Schwarze Loecher
Schwarze Loecher
Schwarze Loecher
Inhaltsverzeichnis
1 2 3 4 5 6 7 8 Einleitung Tensorkalkl Kurze Zusammenfassung der Allgemeinen Relativittstheorie Die Schwarzschildmetrik Die Kerr Lsung Ereignishorizont Singularitt Schwarze Lcher
8.1 8.2 Stellare Schwarze Lcher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hypernova . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2.1 8.2.2 8.3 Sternkollaps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sternexplosion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1 Einleitung
Im Jahr 1967 erndet der theoretische Physiker John Archibald Wheeler den Begri Schwarzes Loch und benennt damit ein Phnomen, welches bereits 51 Jahre zuvor in der Theorie diskutiert wurde. Einfach gesagt kann man sich Schwarze Lcher in der Astrophysik als Objekte extrem hoher Dichte vorstellen, welche so starke Gravitationsfelder besitzen, dass selbst Licht diese nicht verlassen kann. Hierbei spielt die wichtige konzeptionelle Einsicht eine entscheidende Rolle, dass jede Form von Energie (oder Impuls, Druck , ...) der Gravitationswechselwirkung unterliegt, also auch Licht. Die Physik Schwarzer Lcher wird durch die Allgemeine Relativittstheorie (ART) beschrieben, die 1916 von Albert Einstein aufgestellt wurde. Im Rahmen der Speziellen Relativittstheorie (SRT) waren zunchst Raum und Zeit zur vierdimensionalen Raumzeit verknpft worden, die hier aber noch unwandelbar war. In der ART wird erlaubt, dass sie sich dynamisch entwickelt und dabei vielfltige Formen annimmt. Hintergrund ist die quivalenz von trger und schwerer Masse, die zur Folge hat, dass sich die Masse z.B. eines Probeteilchens aus der Bewegungsgleichung herauskrzt, was gestattet, die Wirkung der Gavitation als eine Eigenschaft des Raumes geometrisch zu deuten. Im leeren Raum kann man sich die Raumzeit als plane Flche vorstellen, Masse (und jede andere Form von Energie, Impuls, Druck, ...) erzeugt eine Krmmung in der Raumzeit. Die Strke der Krmmung hngt z.B. von der Dichte des sich im Raum bendenden Objekts ab. Eine weitere Erkenntnis ist, dass Licht der Raumzeit folgt weil es sich nach dem Huygenschen Prinzip entlang des schnellsten Weges ausbreitet (entlang einer Geodten), was zur Konsequenz hat, dass Licht durch Masse abgelenkt wird. Von einem Schwarzen Loch ist die Rede, sobald die Raumzeit in einem inneren Bereich, durch ein Objekt extremer Dichte derart verzerrt ist, dass die Fluchtgeschwindigkeit aus diesem Gebiet, die Lichtgeschwindigkeit bertreen wrde. Die Grenzche zu diesem inneren Raumbereich wird als Ereignishorizont bezeichnet, welcher an Gre gewinnt je massereicher das Schwarze Loch wird. Klassisch wird Gravitation im Rahmen der Allgemeinen Relativittstheorie durch die Einsteinsche Feldgleichung beschrieben. Die erste Lsung dieser Gleichung fand der deutsche Astronom Karl Schwarzschild im Jahr 1916, die sog. Schwarzschild-Lsung. Erst 47 Jahre spter gelang es dem neuseelndischen Mathematiker Roy Patrick Kerr eine weitere, fr Schwarze Lcher relevante Lsung zu prsentieren, die sog. Kerr-Lsung. Der Unterschied zur Schwarzschild-Lsung besteht darin, dass diese fr das weit realistischere Modell rotierender Schwarzer Lcher Gltigkeit besitzt. Desweiteren befasste sich diese Arbeit mit der Entstehung Schwarzer Lcher und ihrer Klassizierung. Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Analyse, auf welche Weise Materie von auen in Schwarze Lcher fallen kann. Die Drehimpulserhaltung ermglicht dies vor allem bei Ausbildung einer Akkretionsscheibe. Am Ende unserer Darstellung werden wir kurz diskutieren, dass Schwarze Lcher nicht zu 100 Prozent schwarz sind, denn sie geben thermische Strahlung ab. Diese 1975 nach ihrem britischen Entdecker benannte Hawking-Strahlung basiert auf Eekten sowohl der Quantenfeldtheorie als auch der Allgemeinen Relativittstheorie und der Thermodynamik. Dieser Umstand macht Schwarze
Lcher zu einem der interessantesten Themen der Theoretischen Physik, da ihr besseres Verstndnis einhergeht mit einer Aufklrung der fundamentalen Beziehung zwischen Quantenfeldtheorie und Thermodynamik.
2 Tensorkalkl
Um die Relativittstheorie adquat zu beschreiben bentigt man die Tensor-Rechnung, deshalb werden wir nun kurz die Denition von Tensoren zusammenfassen. Mathematisch werden Tensoren und ihre Eigenschaften im Rahmen der Dierentialgeometrie untersucht. Wir sind hier aber nur an speziellen Tensoren und speziellen vierdimensionalen Mannigfaltigkeiten interessiert. Tensoren nullter Ordnung sind Skalare, Tensoren erster Ordnung knnen als Vektoren geschrieben werden und Tensoren zweiter Ordnung als Matrizen. In der ART werden vor allem Tensoren 2.Stufe verwendet, welche als 4x4 Matrizen dargestellt werden knnen. Diese Tensoren sind symmetrisch, so dass von den jeweils 16 Matrixkomponenten nur 10 frei whlbar sind.
Kontravariante Tensoren
Tensoren werden deniert durch ihr Transformationsverhalten. Kurz gesagt ist ein Tensor ein Objekt, dass sich wie ein Tensor transformiert, im Unterschied zu z.B. einem n-Tupel beliebiger Zahlen. Sogenannte kontravariante Vektoren bzw. Tensoren 1.Ordnung sind Gren
Xa
xa
Koordinatentransformationen verhalten:
Xa=
x a b X xb
(1)
Ein Beispiel hierfr sind Tangentialvektoren an Kurven. Kontravariante Indizes von Tensoren werden dadurch kenntlich gemacht, dass diese Indizes hochgstellt werden. Fr Tensoren 2.Ordnung welche in der ART eine groe Rolle spielen gilt dann:
X ab =
x a x b cd xc x d X
(2)
Kovariante Tensoren Diese sind so deniert, dass sie sich mit der inversen Transformationsmatrix der kontravarianten Tensoren transformieren. Sie werden durch untenstehende Indizes gekennzeichnet.
Xa =
xb X x a b
(3)
Die Metrik
Jeder symmetrische kovariante Tensor zweiter Ordnung deniert eine sog. Metrik. Mithilfe dieser ist es mglich, Aussagen ber Entfernungen und Lngen der Vektoren auf einer Mannigfaltigkeit zu treen. Diese Aussagen sind jedoch nur lokal gltig und sagen nichts ber die globale Struktur aus. In der ART ist dies die Minkowski Metrik. Der innitesimale invariante Abstand zwischen zwei Punkten
xa
und
xa + dxa
ist:
(4)
x x x
1 x 2 3
= ct = x1 = x2 = x3
(5)
Wobei
x1 , x2 , x3
Die Einstein-Gleichung ist eine Tensorgleichung fr Tensoren 2. Ordnung. Deshalb transformeiren sich die linke und rechte Seite der Gleichung in der selben Weise und die Einstein-Gleichung gilt in jedem Bezugsystem. Whrend in der klassischen Gravitationstheorie nur die Masse gravitiert, erfordert die ART die Identikation eines Tensors, d.h. eines Objekts mit wohldeniertem Transformationsverhalten, welches im nichtrelativistischen Grenzfall und fr schwache Gravitatiosnfelder durch die Masse dominiert wird. Dies ist der sogenannte Energie-Impuls-Tensor, dessen 00-Komponente die Energiedichte ist, die sich nichtrelativistisch auf die Massendichte reduziert. Auf diese Weise enthlt die Einstein-Gleichung, d.h. die wesentliche Gleichung der von Einstein 1916 publizierten ART, auch die wohl bekannteste physikalische Formel Einstein-Gleichung wie folgt umformulieren.
E = m c2 ,
geht aber
weit darber hinaus. Da Masse eben eine Form von Energie ist, kann man den Inhalt der
oder noch genauer Jeder Eintrag im Energie-Impuls-Tensor krmmt die Raumzeit. Der Abstand zwischen zwei Ereignissen wird durch das Linienelement
ds
beschrieben.
ds2 = c2 d 2 = g dx dx
(6)
Dieses Linienelement wurde so gewhlt, dass es unter Koordinatentransformationen invariant ist. Dadurch ist es mglich die Koordinaten beliebig an das jeweilige Problem anzupassen ohne dass sich die Form der Grundgleichungen ndern. Impulsen, ... da diese ja die Raumzeit krmmen.
abhngig von der Wahl des Koordinatensystems sowie der vorhandenen Masse, Energien,
Einstein`sche Feldgleichungen
Einstein gelang es, den metrischen Tensor mit der klassischen Feldgleichung
= 4G
zu verknpfen.
Er erhielt:
G = R 1 g R = 8G T 2 c4
Dies sind die
(7)
R R
und enthlt Informationen ber die Krmmung eines Raumes. Im Zusammenhang mit der Schwarzschild-Metrik wird er uns wiederbegegnen. gleich der Spur des Ricci-Tensors ist.
ist der Energie-Impuls-Tensor, welcher die Materie beschreibt. Somit verknpft die
Feldgleichung Energie. Impuls, Druck ... mit der Geometrie des Raumes. Falls keine Materie vorhanden ist, wir uns also im Vakuum benden verschwindet der Energie-ImpulsTensor (T
= 0).
Feldgleichungen.
G = R 1 g R = 0 2
R ist eine andere Schreibweise fr
(8)
R .
R = 0
(9)
Die Lsung der Einstein-Gleichungen fr beliebige Energie-Impuls-Tensoren ist extrem schwer, da es sich um partielle und nicht um gewhnliche DGL handelt, und typischerweise nur mithilfe numerischer Methoden mglich. Analytische Lsungen kann man nur fr
Probleme mit hoher Symmetrie nden. Bei der Herleitung der Einstein-Gleichungen wurde ein
neue Theorie bei einem geeignet gewhlten Grenzbergang die frheren, erfolgreichen Theorien reproduzieren muss. Dementsprechend muss sich die Einsteinsche Feldgleichung bei schwachen Gravitationsfeldern und geringen Geschwindigkeiten an die Poisson-Gleichung aus der Newtonschen Theorie annhern. Die Feldgleichung fr den Vakuumfall kann man weiter umformen indem man die Denitionen des Riemann'schen Krmmungtensors sowie die Christoel-Symbole verwendet. Man erkennt, dass der Einstein Tensor lediglich aus Ableitungen des metrischen Tensors besteht, weshalb er durch diesen vollstndig beschrieben wird. Der metrische Tensor legt somit alle Eigenschaften einer vierdimensionalen, gekrmmten Raumzeit fest.
4 Die Schwarzschildmetrik
Die Schwarzschild Metrik wurde von Karl Schwarzschild 1916 verentlich, und ist die erste Lsung von Einstein's Feldgleichung. Sie gibt das Gravitationsfeld auerhalb einer nichtrotierenden, kugelsymmetrischen Massenansammlung in einem ansonsten leeren Raum an und ist somit nicht in allen Fllen gltig. Jedoch konnten bereits durch diese Lsungen viele Phnomene, wie z.B. die Rotverschiebung durch Gravitation oder die Ablenkung von Lichtstrahlen erklrt werden. Sie ist auch fr sehr starke Gravitationsfelder kompakter Objekte wie z.B. schwarzer Lcher gltig. Da der Raum auerhalb der zentralen Masse leer ist, muss die Schwarzschild Metrik dort die Vakuum-Feldgleichung lsen.
R = 0
(10)
Wie bereits erwhnt handelt es sich bei den Feldgleichungen um komplizierte nichtlineare Gleichungen welche nicht in vollster Allgemeinheit gelst werden knnen, jedoch erlaubt die starke Symmetrie des Problems deutliche Vereinfachungen. Es erscheint sinnvoll fr dieses Problem sphrische Koordinaten zu whlen.
x0 = ct x1 = r x2 = x3 =
Da das Problem kugelsymmetrisch und zeitunabhngig ist, muss Transformationen
(11)
ds2
dx0 dx0 , d d
und
d d gr , gr , g , g0i
verschwinden.
brig bleiben nur die Diagonalelemente des Metrischen Tensors. Setzt man dies in (3) ein, kommt man auf den Standardansatz fr eine isotrope und statische Metrik:
(12)
unbekannte Funktionen von r und t. Im Grenzfall r gegen Unendlich verschwindet das Newtonsche Gravitationspotential und die Metrik wird zur Mikowskimetrik, also A und B gehen gegen eins. Der Term r=const zwar
r2 (d2 + sin2 d2 )
Kugeloberche. Zu beachten ist, dass fr A ungleich 1 der Flcheninhalt der Kugel bei
4r2
ist, die Punkte darauf jedoch nicht den Abstand r vom Mittelpunkt
haben da der Raum gekrmmt ist. Smtliche bisherige Schritte haben nur die Symmetrie des Problems ausgenutzt. Um nun die Funktionen A und B zu bestimmen mssen wir die Christoel-Symbole einfhren. Sie sind als
=
deniert.
g g 2 ( x
g x
g x )
(13)
Die Christoelsymbole erlauben es z.B. die physikalische Drehung eines Vektors zu unterscheiden von der nderung seiner Kooerdinaten aufgrund der Krmmung des verwendeten Koordinatensystems. Die zentrale Gre ist die kovariante Ableitung, z.B. eines Vektors
A A = ||
A x
+ A
(14)
Whrend die normale partielle Ableitung von (unphysikalischen) Koordinatentransformationen verndert wird, beschreibt die kovariante Ableitung von A einen physikalischen Tensor zweiter Stufe. Der Ricci-Tensor berechnet sich aus den Chrsitoel-Symbolen gem
R =
+ +
(15)
bestimmen. Diesen kann man sich als ein koordinaten-unabhngiges Ma fr die Krmmung eines Raumes vorstellen. Damit ein Krper einem Gravitationsfeld entiehen kann, muss seine kinetische Energie gro genug sein um dieses Potential zu berwinden. Bei Licht ist das Verhltnis von
kinetischer Energie zu totaler Energie am grten. Wenn deshalb nicht einmal Licht aus einem Gravitationsfeld entweichen kann, kann dies auch nichts anderes. Im Weltall gibt es viele sehr kompakte Objekte, bei denen dies der Fall ist, eben die Schwarzen Lcher. Hierzu ist es ntig, dass ein Objekt der Masse M eine Ausdehnung hat, die einen kritischen Radius unterschreitet, den sog. Schwarzschildradius:
RS = 2GN M/c2
3M MS km
(MS ist die Sonnenmasse) Dieser hngt somit nur von der Masse des Zentralobjektes ab. Man unterscheidet hierbei zwischen der ueren und der Inneren Schwarzschild Lsung.
uere Schwarzschildlsung
Sie lautet:
ds2 = (1
2M r )
dt2 + (1
2M 1 r )
dr2 + r2 d2 = g dx dx
(16)
mit
d2 = d2 + sin2 d2
Diese Lsung ist nur fr das Gebiet ausserhalb des Ereignishorizonts gltig. Die Schwarzschildlsung lst die Feldgleichung fr ein kugelsymmetrisches, ungeladenes und statisches Objekt im Vakuumfall, also z.B. die Sonne. Sobald man die Rotation mitbercksichtigt, verliert das Objekt seine Kugelsymmetrie und man bentigt eine neue Lsung. Bei geringer Rotation trit sie noch relativ exakt zu. Interessant bei dieser Lsung ist das bei
r=0
dass dort die Krmmung des Raumes unendlich gro wird. Dieser Punkt macht physikalisch (vermutlich) keinen Sinn, da er eine unendlich hohe Materiedichte haben msste. Wenn man statt den Schwarzschild Koordinaten die Kruskal-Szekeres-Koordinaten verwendet, kann dieses Problem umgangen werden.
Den Radius
r = 2M
horizont bendet. Ab dieser Entfernung kann nicht einmal mehr Licht der Anziehung durch das Schwarze Loch entkommen und wird verschluckt. Dieser Tatsache verdankt das Schwarze Loch auch seinen Namen. Wenn man sich diese Lsung geometrisch veranschaulicht erhlt man den Flamm'schen Paraboloid.
Innere Schwarzschildlsung
Dies ist eine Lsung, welche nur innerhalb des Krpers Gltigkeit bestitzt. Die Innere Schwarzschildlsung beschreibt eine homogene Flssigkeitskugel und kann grasch als Kelchform dargestellt werden. Das Problem der Singularitt bei auf. Mchte man nun die beiden Lsungen vereinen, muss gelten, dass an der Grenzche die Metrik und ihre ersten Ableitungen bereinstimmen.
r=0
10
ds2 = dt2
2 2 dr
2 d2 (r2 + a2 )d2
br (dt 2
ad)2
(17)
mit
= sin2 , = r2 br + a2 , b = 2M
und
2 = r2 + a2 (1 )
Die Lichtgeschwindikeit c und die Gravitationskonstante G wurden gleich Eins gesetzt, d.h. man misst z.B. alle Geschwindigkeiten in Einheiten der Lichtgeschwindigkeit. Der Parameter a heit Kerr-Parameter, ist er Null verwindet die Rotation und man erhlt die Schwarzschild Lsung.
6 Ereignishorizont
Wie schon in der Einleitung angesprochen kann fr Schwarze Lcher ein Ereignishorizont mathematisch ermittelt werden. Dieser Ereignishorizont stellt eine kugelfrmige Grenzche dar, auf welcher die Fluchtgeschwindigkeit der Vakuumlichtgeschwindigkeit entspricht. Der Speziellen Relativittstheorie nach kann die Lichtgeschwindigkeit nicht berschritten werden. Demzufolge wird es nach Passieren des Ereignishorizontes kein Zurck mehr geben, was die Annahme nahelegt, dass alle Ereignisse innerhalb des Ereignishorizonts nicht beobachtbar sind. Diese Tatsache trennt unser Universum in beobachtbare und nicht beobachtbare Bereiche. Um den Radius des Ereignishorizonts zu berechnen, muss unterschieden werden, ob der
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Radius fr die Schwarzschild-Lsung (Schwarzschildradius), oder fr die Kerr-Lsung, demnach fr rotierende Schwarze Lcher, berechnet werden soll.
Schwarzschildradius:
rS
2GM c2
m M 1, 485 1027 kg
(18)
rH
GM c2
( GM )2 a2 c2
(19)
a=
J Mc
Hier wird die im letzten Kapitel getroene Aussage besttigt, dass die Kerr-Lsung der Schwarzschild-Lsung entspricht, sobald kein Drehimpuls vorhanden ist und der KerrParameter somit wegfllt.
7 Singularitt
Masse bewirkt eine Krmmung in der Raumzeit, nun interessiert uns dieses Phnomen in Anwesenheit eines Schwarzen Lochs. Tatschlich geht dabei die Krmmung gegen unendlich, wodurch die Aussage gefestigt wird, dass Licht in einem Schwarzen Loch verschwindet, da es der Krmmung "folgt". Jetzt stellt sich die Frage, was sich genau in einem Schwarzen Loch hinter dem Ereignishorizont abspielt. Ein interessanter Nebenaspekt ist, dass hier die klassische Physik nicht mit der Quantenphysik bereinstimmt. Bei der Schwarzschild-Lsung wird angenommen, dass sich die gesamte Masse im Zentrum bendet, entscheidend dabei ist, dass sie ber eine unendlich kleine Ausdehnung verfgt, sozusagen eine Masse ohne Volumen. Dies wird in der Astronomie als intrinsische Singularitt bezeichnet und steht im Widerspruch zur Heisenbergschen Unschrferelation. Eine der schwierigsten Aufgaben in der Physik besteht heutzutage darin, die Allgemeine Relativittstheorie mit der Quantenphysik zu verknpfen. Wir beschrnken uns allerdings auf die klassische Physik und auch hier mssen, bezglich der intrinsischen Singularitt, Einschrnkungen getroen werden. Der britische Physiker Roger Penrose forderte, dass intrinsische Singularitten nur in nicht beobachtbarem Raum vorkommen drfen, dementsprechend hinter dem Ereignishorizont. Diese Bedingung wird Kosmische Zensur genannt. Im allgemeinen Fall der Kerr-
12
Lsung existiert jedoch keine punktfrmige Singularitt. In rotierenden Schwarzen Lchern entsteht eine ringfrmige Singularitt, doch auch hier geht das Volumen des Rings gegen Null. Das bedeutet, dass der gesamte Raum des Schwarzen Lochs, ausgenommen der oben beschriebenen Singularitt, leer ist. Sollten tatschlich Schwarze Lcher, welche der Kerr-Lsung entsprechen, im Universum vorkommen, ist es nicht mglich die Natur der Materie zu bestimmen, die sich in Form einer intrinsischen Singularitt hinter dem Ereignishorizont sammelt. Die einzigen physikalischen Eigenschaften, die wir dieser Materie zuordnen knnen sind Masse und Drehimpuls, wobei Letzteres nur im Falle der Kerr-Lsung zu bestimmen ist.
8 Schwarze Lcher
8.1 Stellare Schwarze Lcher
Am Ende eines jeden Sterns steht in Abhngigkeit seiner Masse ein kompaktes Objekt, somit ein Krper extremer Dichte. Von kompakten Objekten ist ab einer Dichte von Gramm pro Kubikzentimeter die Rede, unsere Erde hat zum Vergleich lediglich Gramm pro Kubikzentimeter. Wie die Abbildung 3 zeigt, sind drei verschiedene Endstadien von Sternen mglich. Hat-
106 5, 515
Abbildung 3: Endstadien von Sternen te der kollabierte Stern eine entsprechend hohe Restmasse, kann ein stellares Schwarzes Loch entstehen. Fr besonders massereiche Sterne kann dieser Prozess eine gewaltige Sternexplosion beinhalten, welche als Hypernova bezeichnet und im nchsten Kapitel genauer beschrieben wird. Sie knnte in unmittelbarem Zusammenhang zu den hellsten Leuchterscheinungen unseres Universums den sog. Gamma Ray Bursts stehen. Das bisher massereichste entdeckte stellare Schwarze Loch bendet sich in einem Intervall zwischen 24 und 33 Sonnenmassen.
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Allerdings kann ein Schwarzes Loch auch auf Umwegen entstehen, z.B. durch die Kollision zweier Neutronensterne, wie das Max-Planck-Institut fr Gravitationsforschung errechnet hat.
8.2 Hypernova
8.2.1 Sternkollaps
Wenn ein sehr massereicher Stern (z.B. ein Wolf-Rayet-Stern mit einer Masse von 20 bis 265 Sonnenmassen ) am Ende seines Lebenszyklus kollabiert, ist seine Restmasse noch so enorm, dass selbst Neutronenmaterie dem nicht standhalten kann. Die Erklrung fr den Sternkollaps gibt der Gravitationsdruck. Durch den fortwhrenden Fusionsprozess im Stern, entsteht im Inneren ein Eisen-NickelKern. Das lscht die zentrale Energiequelle aus, weil keine weiteren Fusionsprozesse mehr stattnden knnen. Deswegen gewinnt der Gravitationsdruck gegenber dem Gas- und Strahlungsdruck Oberhand und der Kern bricht in sich zusammen. Im Sterninneren entsteht ein Schwarzes Loch. Wir nehmen an, dass es der Kerr-Lsung entspricht. Die Bedingung der Singularitt muss erfllt sein, lediglich der Drehimpuls bleibt erhalten. Das Schwarze Loch beginnt nun die Materie der ueren Schichten, in denen weiterhin Fusionsprozesse stattnden, zu akkretieren. Allerdings fllt die Materie nicht einfach in das Schwarze Loch hinein, es entsteht ein scheibenfrmiger Wirbel, die sog. Akkretionsscheibe. Dies wird grtenteils mit der Rotation des Schwarzen Lochs begrndet.
8.2.2 Sternexplosion
Der Verlauf des Kollabierens beinhaltet, wie schon vorab erwhnt, eine gewaltige Sternexplosion. Hierbei wird eine Energie von bis zu freigesetzt wurde (5, 44 heraus. Es stellt sich die Frage, wie es von der Akkretion der Materie, zu einer solchen Explosion kommen konnte. Tatschlich ist es so, dass nicht die gesamte Materie in das Schwarze Loch strzt. Aufgrund der Drehimpulserhaltung wird der Materieuss in der Akkretionsscheibe zum Zentrum hin schneller, das somit beschleunigte Plasma erzeugt Magnetfelder. Die Rotation der Akkretionsscheibe bzw. des Akkretionsusses, bewirkt dasselbe bei den Magnetfeldlinien. Ein Teil der geladenen Teilchen folgt den Magnetfeldlinien und es entstehen parallel zur Rotationsachse des Schwarzen Lochs zwei Materieaussse die sog. Jets (siehe nchste Seite: Abbildung 4). In den Jets wird die Materie auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, was ihnen den Namen die grten Teilchenbeschleuniger des Universums einbrachte. Nun darf man sich von der Abbildung 4 nicht in die Irre fhren lassen, der Kollaps des Kerns und die Entstehung des Jets gehen so schnell vonstatten, dass die uersten
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mit der Energie welche bei der Sprengung der Atombombe Little Boy ber Hiroshima
1020
erg
13
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Schichten des Sterns noch nicht betroen sind. Denn erst jetzt beginnt die eigentliche Sternexplosion, die Jets durchbrechen die Oberche und zerstren gleichzeitig die briggebliebenen Sternhllen. Die Jets breiten sich solange aus, wie Materie vorhanden ist, brig bleibt ein Schwarzes
Abbildung 4: Illustration eines Jets Loch. Die damit verbundenen hochenergetischen Strahlenausbrche werden als Gamma Ray Bursts bezeichnet und knnen 2 bis 1000 Sekunden dauern. Verteilt man z.B. die gebndelte Leuchtkraft des, im Jahr 1999 aufgezeichneten Gamma Ray Burst GRB990123 auf alle Richtungen, wrde sie der scheinungen im Universum.
2, 5 1018 -fachen
Sonnenleuchtkraft entspre-
chen. Dies macht Gamma Ray Bursts zu den hellsten, bis heute gefundenen Leuchter-
3, 26 106
Lichtjahre).
Der Motor solch gewaltiger Materieausste ist ein rotierendes Schwarzes Loch, dessen
106
bis
109
15
dieser Grenordnung wrde ber einen Schwarzschildradius von mehreren astronomischen Einheiten, oder einiger Milliarden Kilometer verfgen. Auerdem muss dieses supermassereiche Schwarze Loch ber eine Zeitspanne von Millionen Jahren (um eine Lnge des Jets in Mpc-Bereich zu erreichen) mit Materie gespeist werden. Dies lsst den Schluss zu, dass supermassereiche Schwarze Lcher keine isolierten Objekte sind. Diese These wurde 1996 durch das Weltraumteleskop Hubble untermauert, als es gelang die Wirtsgalaxie eines Quasars zu fotograeren (siehe Abbildung 5).
Abbildung 5: Fotograen von Quasaren Quasare gehren zur Familie der aktiven Galaktischen Kerne, welche im allgemeinen Sinn Zentren heller, sehr aktiver Galaxien sind. Sie erreichen Leuchtkrfte von bis zu
1047
1033
der Umkehrschluss, dass alle supermassereichen Schwarzen Lcher, aktive Galaktische Kerne seien. Galaxien, wie beispielsweise unsere Milchstrae, verfgen ber ein inaktives, supermassereiches Schwarzes Loch im Zentrum, was bedeutet, dass momentan keine Materie akkretiert wird. Demzufolge ist es naheliegend und entspricht dem heutigen Wissensstand, dass sich im Mittelpunkt fast jeder Galaxie ein riesiges Schwarzes Loch bendet. Die Ausnahme bilden einige wenige, deren Kern, beispielsweise bei einer Kollision mit einer anderen Galaxie, entrissen wurde. Die Entstehung supermassereicher Schwarzer Lcher ist noch nicht eindeutig geklrt und wird derzeit aktiv erforscht. Einen viel versprechenden Ansatz macht eine Theorie ber die Verschmelzung von Protogalaxien. Leider bergen die meisten Lsungsanstze noch zu viele Fragen, um eindeutig einen zu favorisieren.
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TH = hc3 /(8GM kB )
hat.
Wenn ein Schwarzes Loch somit eine Temperatur hat, muss es auch eine Entropie geben, damit man eine thermodynamisch konsistente Beschreibung erhlt. Diese Entropie muss eine extensive Gre sein, die Bekenstein und Hawking mit der Oberche des Ereignishorizonts identizieren konnten. Mithilfe dieser Gren kann man die
Bei einem stationren Schwarzen Loch ist die Oberchengravitation konstant auf dem Ereignishorizont
Der 1. Hauptsatz:
(20)
JH
in Beziehung
zueinander gesetzt.
Der 2. Hauptsatz:
Durch verschiedene berlegungen wurde wie erwhnt klar, dass die Entropie des schwarzen Loches direkt proportional zu seiner Horizontoberche sein muss, die wiederum nur von der Masse und dem Drehimpuls abhngt. Die sogenannte Bekenstein-HawkingEntropie hat somit die Form:
SH (MH , a) =
2kB c h MH
GMH c2
GMH c2
J MH c
(21)
Die Oberche des Ereignishorizonts Schwarzer Lcher kann nicht mit der
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Zeit abnehmen
Ein Problem dieser Denition ist, dass die Entropie eines schwarzen Loches im Allgemeinen viel grer ist, als die Entropie des Sterns aus dem es entstand. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von dem Entropieparadox, oder, da Entropiezunahme gleichbedeutend ist mit Informationsverlust, vom Informations-Problem. Dieser Widerspruch wurde bis heute noch nicht geklrt, und knnte ein Indiz dafr sein, dass das Modell der Schwarze Lcher nicht notwendigerweise die Natur adquat beschreibt.
Der 3. Hauptsatz:
Ein Zustand, bei dem die Oberchengravitation eines Schwarzen Loches verschwindet, ist nie erreichbar
Hawkingstrahlung .
Es ist bisher noch nicht ganz klar ob diese Strahlung wirklich direkt auf dem Horizont entsteht oder doch im Inneren und die Teilchen anschlieend den Horizont durch den Tunneleekt durchdringen. Da die Paarerzeugung jedoch Energie bentigt fhrt dies zu einem Energieverlust. Also wird dem Schwarzen Loch nach und nach seine Energie entzogen und es hat somit eine endliche Lebensdauer. Diese liegt jedoch fr Massen im Bereich der Sonnenmasse bei circa
1066
Jahren. Die
Hawkingstrahlung ist hier also sehr gering, was auch dazu fhrt, dass man sie bisher noch nicht experimentell besttigen konnte, da sie von der Umgebungsstrahlung des
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Universums berdeckt wird. Die Temperatur eines schwarzen Loches ist indirekt proportional zu seiner Masse, und die Ausstoungsrate proportional zu dieser, deshalb wre solch ein Nachweis nur bei sehr kleinen Schwarzen Lchern mit sehr geringen Lebensdauern mglich. Durch diesen Energieverlust nimmt also die Flche des Schwarzen Loches und somit auch seine Entropie ab. Man knnte denken dass dies das zweite Gesetz der Thermodynamik verletzt, da dieses postuliert, dass die Entropie nur steigen darf. Betrachtet man jedoch die Gesamtentropie des schwarzen Loches und der abgegebenen Strahlung ist dies genau was passiert. Die Anstieg der Umgebungsentropie ist grer als der Entropieverlust des Schwarzen Loches. Ebenfalls interessant wre der Schritt von der semiklassischen auf eine ganz quantisierte Theorie. Dafr bruchte man eine Quantengravitaionstheorie, welche man erhot z.B. im Rahmen der String-Theorien oder der Loop-Quantengravitationstheorie zu erhalten. Zum Ende noch ein Zitat ber Schwarze Lcher von Subrahmanyan Chandrasekhar:
Macroscopic objects, as we see them all around us, are governed by a variety of forces... In contrast, the only elements in the construction of black holes are our basic concepts of space and time. They are, thus, almost by denition, the most perfect macroscopic objects there are in the universe.
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11 Quellen
Relativistic Astrophysics and Cosmology von Peter Hoyng Allgemeine Relativittstheorie von Thorsten Fliebach Relativity, Astrophysics and Cosmology von Radoje Belusevic http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/astros ll it.html http : //theory.gsi.de/ vanhees/f aq/gravitation/node36.html http : //de.wikipedia.org/wiki/Schwarzschild M etrik http : //de.wikipedia.org/wiki/Kerr M etrik http : //www.mpa garching.mpg.de/lectures/W DN SBH/wdnsbh 5.pdf http : //de.wikipedia.org/wiki/SchwarzesLoch http : //www.daviddarling.inf o/images/galacticb lackh ole.jpg de.wikipedia.org/wiki/Erde www.scilogs.de/kosmo/gallery/6/COs.jpg de.wikipedia.org/wiki/SchwarzesL ochStellareS chwarzeL .C3.B6cher www.aei.mpg.de/pdf /pmn ews/2011/P M2 011G ammablitzen.pdf v www.wissenschaf t online.de/astrowissen/lexdts 03.htmlsing de.wikipedia.org/wiki/Ereignishorizont www.bbc.co.uk/news/science environment 10707416 www.wissenschaf t online.de/astrowissen/lexdth 06.htmlhyp de.wikipedia.org/wiki/LittleB oy www.aip.org/png/images/vlbahole.jpg www.wissenschaf t online.de/astrowissen/lexdtg .htmlgrb de.wikipedia.org/wiki/GammablitzeM.C3.B6glicheE ntstehung www.bernd leitenberger.de/schwarze loecher.shtml www.wissenschaf t online.de/astrowissen/lexdtj .htmljet hubblesite.org/newscenter/archive/releases/1996/35/image/a/f ormat/webp rint/ www.wissenschaf t online.de/astrowissen/lexdta 02.htmlagn www.nature.com/nature/journal/v466/n7310/f ull/nature09294.html
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