Stängelumfassende Taubnessel

Art der Gattung Taubnesseln (Lamium)
(Weitergeleitet von Lamium amplexicaule)

Die Stängelumfassende Taubnessel (Lamium amplexicaule) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Taubnesseln (Lamium) innerhalb der Familie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae).

Stängelumfassende Taubnessel

Stängelumfassende Taubnessel (Lamium amplexicaule)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Lamioideae
Gattung: Taubnesseln (Lamium)
Art: Stängelumfassende Taubnessel
Wissenschaftlicher Name
Lamium amplexicaule
L.

Beschreibung

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Illustration aus Billeder af Nordens Flora, 1917
 
Blütenstand
 
Blütenstand

Vegetative Merkmale

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Die Stängelumfassende Taubnessel ist eine einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von (2) 10 bis 25 (bis 30) Zentimetern erreicht.[1] Sie wurzelt bis 20 Zentimeter tief.[2] Von einem verzweigten Grund steigen in der Regel mehrere Stängel auf. Die Stängel sind im unteren Teil meist kahl und oberwärts mehr oder weniger dicht flaumig behaart.[1] Die Internodien sind meist viel länger als die Laubblätter.[1] Die Stängelblätter sind 0,5 bis 5 Zentimeter lang gestielt, während die Hochblätter stängelumfassend sitzend sind.[1] Die Stängelblätter haben eine kreisrunde Spreite mit einem Durchmesser von 1 bis 2 Zentimetern und einen Rand mit jederseits 2 bis 4 groben Zähnen.[1]

Generative Merkmale

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Die Stängelumfassende Taubnessel zeichnet sich unter den Taubnesseln durch die halbstängelumfassenden, breiten Tragblätter aus, die im oberen, blütentragenden Teil des Stängels sitzen. Sie sind etwa 1 bis 2 Zentimeter lang aber bis zu 3 Zentimeter breit und tiefer und unregelmäßiger eingeschnitten als die anderen Stängelblätter.[1] Die Blüten sitzen voneinander entfernt in dichten, vielblütigen, kopfartigen, 10 bis 15 Millimeter breiten Scheinquirlen.[1] Ihr Kelch ist röhrig, 5 bis 7 Millimeter lang und dicht wollig behaart.[1] Die Blüten, die sich öffnen, sind fleischrosafarben und haben eine gerade, weit vorragende, 8 bis 11 Millimeter lange Röhre ohne Haarring innen.[1] Die Oberlippe ist 2 bis 3 Millimeter lang, gewölbt, ganzrandig, und dicht purpurn behaart.[1] Die Unterlippe hat 2 kleine zugespitzte Seitenlappen und einen größeren, stielartig abgesetzten, ausgerandeten Mittellappen.[1] Die Antheren sind dicht behaart und haben gelbe Pollenkörner. Die Nüsschen sind bis 3 Millimeter lang mit weißlichen, meist deutlich vorragenden Höckern und einem kleinen Elaiosom.[1]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.[2]

 
Geöffnete, chasmogame Blüte
 
Blütenknospe bzw. kleistogame Blüte

Ökologie und Phänologie

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Bei den geöffneten Blüten findet überwiegend Selbstbestäubung statt. Neben diesen normalen Blüten werden bei schlechtem Wetter auch kleinere, geschlossen bleibende, im Kelch verborgene Blüten gebildet; diese öffnen sich nicht und befruchten sich selbst (Kleistogamie); sie bilden einen hohen Fruchtansatz.[3]

Die Verbreitung der Klausen erfolgt durch kleinere Ameisen-Arten (Lasius niger, Tetramorium caespitum, Messor barbarus), die sie auf dem Boden auflesen oder direkt aus den Fruchtkelchen herausholen.[1] Die größeren Waldameisen-Arten scheinen die Nüsschen in der Regel zu verschmähen.[1]

Die Hauptblütezeit reicht von März bis Mai (in Hochlagen bis August) sowie im Herbst von September bis Oktober. Bei frostfreier Witterung blüht die Stängelumfassende Taubnessel auch im Winter.[1]

Vorkommen

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Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet umfasst ganz Eurasien und das nördliche Afrika. Durch den Menschen wurde sie auch in Nordamerika eingeschleppt. Sie ist dort wie auch in Südamerika und in Neuseeland ein Neophyt.[4] Die Stängelumfassende Taubnessel wächst als „Unkraut“ an lehmigen, gerne stickstoffreichen Stellen wie Ackerrändern, Gärten, Weinbergen oder Ruderalstellen. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Ordnung Polygono-Chenopodietalia.[2] Sie gedeiht in Mitteleuropa auf sommerwarmen, mäßig frischen, nährstoffreichen, vorzugsweise kalkarmen, neutralen, oft humusarmen, leichten, lockeren, sandigen Lehmböden oder bindigen Sandböden.[2] Sie steigt im Engadin bis 1860 Meter, im Kanton Wallis am Großen St. Bernhard bis 2460 Meter und am Schwarzsee bei Zermatt bis etwa 2550 Meter Meereshöhe auf.[1]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[5]

Systematik

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Manche Autoren unterscheiden folgende Unterarten und Varietäten (Stand 2003):[4]

  • Lamium amplexicaule var. aleppicum (Boiss. & Hausskn.) Bornm. (Syn.: Lamium aleppicum Boiss. & Hausskn.): Sie kommt von der südöstlichen Türkei bis zum Iran vor.[4]
  • Lamium amplexicaule L. subsp. amplexicaule: Sie kommt in den gemäßigten Zonen Eurasiens und von Makaronesien bis Äthiopien vor.[4]
  • Lamium amplexicaule var. bornmuelleri Mennema: Sie kommt im Irak, in der Türkei, im Iran im Gebiet von Syrien und Libanon vor.[4]
  • Lamium amplexicaule var. incisum Boiss.: Sie kommt von Griechenland bis zum nordwestlichen Iran vor.[4]
  • Lamium amplexicaule subsp. mauritanicum (Gand. ex Batt.) Maire (Syn.: Lamium mauritanicum Gand. ex Batt.): Sie kommt in Marokko und in Algerien vor.[4]
  • Lamium amplexicaule var. orientale (Pacz.) Mennema: Sie kommt von der östlichen Ukraine bis zum südlichen und südlich-zentralen europäischen Russland vor.[4]

Literatur

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  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 13./14. Auflage. Band 2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1987, ISBN 3-06-012539-2.
  • Otto Schmeil, Jost Fitschen, Werner Rauh: Flora von Deutschland und seinen angrenzenden Gebieten. 84. Auflage. Quelle & Meyer, Heidelberg 1968.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 4. Verlag Carl Hanser, München 1964. S. 2452–2454.
  2. a b c d Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 804.
  3. Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 435.
  4. a b c d e f g h Rafaël Govaerts, 2003: World Checklist of Selected Plant Families Database in ACCESS: 1-216203. The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Lamium amplexicaule. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 17. Februar 2016.
  5. Lamium amplexicaule L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 30. Januar 2023.

Weiterführende Literatur

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  • Xi-wen Li, Ian C. Hedge: Lamium. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 17: Verbenaceae through Solanaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 1994, ISBN 0-915279-24-X, S. 157 (englisch)., textgleich online wie gedrucktes Werk.
  • Dietmar Brandes: Urban flora of Sousse (Tunisia). Braunschweig, 2001, online.
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Commons: Stängelumfassende Taubnessel (Lamium amplexicaule) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien