Tasovice nad Dyjí

Gemeinde in Tschechien

Tasovice (deutsch Taßwitz) ist eine Gemeinde im Okres Znojmo in Tschechien. Der Ort liegt in Südmähren am linken Ufer der Thaya, nahe der Grenze zu Niederösterreich. Das Dorf wurde als Dreieckangerdorf angelegt.

Tasovice
Wappen von Tasovice
Tasovice nad Dyjí (Tschechien)
Tasovice nad Dyjí (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 1590[1] ha
Geographische Lage: 48° 50′ N, 16° 9′ OKoordinaten: 48° 50′ 10″ N, 16° 9′ 20″ O
Höhe: 210 m n.m.
Einwohner: 1.402 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 671 25
Kfz-Kennzeichen: B
Verkehr
Straße: ZnojmoLaa an der Thaya
Bahnanschluss: Hrušovany nad Jevišovkou–Znojmo
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Petr Vašina (Stand: 2020)
Adresse: Tasovice 67
671 25 Hodonice
Gemeindenummer: 594920
Website: www.tasovice.cz
Pfarrhaus und Kirche Mariä Himmelfahrt
Kirche des hl. Klemens Maria Hofbauer
Kapelle des hl. Klemens
Ehemaliges Kloster

Geschichte

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Geburtshaus von Klemens Maria Hofbauer

Die Anlage des Ortes und die bis 1945 gesprochene bairisch-österreichische Ui-Mundart mit ihren speziellen Kennwörtern weisen darauf hin, dass die Siedler aus dem österreichischen bzw. süddeutschen Raum stammten.[3][4] Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes war am 12. Juli 1234. Die Schreibweise des Ortes änderte sich im Laufe der Jahre mehrmals. So schrieb man 1238 „Tassowicz“, 1363 „Tosswicz“ und bereits ab 1672 „Taßwitz“. Von 1299 bis zum Ende des 18. Jh. war der Ort unter zwei Herrschaften geteilt. Der größere Teil der Ortschaft gehörte zur Herrschaft des St. Clara Klosters in Znaim und der andere Teil zum Kloster Bruck. Im Jahre 1578 ließen sich Täufer in der Ortschaft nieder. Diese wurden während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1622 aus Südmähren vertrieben und zogen meist nach Siebenbürgen weiter. Ab dem Jahre 1669 ist ein Schulmeister im Ort belegt. Am 26. Dezember 1751 wurde Klemens Maria Hofbauer in Taßwitz geboren. Aufgrund seines Wirkens wurde er im Jahre 1909 heiliggesprochen und war bis 1945 der Schutzpatron Südmährens. Als beide Klöster im Zuge der Josephinischen Reformen aufgelöst wurden, entstand aus den Gütern des Clarissinnenklosters das Gut Taßwitz-St. Clara, zu dem neben dem Anteil von Taßwitz noch die Dörfer Weirowitz und Stupeschitz gehörten. Der Brucker Anteil wurde Teil des Gutes Klosterbruck. 1796 wurde die Amtsverwaltung in Taßwitz aufgehoben und das Gut Taßwitz-St. Clara mit dem Gut Klosterbruck zusammengelegt.

Im Jahre 1801 wütete ein Brand und zerstörte fast die gesamte Ortschaft. Während des Fünften Koalitionskrieges besetzten 1809 die Franzosen den Ort. Am 2. Januar 1827 verkaufte die mährisch-schlesische Staatsgüterveräußerungskommission die Herrschaft Klosterbruck mit den angeschlossenen Gütern Taßwitz-St. Clara und Alt-Schallersdorf an die Wiener Bankiers Karl Emanuel und Leopold von Liebenberg de Zsittin. In der Revolution von 1848/49 wurde der Taßwitzer Vinzenz Schnattinger ein Hauptmann der Studentischen Legion in Wien. Erst nach der allgemeinen Amnestie, nach dem Ende der Revolution, kehrte er nach Taßwitz zurück. Im Preußisch-Österreichischen Krieg besetzten preußische Soldaten den Ort, ohne Schaden zu verursachen. Bereits im Jahre 1886 ist eine Freiwillige Feuerwehr in Taßwitz gegründet worden. 1888 kam es zu einem Hochwasser. Eine 120 m lange Thayabrücke wurde im Jahre 1900 fertiggestellt.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Vertrag von Saint-Germain, 1919,[5] wurde der Ort, der ausschließlich von Deutschsüdmährern bewohnt war, Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Durch die Trennung zu den Wiener Absatzmärkten kam es in Taßwitz in der Zwischenkriegszeit zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Gemeinde organisierte daraufhin den Direktverkauf von Schweinefleisch und die Eröffnung von Buschenschänken. Die Elektrifizierung des Ortes erfolgte im Jahre 1928. Ein Jahr später verursachte ein Unwetter schwere Schäden im Ort. Nach dem Gemeinderatswahlen im Jahre 1936 werden die deutschen Mandate von der Aufsichtsbehörde nicht bestätigt. Erst ein Jahr später konnte der Bürgermeister sein Amt antreten.[6] Nach dem Münchner Abkommen kam der Ort 1938 an das Deutsche Reich und wurde ein Teil des Reichsgaues Niederdonau. Von 1939 bis 1945 bildete Taßwitz zusammen mit dem Nachbarort Hödnitz die Gemeinde Kirschfeld. In den letzten Tagen des Krieges wurde die Thayabrücke von der Wehrmacht gesprengt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges – der 102 Opfer gefordert hatte – wurden die im Münchener Abkommen an Deutschland übertragenen Territorien wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Viele der Deutschsüdmährer flohen vor den einsetzenden Exzessen durch militante Tschechen über die Grenze nach Österreich oder wurden hinüber getrieben. Dabei kam es zu sechs Ziviltoten.[7][8] Bis auf sechs Personen wurden die letzten 23 Deutschsüdmährer zwischen Juni und September 1946 zwangsausgesiedelt. Das Vermögen der deutschen Ortsbewohner wurde durch das Beneš-Dekret 108 konfisziert, die katholische Kirche in der kommunistischen Ära enteignet. Die in Österreich befindlichen Ortsbewohner wurden bis auf ungefähr 33 Prozent, in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen der Potsdamer Erklärung, nach Deutschland weiter transferiert.[9]

Matriken werden seit 1677 geführt. Alle Geburts-, Trauungs- und Sterbematriken bis zum Jahre 1949 befinden sich im Landesarchiv Brünn.[10]

Wappen und Siegel

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Während des 17./18. Jh. führte Taßwitz gleich zwei Siegel. Für die Untertanen des St. Clara-Klosters Znaim gab es ein Rundsiegel, welches ein Pflugmesser und ein Winzermesser in einem gespaltenen Schild zeigt. Das Siegel der Untertanen des Klosters Bruck zeigte zusätzlich im unteren Bereich des Schildes die Initiale „W“.

Nach 1848 wurde aus dem Winzermesser im Siegel eine Pistole. Die Gründe hierfür sind unbekannt. Ab dem Jahre 1920 war das Siegel zweisprachig.[11]

Bevölkerungsentwicklung

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Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 1215 1215 0 0
1890 1203 1198 5 0
1900 1281 1279 1 1
1910 1407 1406 0 1
1921 1498 1423 38 37
1930 1493 1465 16 12

[12]

Sehenswürdigkeiten

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  • Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt (1234) Hochaltarbild von Matthias Adolf Charlemont, Erhöhung des Kirchturms auf 56 m (1900)
  • Pfarrhof (1780)
  • Klemens-Kirche: (1933) an der Geburtsstätte des hl. Klemens erbaut, Altarrelief von Othmar Hillitzer
  • Kloster der St. Hedwigsschwestern 1913, die Redemptoristen kauften die Anlage 1929 zurück, 1930 ließen sie einen Teil des Gebäudes abreißen für den Bau der Gedächtniskirche
  • Marterl an der Naschetitzer Straße, Gabelung zum Sandfeldweg
  • Kriegergedächtniskapelle (1925)

Söhne der Gemeinde

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Brauchtum

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Reiches Brauchtum bestimmte den Jahresablauf der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:

  • Traditionsgemäß war der Kirtag immer zu Maria Himmelfahrt (15. August).
  • Zu Silvester wurden Volksstücke und Lustspiele aufgeführt.

Literatur und Quellen

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  • Gregor Wolny: Die Wiedertäufer in Mähren. Wien 1850.
  • Josef Beck: Die Geschichtsbücher der Wiedertäufer in Österreich-Ungarn. 1967.
  • Anton Moßbeck, Rudolf Schnattinger: Taßwitzer Heimatbuch. 1975.
  • Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. Verlag Heimatwerk, München 1969.
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren. Geislingen/Steige 1984.
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, Taßwitz, S. 35.
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden . Josef Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, Taßwitz, S. 224f.
  • Hans Prock-Schauer: St. Klemenskirche Taßwitz. 1999, ISBN 3-927498-25-4.
    • Hans Prock-Schauer: Kostel sv. Klementa M. Hofbauera v Tasovicích. 1999.
  • Emilia Hrabovec: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945–1947. (= Wiener Osteuropastudien. Schriftenreihe des österreichischen Ost- und Südosteuropa Instituts). Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Wien 1995 und 1996.
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3: Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 294 f. (Taßwitz).
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Einzelnachweise

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  1. Obec Tasovice: podrobné informace, uir.cz
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens. 1989, ISBN 3-927498-09-2, S. 9.
  4. Hans Zuckriegl: Wörterbuch der südmährischen Mundarten. Ihre Verwendung in Sprache, Lied und Schrift. Eigenverlag, 1999, DNB 958310726.
  5. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen. 1919–1989. Amalthea Verlag, Wien/ München 1989, ISBN 3-85002-279-X.
  6. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z. 2009.
  7. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, Taßwitz S. 294, 406, 427, 573.
  8. Gerald Frodl, Walfried Blaschka: Der Kreis Znaim von A-Z. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige, 2010, Totenbuch S. 378.
  9. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3: Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 294 f. (Taßwitz).
  10. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz., dt.). Abgerufen am 14. März 2011.
  11. Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae. Band I, S. 331.
  12. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984.