Liste der Stolpersteine im Kreis Schleswig-Flensburg

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Die Liste der Stolpersteine im Kreis Schleswig-Flensburg enthält die Stolpersteine, die vom Kölner Künstler Gunter Demnig im Kreis Schleswig-Flensburg verlegt wurden. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie liegen im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnsitz des Opfers.

Stolpersteine in Kappeln

Die erste Verlegung in diesem Kreis erfolgte am 20. August 2004 in Kappeln.

Opfergruppen

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Bislang wurden nur fünfzehn Stolpersteine im Kreis Schleswig-Flensburg verlegt, doch decken diese ein breites Spektrum ab. In Kappeln wurden Stolpersteine für sieben jüdische Mitbürger verlegt, die alle nach Minsk deportiert und ermordet wurden. In Sterup liegt ein Stein für eine mutmaßlich psychisch kranke Frau, die in einer sogenannten Heilanstalt vom NS-Regime ermordet wurde. Drei der Opfer aus Süderbrarup waren Bibelforscher, auch Zeugen Jehovas genannt. Die Frau konnte überleben, doch ihr Mann und ihr Sohn wurden, weil sie den Kriegsdienst aus Gewissensgründen verweigerten, hingerichtet. Das vierte Opfer aus Süderbrarup wurde aus politischen Gründen inhaftiert. Der Sozialdemokrat wurde in den Selbstmord getrieben, er erhängte sich in der Zelle.

Stolpersteine

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Die Tabellen sind teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen des Opfers. Die Verlegedaten finden sich in einem eigenen Absatz unterhalb der Liste.

In Kappeln wurden sieben Stolpersteine an einer Adresse verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
  HIER WOHNTE
ALFRED EICHWALD
JG. 1862
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
MINSK
Mühlenstraße 36 Alfred Eichwald wurde am 7. Dezember 1862 in Dortmund geboren. Er war verheiratet mit Emma, geborene Lazarus. Das Paar hatte drei Kinder, Richard (geboren 1880), Alfred (geboren 1889) und Jeanette (geboren 1896). Eichwald gründete 1895 ein Textil- und Schuhgeschäft in Kappeln.[1] 1904 kaufte er das Doppelhaus Mühlenstraße 36. Das Textilgeschäft übernahm sein Sohn Arthur. Im selben Haus führte sein zweiter Sohn Richard ab 1920 ein Tabakwarengeschäft.[2] Während der Reichspogromnacht am 10. November 1938 wurde das Haus verwüstet, die Familie verkaufte das Haus und zog nach Hamburg. Am 19. Juli 1942 wurde Alfred Eichwald von Hamburg nach Theresienstadt deportiert. Am 21. September 1942 wurde er ins Vernichtungslager Treblinka überstellt. Alfred Eichwald hat die Shoah nicht überlebt.[3]

Von seiner Familie überlebten nur die drei Enkelkinder, die mit Kindertransporten rechtzeitig nach England in Sicherheit gebracht wurden. Im Jahr 2007 wurde auf Anstoß von drei Schülern der Arnisser Platz in Eichwaldplatz umbenannt.[4]

  HIER WOHNTE
ARTHUR EICHWALD
JG. 1889
DEPORTIERT 1941
MINSK
ERMORDET 14.3.1945
KZ NEUENGAMME
Mühlenstraße 36 Arthur Eichwald war Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg gewesen. Er führte das Textilgeschäft Alfred Eichwald. Geschäfte und Wohnungen wurden am 10. November 1938 durch SA-Leute verwüstet, Richard und Arthur ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt, aus dem sie nach einigen Monaten zurückkehrten. Anschließend zog die Familie nach Hamburg, von wo aus sie deportiert wurden.
  HIER WOHNTE
EMILIE EICHWALD
GEB. LEVINSKY
JG. 1889
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
MINSK
Mühlenstraße 36 Emilie Eichwald war die Ehefrau des Tabakwarenhändlers Richard Eichwald. Ihre drei Söhne Kurt, Erik und John gelangten Ende 1938 mit einem Kindertransport nach England, wo Erik 1941 an Tuberkulose starb. Die Mutter erhielt kurz nach der Ankunft der Kinder in England im Januar 1939 eine Einreiseerlaubnis nach Dänemark, von wo aus sie nach England gelangen wollte. Da die Erlaubnis nicht auch für ihren Mann galt, nahm sie sie nicht wahr. Stattdessen zog die gesamte Familie nach Hamburg und bemühte sich von dort aus um die Ausreise. Am 8. November 1941 wurden sie nach Minsk deportiert.[5]
  HIER WOHNTE
EMMA EICHWALD
GEB. LAZARUS
JG. 1865
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
MINSK
Mühlenstraße 36 Emma Eichwald, die Ehefrau von Alfred, schrieb am 23. März 1942 zum letzten Mal an ihren Enkel Kurt in England. Das ist das letzte Lebenszeichen des Ehepaares.[5]
  HIER WOHNTE
RICHARD EICHWALD
JG. 1880
DEPORTIERT 1941
ERMORDET
IN
MINSK
Mühlenstraße 36 Richard Eichwald, der Ehemann von Emilie, war Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg gewesen und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Er betrieb im Haus der Familie ein Tabakwarengeschäft. Geschäfte und Wohnungen wurden am 10. November 1938 durch SA-Leute verwüstet, Richard und Arthur ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt, aus dem sie nach einigen Monaten zurückkehrten. Nach dem Verkauf des Hauses zog die Familie nach Hamburg. Am 8. November 1941 wurden Emilie und Richard Eichwald nach Minsk deportiert.[5]
  HIER WOHNTE
SELLY EICHWALD
GEB. LEVINSKY
JG. 1891
DEPORTIERT 1941
ERMORDET
IN
MINSK
Mühlenstraße 36 Selly Eichwald, Ehefrau von Arthur Eichwald
  HIER WOHNTE
JEANETTE
SIMENAUER
GEB. EICHWALD
JG. 1896
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
MINSK
Mühlenstraße 36 Jeanette Simenauer geb. Eichwald, Tochter von Alfred und Emma

Schleswig

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In Schleswig wurden drei Stolpersteine an zwei Adresse verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
  HIER WOHNTE
ISIDOR HORWITZ
GEB. 1874
FREITOD
17.3.1932
Mönchenbrückstraße 3

 
Isidor Horwitz wurde am 14. August 1874 geboren und hat am 17. März 1932 den Freitod gewählt. Mit seiner Ehefrau Rosalie Horwitz, geb. Gassenheimer hatte er eine Tochter Luise Charlotte Horwitz, geboren am 8. September 1905 in Schleswig, die im ersten Jahrgang der Lornsenschule ihr Abitur machte und später Juristin wurde. Sie starb in Belgien; das genaue Todesdatum ist leider nicht bekannt.[6]
  HIER WOHNTE
BEREK ZARNOWSKI
GEB. 1890
FLUCHT 1939
BELGIEN
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Michaelisstraße 27
 
Berek Zarnowski wurde am 10. Oktober 1890 in Łopuszno geboren und war wohnhaft in Schleswig. Mit seiner zweiten, nichtjüdischen Ehefrau Elise Adolphine Zarnowski, gesch. Schnoor, geb. Doormann hatte er einen Sohn Wolf Rolf.[7] Er emigrierte zusammen mit seinem Sohn am 11. Juli 1939 nach Belgien. Von dort wurde er deportiert und war vom 10. Mai 1940 bis 15. Mai 1940 im Sammellager Drancy interniert. Am 4. September 1942 wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.[8]
  HIER WOHNTE
WOLF ZARNOWSKI
GEB. 1920
FLUCHT 1939
BELGIEN
ERMORDET 17.2.1945
IN
BUCHENWALD
Michaelisstraße 27
 
Wolf Rolf Zarnowski, der Sohn von Berek Zarnowski und dessen nicht jüdischer Ehefrau Elise Adolphine Zarnowski, gesch. Schnoor, geb. Doormann (1888–1981),[9] wurde am 15. Juli 1920 in Berlin geboren und war wohnhaft in Schleswig, Ramsdorf und Halle. Er emigrierte am 11. Juli 1939 nach Belgien. Von dort wurde er am 11. Februar 1945 in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht, wo er am 17. Februar 1945 ermordet wurde.[10]

In Sterup wurde ein Stolperstein verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
  HIER WOHNTE
LIESBETH SCHMIDT
JG. 1908
EINGEWIESEN
PSYCHIATRIE SCHLESWIG
'VERLEGT' 14.9.1944
HEILANSTALT OBRAWALDE
ERMORDET 26.9.1944
Nieharde 16 Liesbeth Schmidt erkrankt im Alter von 16 Jahren 1924 an einer Hirnhautentzündung, die aufgrund mangelnder medizinischer Betreuung zu einer geistigen Behinderung führte. Wo sie in den folgenden Jahren lebte, ist nicht bekannt. 1944 befand sie sich in der Heil- und Pflegeanstalt in Schleswig-Stadtfeld, von wo aus sie am 14. September 1944 in die Heil- und Pflegeanstalt Meseritz-Obrawalde gebracht wurde, wo sie vermutlich durch eine Giftinjektion ermordet wurde. Die Sterbeurkunde datiert ihren Tod auf den 26. September 1944. Der Stein wurde vor dem Wohnhaus der Familie verlegt.[11]

Süderbrarup

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In Süderbrarup wurden vier Stolpersteine an zwei Standorten verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
  HIER WOHNTE
MARIA APPEL
GEB. CHRISTIANSEN
JG. 1900
BIBELFORSCHERIN
'SCHUTZHAFT' 1937
DRUCKEREI ENTEIGNET
SORGERECHT ENTZOGEN
ÜBERLEBT
Bismarckstraße 5 Maria Appel war zusammen mit ihrem Mann Ralf Appel bereits 1937 verhaftet, aber 1938 wegen einer Amnestie entlassen worden. Nach der Verhaftung ihres Mannes 1941 sollte sie ihn überreden, dem Wehrdienst nachzukommen. Am 3. Juli 1941 wurden ihr ihre vier Kinder trotz des Protestes von Nachbarn weggenommen und in Erziehungsheime gebracht. Die Druckerei musste sie weit unter Wert an die Schleswiger Nachrichten verkaufen.[12] 1944 konnte sie ihren ältesten Sohn Walter noch einmal heimlich treffen, ehe dieser nach Ostpreußen abkommandiert wurde.[13] Nach dem Krieg kamen ihre drei jüngeren Kinder zu ihr zurück und sie führte die Druckerei mit ihrem zweiten Ehemann weiter.[14]
  HIER WOHNTE
ROLF APPEL
JG. 1902
BIBELFORSCHER
'SCHUTZHAFT' 1937
KRIEGSDIENST VERWEIGERT
VERHAFTET 1941
ZUCHTHAUS BRANDENBURG
ENTHAUPTET 11.10.1941
Bismarckstraße 5 Rolf Appel war Druckereibesitzer. Er und seine Frau Maria gehörten zu der Bibelforscherbewegung an, die sich gegen die Wehrpflicht aussprach, und waren bereits 1937 wegen Verbreitung von Flugblättern verhaftet worden[15] und hatten mehrere Monate im Gefängnis verbracht. Am 3. März 1941 erhielt er den Einrufungsbefehl, auf den er schriftlich antwortete, dass er den Kriegsdienst nicht mit seinem Glauben vereinbaren könne.[16] Daraufhin wurde er am 9. März 1941 wegen Wehrdienstverweigerung von der Gestapo abgeholt und erst nach Lübeck und dann nach Berlin gebracht. Am 11. Oktober 1941 wurde er im Zuchthaus in Brandenburg/Havel enthauptet.[14]
  HIER WOHNTE
WALTER APPEL
JG. 1927
DER MUTTER ENTZOGEN
KRIEGSDIENST VERWEIGERT
OHNE GERICHTSVERHANDLUNG
HINGERICHTET 1944
Bismarckstraße 5 Walter Appel, der älteste Sohn von Ralf und Maria Appel, war 1941 wie seine jüngeren Geschwister in ein Erziehungsheim gebracht worden. Er musste die Schule abbrechen und eine Druckerlehre beginnen. Heimlich ließ er sich in die Gemeinde der Bibelforscher aufnehmen. 1944 verweigerte er den Kriegsdienst und wurde ohne Gerichtsverhandlung enthauptet. Da er noch ein Jugendlicher war, wurde sein Geburtsdatum gefälscht.[14]
  HIER STARB
WILHELM HASS
JG. 1898
KRITISCHE ÄUSSERUNGEN
DENUNZIERT
VERHAFTET 3.3.1943
FLUCHT IN DEN TOD
IN ARRESTZELLE
Raiffeisenstraße Wilhelm Hass, ein Schuhmacher, der in den 1920er Jahren Mitglied ders SPD gewesen war, wurde von seiner Schwägerin denunziert und sogleich verhaftet. Er beging in der Arrestzelle Selbstmord. Da sein Wohnhaus nicht mehr vorhanden ist, wurde der Stolperstein am Ort der Arrestzelle verlegt.[14]

Verlegedaten

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  • 2. September 2003: Schleswig
  • 20. August 2004: Kappeln
  • 24. August 2004: Schleswig (Michaelisstraße 27)
  • 10. Oktober 2012: Süderbrarup
  • 15. Oktober 2016: Sterup
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Commons: Stolpersteine in Kappeln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Stolpersteine in Schleswig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Stolpersteine in Sterup – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Stolpersteine in Süderbrarup – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bernd Philipsen: Sieben Stolpersteine in Kappeln
  2. Mühlenstraße, S. 82ff (pdf, abgerufen am 31. Oktober 2020).
  3. Eichwald, Alfred. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 26. Dezember 2020.
  4. Arnisser Platz heißt jetzt Eichwaldplatz
  5. a b c Bernd Philipsen: Wie eine Familie aus Kappeln unter den Nazis litt, in: Schlei Bote vom 27. Januar 2009 (abgerufen am 31. Oktober 2020)
  6. “Stolpersteine” in Schleswig – Mahnmale für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus.
  7. “Stolpersteine” in Schleswig – Mahnmale für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus.
  8. Berek Zarnowski im Gedenkbuch
  9. “Stolpersteine” in Schleswig – Mahnmale für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus.
  10. Wolf Rolf Zarnowski im Gedenkbuch
  11. Stolperstein für Liesbeth Schmidt.
  12. Detlef Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium: Die Zeugen Jehovas im "Dritten Reich". 2009, S. 178.
  13. Marcus Herrberger: "Du sollst nicht töten". Wehrdienstverweigerer aus religiösen Gründen in Schleswig-Holstein im Ersten und ZweitenWeltkrieg, in: Demokratische Geschichte 20, S. 217–244; S. 222–226 (pdf, abgerufen am 31. Oktober 2020).
  14. a b c d Stolpersteine Süderbrarup
  15. Marcus Herrberger: "Du sollst nicht töten". Wehrdienstverweigerer aus religiösen Gründen in Schleswig-Holstein im Ersten und ZweitenWeltkrieg, in: Demokratische Geschichte 20, S. 217–244; S. 223.
  16. Detlef Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium: Die Zeugen Jehovas im "Dritten Reich". 2009, S. 208.