Walter de Gruyter (Verlag)

Wissenschaftsverlag in Deutschland
(Weitergeleitet von Walter de Gruyter GmbH & Co KG)

Die Walter de Gruyter GmbH (kurz De Gruyter [də ˈɡʁɔʏ̯tɐ] genannt, auch WDeG abgekürzt) ist ein international tätiger Wissenschaftsverlag mit Hauptsitz in Berlin. Am 1. März 2024 wurde der Verlag nach der Übernahme von Brill in De Gruyter Brill umbenannt.

Walter de Gruyter GmbH

Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1919
Sitz Berlin
Leitung Carsten Buhr
Mitarbeiterzahl 359 (2022)[1]
Umsatz 86,3 Millionen Euro (2022)[1]
Branche Verlag
Website degruyter.com
Sitz des Verlages in Berlin, Genthiner Straße 13

De Gruyter gibt jährlich über 1300 neue Titel heraus, die Hälfte davon in englischer Sprache. Zudem werden 750 Fachzeitschriften und Online-Datenbanken veröffentlicht. Seit 2008 bietet De Gruyter seine Inhalte auch in elektronischer Form auf einer verlagseigenen, integrierten Plattform an.

Fachgebiete und Verlagsprogramm

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Die Fachgebiete des Verlages sind:

Mit der De Gruyter e-dition macht der Verlag mehr als 50.000 Titel aus über 260 Jahren Verlagsgeschichte wieder verfügbar. Jeder Titel ist sowohl elektronisch als auch als Hardcover-Reprint erhältlich. Im Weiteren ist De Gruyter ein Partner von Google Book Search. Nahezu alle Titel aus dem Verlagsprogramm sind dort auszugsweise präsent. Unter dem Imprint De Gruyter Open ist die Verlagsgruppe De Gruyter[2] der drittgrößte Open-Access-Verlag.[3]

Zu den bekanntesten Editionen des Verlags zählen die kritische Gesamtausgabe Friedrich Nietzsches und die gesammelten Schriften von Immanuel Kant sowie die kritischen Gesamtausgaben von Achim von Arnim,[4] von Friedrich Schleiermacher sowie die von Ernst Troeltsch.[5] Seit 1998 erscheint die Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe. Bei den Zeitschriften zählt das Journal für die reine und angewandte Mathematik (Crelle’s Journal) zu den weltweit bedeutendsten seiner Disziplin. Auch dem breiteren Publikum bekannte Werke sind zum Beispiel Pschyrembel – Klinisches Wörterbuch der Medizin und Kluge – Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Ein weiteres Wörterbuchprojekt ist das Frühneuhochdeutsche Wörterbuch.

Geschichte

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Signet 1965

Der Verlag wurde von Walter de Gruyter in Berlin aufgebaut, der fünf Verlage zum 1. Januar 1919 durch Fusion zu einem wissenschaftlichen Universalverlag zusammenschloss:

Die damalige Kommanditgesellschaft mit der Firma Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co. hatte zunächst neben de Gruyter vier weitere Komplementäre und jeder der fünf brachte weniger als die Hälfte des Kapitals ein, de Gruyter jedoch fast 50 %.[6] Komplementäre waren neben Walter de Gruyter Otto von Halem und Curt Thesing (Mitinhaber von Veit & Comp.), Wilhelm von Crayen (Mitinhaber von Göschen) sowie Oscar Schuchardt (Mitinhaber von Guttentag). Im November 1920 verkaufte Otto von Halem seinen Geschäftsanteil an seinen Widersacher de Gruyter, der damit die Mehrheit besaß und im Jahr 1922 nochmals auf 77 % erhöhte.[7] Ab 1. Januar 1923, weniger als fünf Jahre nach seiner Gründung, hieß das Unternehmen nur noch Walter de Gruyter & Co.[8] Nach dem Tod von Walter de Gruyter im Jahr 1923 wurde sein Schwiegersohn Herbert Cram (1890–1967) zum Nachfolger in der Geschäftsleitung aufgebaut und 1924 als persönlich haftender Gesellschafter Leiter des Verlages, 1938/39 kurzzeitig mit Burkhardt Meier (1885–1946), der zweite Schwiegersohn Walter de Gruyters, als persönlich haftendem Gesellschafter und Zuständigkeit für das geisteswissenschaftliche Programm, an seiner Seite.[9] Sein Nachfolger als persönlich haftender Gesellschafter wurde Wolf Meinhard von Staa. Für die NS-Zeit kam Melanie Mienert zum Fazit, dass „de Gruyter kein aktiver Nazi-Verlag [war] und nur wenige Mitarbeiter […] Mitglied in der Partei“ waren.[10] Nach Klaus G. Saur gehörte De Gruyter zu der Mehrzahl der deutschen Verlage, die „weiter gearbeitet und sich mehr oder weniger angepasst oder arrangiert haben“.[11] Als erster Verlag im britischen Besatzungsgebiet erhielt Herbert Cram bereits am 3. Oktober 1945 die Lizenz zur Wiedereröffnung des Verlags Walter de Gruyter & Co.

Von Herbert Cram übernahm 1967 dessen Sohn Kurt-Georg Cram (1920–2012) die Verlagsleitung. Unter diesem begann die Internationalisierung des Verlages durch Zukauf ausländischer Verlage. Kurt-Georg Cram folgte 1998 sein Sohn Hans-Robert Cram, der 2004 aus der Geschäftsführung ausschied. Zum 1. Januar 2005 wurde Klaus G. Saur geschäftsführender Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung, seit 2006 war er alleiniger Geschäftsführer. Zum 30. September 2008 trat Saur in den Ruhestand. Von Mai 2008 bis Herbst 2014 was Sven Fund Geschäftsführer. Ab Oktober 2014 waren Carsten Buhr und Anke Beck Geschäftsführer, seit März 2018 ist Carsten Buhr Alleingeschäftsführer.[12]

Verlagsarchiv

Das umfangreiche Verlagsarchiv für die Jahre 1749 bis 1945 befand sich seit 1998 als Depositum in der Staatsbibliothek zu Berlin und wurde dieser 2022 vom Verlag geschenkt.[13]

Verlagsübernahmen

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Im Jahr 1927 wurde der Verlag Marcus & Weber übernommen, 1935 der auf Theologie und Religionswissenschaft spezialisierte Verlag Alfred Töpelmann. 1939 wurde eine Beteiligung am Verlag J. Schweitzer erworben.

Der Verlag De Gruyter erwarb 1977 das Verlagshaus Mouton Publishers in Den Haag, das nun als Imprint De Gruyter Mouton auf die Herausgabe linguistischer Bücher sowie akademischer Journale, Nachschlagewerke und Bibliographien spezialisiert ist.[14]

Im August 2006 wurden der Max Niemeyer Verlag (Tübingen) und der K. G. Saur Verlag (München) übernommen und mit dem bestehenden Programm fusioniert. Der Verlagssitz in Tübingen wurde 2012 geschlossen. Im April 2012 übernahm De Gruyter den in Basel ansässigen, auf Architektur spezialisierten Birkhäuser Verlag. Der österreichische AMBRA Buchverlag, der aus dem früheren Kunst- und Architekturprogramm Springer Wien New York hervorgegangen war, wurde von Birkhäuser im Juli 2014 übernommen. Zum Jahresbeginn 2013 übernahm De Gruyter zudem den Akademie Verlag (Berlin) und den Oldenbourg Wissenschaftsverlag (München).[15]

 
Logo des 2012 übernommenen Versita Verlag

Im Jahr 2012 erwarb De Gruyter auch Londoner Open-Access-Verlag Versita.[16] Seit 2014 ist Versita vollständig unter dem Imprint-Titel De Gruyter Open integriert, der auch mehrere so genannte Mega-Zeitschriften, oder mega journals,[17] und einen Blog[18] über den offenen Zugang in der Akademie beherbergt, in Anbetracht der wachsenden globalen Beliebtheit des offenen Zugangs zwischen Forschern und akademischen Institutionen.[19]

2013 wurde der Ontos Verlag, 2016 Lucius & Lucius, 2018 Düsseldorf University Press und der Deutsche Kunstverlag, 2019 Jovis sowie 2023 Mercury Learning and Information in den USA erworben.

Im Oktober 2023 wurde die Übernahme des Verlags Brill durch De Gruyter angekündigt.[20] Nach Abschluss der Fusion wurde der Verlag 2024 in De Gruyter Brill umbenannt.

Walter de Gruyter Stiftung

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Die 2006 gegründete Walter de Gruyter Stiftung bezweckt die Förderung von Wissenschaft und Forschung, insbesondere in den Geisteswissenschaften.[21]

Literatur

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  • Gerhard Lüdtke: Der Verlag Walter de Gruyter & Co. Skizzen aus der Geschichte der seinen Aufbau bildenden ehemaligen Firmen, nebst einem Lebensabriß Dr. Walter de Gruyter’s. Walter de Gruyter, Berlin/Leipzig 1924.
  • Doris Fouquet-Plümacher, Michael Wolter: Aus dem Archiv des Verlages Walter de Gruyter. Briefe, Urkunden, Dokumente. Walter de Gruyter, Berlin 1980, ISBN 3-11-008513-5 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Freie Universität Berlin, 17. Oktober bis 6. Dezember 1980).
  • Anne-Katrin Ziesak: Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999. Walter de Gruyter, Berlin 1999, ISBN 3-11-016698-4 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Staatsbibliothek zu Berlin, 30. September bis 20. November 1999).
  • Helen Müller: Wissenschaft und Markt um 1900. Das Verlagsunternehmen Walter de Gruyters im literarischen Feld der Jahrhundertwende. Max Niemeyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-35104-7.
  • Melanie Mienert: Herbert Cram, Fritz Homeyer und „Der Strick“ – Der Verlag Walter de Gruyter im „Dritten Reich“. In: Klaus G. Saur (Hrsg.): Verlage im »Dritten Reich« (= Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderband 109). Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-465-04175-7, S. 51–60.
  • Angelika Königseder: Walter de Gruyter. Ein Wissenschaftsverlag im Nationalsozialismus. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, ISBN 978-3-16-154393-7.
  • Angelika Königseder: Herbert Cram und der Verlag Walter de Gruyter 1945 bis 1967. Ein Wissenschaftsverlag im Nachkriegsberlin. Mohr Siebeck, Tübingen 2021, ISBN 978-3-16-160855-1.
Verlagskataloge
  • Walter de Gruyter Katalog 1749–1932. Berlin 1932 (924 Seiten).
  • Walter de Gruyter Verlags-Katalog 1749–1949. Berlin 1950 (792 Seiten).
  • Walter de Gruyter Berlin, New York Katalog 1950–1975 Catalog. Berlin 1976 (640 Seiten).
  • Katalog. Walter de Gruyter 1950–1999; de Gruyter Berlin, New York; Mouton de Gruyter, Aldine de Gruyter, Sellier- de Gruyter = Catalog. Berlin 1999 (711 Seiten).
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Commons: Verlag Walter de Gruyter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Jahresabschluss 2022. Abgerufen am 6. September 2024.
  2. Rechte und Lizenzen | De Gruyter. Abgerufen am 6. September 2024.
  3. De Gruyter erwirbt Versita und wird zum drittgrößten internationalen Open Access-Verlag. Pressemeldung von De Gruyter vom 9. Februar 2012.
  4. Ludwig Achim von Arnim: Werke und Briefwechsel – Forschungsaktivitäten, Sammlungen und Bestände. Abgerufen am 10. November 2021.
  5. Kritische Gesamtausgabe. In: Ernst-Troeltsch-Gesellschaft e. V. Abgerufen am 29. April 2021.
  6. Anne-Katrin Ziesak: Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999. Berlin 1999, S. 201.
  7. Anne-Katrin Ziesak: Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999. Berlin 1999, S. 204.
  8. Anne-Katrin Ziesak: Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999. Berlin 1999, S. 241.
  9. Anne-Katrin Ziesak: Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999. Berlin 1999, S. 246.
  10. Melanie Mienert: Herbert Cram, Fritz Homeyer und „Der Strick“ – Der Verlag Walter de Gruyter im „Dritten Reich“. In: Klaus G. Saur (Hrsg.): Verlage im „Dritten Reich“. Frankfurt am Main 2013, S. 51–60, hier S. 59.
  11. Klaus G. Saur: Verlage im Nationalsozialismus. In: Klaus G. Saur (Hrsg.): Verlage im „Dritten Reich“. Frankfurt am Main 2013, S. 9–15, hier: S. 11.
  12. Umbau im Management. In: boersenblatt.net. Börsenblatt, 23. Oktober 2014, abgerufen am 27. Oktober 2014.; Anke Beck geht nach 24 Jahren. Börsenblatt, 26. März 2018, abgerufen am 23. September 2018.
  13. Barbara Heindl: Verlag de Gruyter schenkt der Staatsbibliothek zu Berlin sein Geschäftsarchiv. 12. Mai 2022, abgerufen am 6. September 2024 (de-DE-formal).
  14. De Gruyter Mouton. De Gruyter, abgerufen am 27. September 2016.
  15. De Gruyter kauft Oldenbourg Wissenschaft und Akademie. In: boersenblatt.net. 16. Februar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. November 2019; abgerufen am 14. Januar 2017.
  16. spolanka: DeGruyter acquires Versita, increasing their open-access publishing business. 9. Januar 2012, archiviert vom Original am 21. September 2013; abgerufen am 8. April 2017 (englisch).
  17. De Gruyter Open converts eight subscription journals to Open Access megajournals. In: De Gruyter Open. 29. September 2014, archiviert vom Original am 24. Dezember 2014; abgerufen am 8. April 2017 (englisch).
  18. OpenScience. In: De Gruyter Open.
  19. P. Visakhi: Global Shift Towards Open Access Publishing: Key Challenges for Research Community. INFLIBNET Centre, Gandhinagar 2016, ISBN 978-93-81232-06-4 (ir.inflibnet.ac.in [Abstract]; PDF; 139 kB).
  20. De Gruyter acquires Brill for €51.5m. In: thebookseller.com. 12. Oktober 2023, abgerufen am 12. Oktober 2023.
  21. Walter de Gruyter Stiftung | De Gruyter. Abgerufen am 6. September 2024.

Koordinaten: 52° 30′ 16,2″ N, 13° 21′ 36,8″ O