Rio Paraíba do Sul

Fluss in Brasilien

Der Rio Paraíba do Sul (ˈʁiu pɐɾɐˈibɐ du ˈsuw), kurz Paraíba, ist ein Fluss in Südost-Brasilien. Er hat eine Länge von 1137 km gemessen ab der Quelle seines längsten Quellflusses Rio Paraitinga.[1]

Rio Paraíba do Sul
Rio Paraíba
Paraíba do Sul in Cruzeiro, São Paulo im Januar 2014

Paraíba do Sul in Cruzeiro, São Paulo im Januar 2014

Daten
Lage Südost-Brasilien, Bundesstaaten São Paulo, Rio de Janeiro und Minas Gerais
Flusssystem Rio Paraíba do Sul
Namentlicher Beginn Zusammenfluss von Rio Paraitinga und Rio Paraibuna (São Paulo) bei Paraibuna im Stausee Represa de Paraibuna, SP, Brasilien
23° 24′ 27″ S, 45° 35′ 50″ W
Quellhöhe ca. 700 m
Mündung in den Atlantik, bei Campos dos Goytacazes, RJ, BrasilienKoordinaten: 21° 36′ 0″ S, 41° 1′ 1″ W
21° 36′ 0″ S, 41° 1′ 1″ W
Mündungshöhe m
Höhenunterschied ca. 700 m
Sohlgefälle ca. 0,62 ‰
Länge 1137 km gemessen von der Quelle des Rio Paraitinga
Linke Nebenflüsse Rio Jaguari, Rio Buquira, Rio Paraibuna (Minas Gerais), Rio Pomba, Rio Muriaé
Rechte Nebenflüsse Rio Dois Rios
Durchflossene Stauseen Represa de Paraíbuna, Represa Santa Branca, Represa do Funil
Großstädte São José dos Campos
Mittelstädte Jacareí, Taubaté, Pindamonhangaba, Guaratinguetá, Resende, Barra Mansa, Volta Redonda, Barra do Piraí, Campos dos Goytacazes

Etymologie

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„Paraíba“ ist ein aus der Tupi-Sprache stammender Begriff und bedeutet „schlechter Fluss“. Es besteht aus den Wortteilen pará (Fluss/Meer) und aíba (schlecht).[2]

In Brasilien gibt es zwei weitere Flüsse gleichen Namens:

Geografie

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Der Fluss erhält seinen Namen im Stausee Represa de Paraibuna, wo sich die beiden Flüsse Rio Paraitinga und Rio Paraibuna vereinigen. Während diese Quellflüsse in südwestliche Richtung fließen, vollzieht der Flusslauf des Rio Paraíba do Sul kurz hinter dem Stausee Represa de Paraibuna in der Nähe von Jacareí eine 180-Grad-Wende und fließt in nordöstliche Richtung bis zur Mündung bei Campos dos Goytacazes in den Atlantik.

Seine wichtigsten Nebenflüsse sind Rio Jaguari, Rio Buquira, Rio Paraibuna, Rio Preto, Rio Pomba und Rio Muriaé. Die beiden letztgenannten sind die längsten Nebenflüsse und münden 140 km bzw. 50 km vor der Atlantikmündung in den Rio Paraíba do Sul.

Das Tal des Flusses erstreckt sich zwischen 20°26' und 23°39' S und 41° und 46°30' W über eine Fläche von ca. 57.000 km² in drei Bundesstaaten. Die Hauptwirtschaftszweige in der Region sind Industrie und Viehwirtschaft.

Im Stausee Represa do Funil verläuft der Fluss nur etwa 20 km von seiner am weitesten von der Mündung in den Atlantik entfernten Quelle (die des Rio Paraitinga). Jedoch liegt die Quelle etwa 1200 Meter höher und das Wasser nimmt einen Umweg von mehreren hundert Kilometern.

Schiffbarkeit

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Derzeit ist der Fluss auf zwei Abschnitten schiffbar:

  • Der untere Abschnitt zwischen Mündung und São Fidélis auf einer Länge von ca. 90 km. Das Gefälle beträgt 22 cm/km. Dieser Flussabschnitt wird von kleinen Booten befahren, die hauptsächlich Baumaterialien nach Campos dos Goytacazes befördern.
  • Ein Abschnitt zwischen Cachoeira Paulista und Guararema auf einer Länge von ca. 280 km. Trotz des geringen Gefälles von 19 cm/km dürfen nur Touristenboote diesen Abschnitt befahren.

In den übrigen Flussabschnitten wird Boots- und Schiffverkehr durch Hindernisse wie Wasserfälle, Stromschnellen und Anlagen zur Stromerzeugung, die ohne Schleusen ausgeführt sind, verhindert. Weitere Hindernisse sind Straßen- und Eisenbahnbrücken und Straßen, Eisenbahnstrecken und Städte entlang der Ufer.

 
Rio Paraíba do Sul in Barra Mansa
 
Ausflugsboot auf dem Rio Paraíba do Sul in Aparecida

Das Tal des Paraíba do Sul ist sehr fruchtbar und hatte auch in der Vergangenheit eine relativ hohe Bevölkerungsdichte. Städte entlang des Flusses sind:

 
Forêt vierge – Les Bords du Parahiba (Urwald – Die Ufer des Parahiba), Jean-Baptiste Debret, 1834

Im Gegensatz zu den Flüssen im Norden Brasiliens, wo die Wassertemperaturen im Laufe des Jahres nur leichte Schwankungen aufweisen, treten in Flüssen des südlichen Brasiliens deutliche Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter auf. In einer Untersuchung des Flusses in Lorena variierte die Wassertemperatur zwischen 26,6 °C im Sommer und 15,2 °C im Winter.[3] Der pH-Wert schwankt im Allgemeinen zwischen 6 und 8.[3][4][5]

Das Einzugsgebiet des Rio Paraíba do Sul beheimatet etwas mehr als 100 einheimische Fischarten, wobei die meisten zu den Familien Loricariidae, Characidae und Trichomycteridae gezählt werden.[6] Etwa 40 % der Fischarten im Einzugsgebiet des Paraíba sind endemisch. Die Gattung Oligobrycon kommt nur im Paraíba und seinen Zuflüssen vor[6] und neue Arten wurden erst in der jüngeren Vergangenheit entdeckt, z. B. der kleine welsartige Pareiorhina hyptiorhachis, der im Jahr 2013 zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben wurde.[7]

 
Kiesabbau am Rio Paraíba do Sul in Caçapava

Da der Fluss durch eines der am dichtesten bevölkerten und am stärksten industrialisierten Gebiete Brasiliens fließt, leidet er an starker Verschmutzung und Schadstoffbelastung.[8][9][10] Untersuchungen des einheimischen Buntbarschs Geophagus brasiliensis ergaben, dass die vorgefundenen Werte von Schwermetallen die gesetzlichen Werte überschreiten.[9] Andere Bedrohungen sind Staudämme und die etwa 70 Neozoen,[10][11] darunter 46 eingeschleppte Fischarten[12] und der parasitische Ruderfußkrebs Lernaea cyprinacea.[13]

Einige Arten (z. B. Brycon insignis[14], Pogonopoma parahybae[12] und Steindachneridion parahybae[15]) sind stark bedroht. Allgemein ist ein Rückgang der Artenvielfalt zu erkennen.[9] Einige Arten, beispielsweise der endemische Hypostomus auroguttatus, konnten sich erfolgreich an die geänderten Bedingungen anpassen.[16] Der Wels Potamarius grandoculis ist nur in den Mündungsbereichen der Flüsse Rio Paraíba do Sul und Rio Doce verbreitet, könnte aber bereits ausgestorben sein.[17] Weitere bedrohte Tierarten des Paraíba-Flusssystems sind die Muschelarten Diplodon dunkerianus, D. expansus und D. fontaineanus sowie die Schildkrötenart Ranacephala hogei (auch Mesoclemmys hogei).[10]

Ein nationaler Schutzplan mit Empfehlungen für den Rio Paraíba do Sul wurde im Jahr 2010 veröffentlicht.[10]

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Commons: Rio Paraíba do Sul – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Archived copy. (PDF) Archiviert vom Original am 9. Oktober 2010; abgerufen am 7. September 2010 (brasilianisches Portugiesisch).
  2. Eduardo de Almeida NAVARRO: Dicionário de tupi antigo: a língua indígena clássica do Brasil. Global, São Paulo 2013 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. a b Napoleão, D.A.; Filho, H.J.; Siqueira, A.F; Guimarães, O.L.; Gomes, M.A.; and Castro, R.T. (2012). @1@2Vorlage:Toter Link/encontros.inuaf-studia.ptMonitoramento da qualidade da água do rio paraíba do sul no município de Lorena-SP. (Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2020. Suche in Webarchiven)
  4. Pinto, B.C.T.; Peixoto, M.G.; and Araújo, F.G. (2006). Effects of the proximity from an industrial plant on fish assemblages in the rio Paraíba do Sul, southeastern Brazil. Neotrop. Ichthyol. 4(2): 269-278.
  5. Silva, L.B.C. (2008). Avaliação espaço-temporal de metais pesados no rio paraíba do sul e rio imbé por meio de plantas de eichhornia crassipes (mart.) solms (aguapé), séston e sedimento. Masters Thesis. UENF/Ecologia e Recursos Naturais, Rio de Janeiro.
  6. a b Hales, J.; and Petry, P: Paraiba do Sul. (Memento vom 22. Februar 2019 im Internet Archive) Freshwater Ecoregions of the World. Retrieved 27 August 2014.
  7. Silva, G.C.; Roxo, F.; and Oliveira, C. (2013). Pareiorhina hyptiorhachis, a new catfish species from Rio Paraíba do Sul basin, southeastern Brazil (Siluriformes, Loricariidae). ZooKeys 315: 65-76.
  8. Pinto, B.C.T; Peixoto, M.G.; and Araújo, F.G. (2006). Effects of the proximity from an industrial plant on fish assemblages in the rio Paraíba do Sul, southeastern Brazil. Neotropical Ichthyology 4(2).
  9. a b c Calza, C.; Anjosa, M.J.; Castroa, C.R.F.; Barrosob, R.C.; Araujoc, F.G.; and Lopesa, R.T. (2004). Evaluation of heavy metals levels in the Paraíba do Sul River by SRTXRF in muscle, gonads and gills of Geophagus brasiliensis. Radiation Physics and Chemistry 71: 787–788.
  10. a b c d ICMBio (2011). Plano de Ação Nacional para Conservação das Espécies Aquáticas da Bacia do Rio Paraíba do Sul. (Memento vom 3. September 2014 im Internet Archive) Série Espécies Ameaçadas 16.
  11. Moraes, M.B. (2014). PAN conclui levantamento preliminar de espécies alóctones e exóticas na bacia do Rio Paraíba do Sul. (Memento vom 3. September 2014 im Internet Archive; PDF) Grupo Assessor do Pan 13(1).
  12. a b Magalhães, A.L.B.; and Jacobi, C.M. (2008). Ornamental exotic fish introduced into Atlantic Forest water bodies, Brazil. Neotropical Biology and Conservation 3(2): 73-77.
  13. Magalhães, A.L.B. (2006). First record of lernaeosis in a native fish species from a natural environment in Minas Gerais state, Brazil. Pan-American Journal of Aquatic Sciences 1(1): 8-10
  14. Matsumoto, C.K.; and Hilsdorf, A.W.S. (2009). Microsatellite variation and population genetic structure of a neotropical endangered Bryconinae species Brycon insignis Steindachner, 1877: implications for its conservation and sustainable management. Neotropical Ichthyology 7(3).
  15. Honji, R.M.; Tolussi, C.E.; Mello; P.H.; Caneppele, D.; and Moreira, R.G. (2012). Embryonic development and larval stages of Steindachneridion parahybae (Siluriformes: Pimelodidae) - implications for the conservation and rearing of this endangered Neotropical species. Neotropical Ichthyology 10(2).
  16. Gomes, I.D.; Araújo, F.G.; Nascimento, A.A.; and Sales, A. (March 2014). Equilibrium reproductive strategy of the armored catfish Hypostomus auroguttatus (Siluriformes, Loricariidae) in a tropical river in Southeastern Brazil. Environmental Biology of Fishes.
  17. ICMBio (Ministry of the Environment, Brazil): Portaria MMA nº 445, de 17 de dezembro de 2014 (Memento vom 10. Juni 2016 im Internet Archive; PDF). Lista de Especies Ameaçadas - Saiba Mais. Retrieved 1 December 2018.