkapellmeisters mit größtem Interesse verfolgen, denn seine Tätigkeit
verspricht unserer Bühne viel Gutes.“
Dresden [Bearbeiten]
Ab 1906 und in den zwei Folgejahren verbrachte die Familie Rachmaninow die
Wintermonate in Dresden. Rachmaninow würdigte das musikalische Kapital der Stadt
wie der Region überhaupt, die Arbeit an neuen Kompositionen verband er mit
Besuchen der Semperoper und des Leipziger Gewandhauses. Am Trachenberger Platz
erwarb er ein großes Mehrfamilienhaus, zu dem er bis in die 1990er Jahre als
Eigentümer, Wohnsitz: New York, eingetragen war. In Dresden entstanden die 2.
Sinfonie op. 27, die 1. Klaviersonate op. 28 und die sinfonische Dichtung Die
Toteninsel op. 29. Das gleichnamige Gemälde von Arnold Böcklin hatte er als
Schwarz-Weiß-Druck gesehen; als er es später im Original zu Gesicht bekam, notierte
er:
„Ich war von der Farbe des Gemäldes nicht besonders bewegt. Hätte ich das
Original zuerst gesehen, hätte ich Die Toteninsel womöglich nicht
geschrieben.“
1909 bereitete sich Rachmaninow intensiv auf eine Tournee durch die Vereinigten
Staaten vor. Zu diesem Zweck komponierte er sein 3. Klavierkonzert in d-Moll, ein
Konzert, das ähnlich große Popularität wie das zweite erlangt hat. Seine exorbitante
Virtuosität war selbst Rachmaninow nicht geheuer; noch auf der Überfahrt nach
Amerika übte er daran mit Hilfe einer stummen Klaviatur. Die Auftritte in den USA
konnte er als Erfolg verbuchen, auch wenn er persönlich vom amerikanischen
Publikum enttäuscht war und nicht verstehen konnte, dass sie ihn nur auf den
Komponisten des berühmten cis-moll-Präludiums reduzierten (eines Klavierstücks
übrigens, von dem Rachmaninow finanziell nichts hatte, da er sich die Urheberrechte
daran nicht hatte sichern lassen.)
1910 begann sich die russische Musikszene zu spalten. Eine Gruppe um den
Komponisten Alexander Skrjabin propagierte neue Wege in der Tonalität.
Rachmaninow konnte dem nichts abgewinnen. Auch unter den Musikkritikern
verhärteten sich die Fronten. Über Rachmaninow schrieb Wjatscheslaw Karatygin:
Russischer Komponist: schon als Kind zeigte er Neigung für das Klavierspiel
und mit fünfzehn hatte er das Glück, die Leitung des Orchesters eines reichen
Mäzens zu übernehmen.
1855 kam er nach St. Petersburg, wo er Glinka begegnete, der ihn bestärkte,
so etablierte er sich als Pianist- und Klavierlehrer.
Cui und Moussorgsky waren damals seine Schüler und das war der Beginn
des sogenannten „Mächtigen Häufleins", einer Komponistengruppe, die sich
um Balakirew scharte.
1869 schrieb Balakirew die lange Klavierphantasie „Islamej", die noch immer
als eines der schwierigsten Stücke des Repertoires angesehen wird.
Komponieren war für ihn ein langwieriger und schwieriger Prozeß, denn er
war durch tiefe Depressionen und heftige Migräneanfälle schwer
beeinträchtigt.
Nach elf Jahren verließ er diese Stellung, um sich ganz dem Komponieren
widmen zu können, 1898 vollendete er seine Erste Symphonie.
Er führte ein Einsiedlerdasein und nur weniges von seiner Musik wurde dem
Publikum bekannt.
Sein Einfluß als Komponist war gewichtiger als die Summe seiner Werke.
Sein Tod löste wenig Trauer aus, aber Balakirew hatte der russischen Musik
eine eigenständige Entwicklungsmöglichkeit gewiesen.