Kloster Peterlingen

Kloster Peterlingen ist ein ehemaliges Cluniazenserkloster in Payerne

Das Kloster Peterlingen ist ein ehemaliges Cluniazenserkloster in Payerne (deutsch: Peterlingen), Kanton Waadt, Schweiz. Die Abteikirche ist das grösste erhaltene romanische Gotteshaus der Schweiz.

Abteikirche aus dem 11. Jahrhundert

Geschichte

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Gründung

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Das Kloster Peterlingen, gelegen im Königreich Hochburgund, wurde wahrscheinlich um 962 von Kaiserin Adelheid als Memoriastätte (Memorialwesen) auf der Grablege ihrer Mutter Königin Berta von Burgund gegründet. Diese initiierte die Klostergründung insofern mit, als sie die Kirche von Peterlingen für ihre Grablege mit Gütern und Schenkungen ausstatten liess.[1] Es wurde 962 als eines der ersten Tochterklöster der Reformabtei Cluny angegliedert. Es wurde durch die Könige von Burgund und die deutschen Kaiser reich beschenkt und hatte ausgedehnten Grundbesitz entlang des Jurafusses, im Genferseegebiet, im Seeland und auch im Elsass. Am 2. Februar 1033 wurde Konrad II. in Peterlingen zum König von Burgund gekrönt.[2]

Niedergang

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Im 13. Jahrhundert gelangte Peterlingen unter den Einfluss der Herzöge von Savoyen. Im 14. Jahrhundert begann der allmähliche Niedergang des Priorats, der auch nicht aufgehalten werden konnte, als der Gegenpapst Felix V. Payerne 1444 zur Abtei erhob. Während der Burgunderkriege war Payerne mit den Bernern verbündet und blieb daher von den Eidgenossen verschont.

Berner Herrschaft

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Mit der Eroberung der Waadt im Jahr 1536 kam Peterlingen unter Berner Herrschaft, und im Zuge der Reformation, die durch die Berner im Waadtland eingeführt wurde, mussten die Mönche 1536 das Kloster verlassen. Die klösterlichen Besitzungen wurden durch Bern als Landvogtei verwaltet. Teile der Konventsgebäude wurden abgerissen bzw. umgenutzt.

Abteikirche

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Innenansicht der Abteikirche

Baugeschichte

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Die ehemalige Abteikirche Notre-Dame ist ein typisches Beispiel der cluniazensischen Architektur und eine der bedeutendsten Kirchenbauten der romanischen Epoche in der Schweiz. Der heutige Bau wurde im 11. Jahrhundert auf Veranlassung des Abtes Odilo von Cluny an der Stelle der früheren Kirche aus dem 10. Jahrhundert begonnen, in Anlehnung an die zweite Abteikirche von Cluny. Teile des Vorgängerbaus, darunter die archaischen Kapitelle, wurden in die neue Kirche miteinbezogen.

Die Pfeilerbasilika zeigt ein dreischiffiges Langhaus mit sieben Jochen, ein Querschiff mit Vierungsturm und eine halbrunde Apsis. Einen besonderen Eindruck verleiht die wechselnde Färbung der verwendeten Quadersteine an den Pfeilern und Gewölberippen. Im Westen schliesst das Langhaus in einem bollwerkartigen Massivbau ab, der die Vorhalle (mit Fresken vom Jüngsten Gericht aus dem 13. Jahrhundert) und im Obergeschoss die Michaelskapelle enthält. Sein hohes Walmdach wurde im 15. Jahrhundert errichtet.

Im Osten befindet sich ein Staffelchor mit vier Nebenchören. Die Auferstehungskapelle im ersten nördlichen Nebenchor ist mit Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert verziert (Verkündigung, Geburt Christi, Gebet am Ölberg und Himmelfahrt). Die Graillykapelle im zweiten südlichen Nebenchor liess der Generalvikar Jean de Grailly 1454 im gotischen Stil umbauen. Der Vierungsturm wurde nach einem Brand im 16. Jahrhundert in gotischen Stilformen wiederaufgebaut.

Die Basilika ist insgesamt 67 m lang. Die Höhe des Mittelschiffs liegt zwischen 14 und 15,2 m, die Höhe des Chors 16,8 m und die Höhe bis zur Turmspitze beträgt 63,4 m.

Entwicklung nach der Reformation

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Nach der Reformation wurde die Abteikirche profaniert und diente im 17. Jahrhundert als Glockengiesserei, im 18. Jahrhundert, nachdem Zwischenböden eingezogen worden waren, als Kornspeicher und später auch als Gefängnis und Kaserne. Seit 1926 nahm man eine sorgfältige Restaurierung vor, weshalb die Kirche heute wieder ein Baudenkmal von europäischer Bedeutung ist.

In den übriggebliebenen romanischen Bauten der Abtei befindet sich seit 1869 ein Museum. Von den ehemaligen Konventsgebäuden südlich der Abteikirche ist nur der zu Beginn des 16. Jahrhunderts neu erbaute Kapitelsaal erhalten.

Renovierung 2007–2020

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Von 2007 an wurde die Abteikirche gründlich renoviert. Nach Auffassung der Fachleute befand sich das Gebäude in einem kritischen Zustand und drohte einzustürzen. An den Renovationsarbeiten beteiligten sich über tausend Handwerker aus hundert Unternehmen der Region. Die romanischen Ornamente an den Fassaden konnten dank einem Laserstrahl wieder zum Vorschein geholt werden, ohne dass Steine beschädigt wurden. Die Dächer, ein Teil der Gewölbe und die Malereien im Innern der Kirche wurden ebenfalls restauriert. In Zusammenhang mit dem Renovierungsprogramm wurde der Marktplatz von Payerne neu gestaltet. Für Besucher wurde eine neue interaktive Entdeckungstour entwickelt. Die Hauptlasten der Renovationskosten in Höhe von 20 Millionen Franken trug die Stadt Payerne. Die Kirche wurde am 11. Juli 2020 wiedereröffnet.[3][4]

Seit 1999 steht in der Abteikirche eine speziell für den Raum konzipierte Orgel von Jürgen Ahrend, die nach italienischen Vorbildern in einer Kopie des Gehäuses von Lorenzo da Prato zu San Petronio Bologna gebaut ist. Zuvor, von 1981 bis 1996, gab es ein aus Taizé hierher transferiertes Instrument desselben Orgelbauers, dieses befindet sich inzwischen in der Kathedrale von Lyon.[5][6]

Disposition
I Grand Orgue C–d3
Principal 8′
Bourdon 8′
Prestant 4′
Flûte 4′
Nazard 223
Octave 2′
Larigot 113
Cornetto V 8′
Fourniture III 2′
Cymbale II 1′
Trompette 8′
II Positif C–d3
Bourdon 8′
Suavial 8′
Prestant 4′
Flûte douce 4′
Quinte 3′
Doublette 2′
Voix humaine 8′
Pédale C–d1
Contrebasse 16′
Principal-Bass 8′
Octav-Bass 4′
Bombarde 16′

Literatur

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  • L’abbatiale de Payerne. Hrsg.: Association pour la restauration de l’abbatiale, Lausanne 1966 (Bibliothèque historique vaudoise; Bd. 39).
  • Hans Eberhard Mayer: Die Peterlinger Urkundenfälschungen und die Anfänge von Kloster und Stadt Peterlingen. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. Bd. 19 (1963), S. 30–129.
  • Hans Rudolf Sennhauser: Die Abteikirche von Payerne VD. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1991, ISBN 3-85782-495-6 (Schweizerische Kunstführer; Nr. 495).
  • Les orgues des églises médievales de Payerne. Association pour la mise en valeur des orgues Ahrend de Payerne. Payerne 2010.[7]
  • Georg Hüffer: Das Verhältniss des Königreichs Burgund zu Kaiser und Reich, besonders unter Friedrich I. Paderborn: Schöningh, 1874
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Commons: Abtei Payerne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Mayer, Urkundenfälschungen S. 34–44.
  2. Hüffer, Verhältniss des Königreichs Burgund zum Reich, S. 11
  3. Niclas Maeder: Abtei Payerne für Besucher wieder offen. Freiburger Nachrichten, 9. Juli 2020, abgerufen am 10. Juli 2020 (englisch).
  4. Keystone-SDA: Wiedereröffnung der Abtei Payerne. Bote der Urschweiz, 8. Juli 2020, abgerufen am 10. Juli 2020 (englisch).
  5. Eglise Abbatiale Payerne VD. Im Orgelverzeichnis Schweiz-Liechtenstein, abgerufen am 27. Juli 2020.
  6. Lyon: Cathédrale Saint-Jean (Chororgel). Die Orgelseite, abgerufen am 27. Juli 2020.
  7. Inhaltsbeschreibung auf der Website der Herausgeber, abgerufen am 13. Mai 2018.

Koordinaten: 46° 49′ 14,5″ N, 6° 56′ 14″ O; CH1903: 561737 / 185628