Diskussion:Gautr
Kultliga-These
BearbeitenDiese Kultliga-These von Ingemar Nordgren hinterlässt ziemlich viele Fragezeichen. Die Deutung von Sviþioþ, Sonnen - Leute ist aus philologischer Sicht reinster Humbug. Auch die Gleichsetzung von Gautar, Jutar, Gutar, Gutones/Gudones/Gutoi wirkt befremdlich. Dann wäre es mal interessant, woher der Autor weiss, dass in der Bronzezeit Freyr und Freyja im Kultmittelpunkt gestanden hätten. Wer ist übrigens Ingun/Ingr? Aus eine frühbronzezeitlichen Quelle können diese Namen käumlich stammen und die mittelalterliche Überlieferung kennt keine solchen nordischen Götternamen. Das ganze wirkt auf mich wie eine phantastische Spekuliererei, die nicht einmal besonders originell ist, weil sie nach altbekannten Mustern abläuft (Namensähnlichkeiten, Kultkriege - z.B. Wanen-Asen-Krieg als Matriarchat-Patriarchat-Ablösung und dergleichen). Mit ernsthafter Forschung hat dies käumich zu tun. Meiner Meinung nach darf der ganze Abschnit gelöscht werden. --al-Qamar (Diskussion) 11:44, 5. Jul. 2012 (CEST)
- Ja, das klingt nicht vertrauenserweckend. Wie soll man das abschätzen? Das Buch Well Spring of the Goths dem diese These entnommen ist, hat ein Literaturverzeichnis das sich über mehrere Seiten erstreckt und stellt nach einer Selbstaussage die erweitere Doktorarbeit von Ingemar Nordgren dar. Die Bedeutung des Werks für den Diskurs der germanischen Religion und Mythologie lässt sich in google scholar etwas abschätzen. Das Werk bringt es auf 3 Treffer. Der Autor kommt auf 12 Treffer. Was grundsätzlich ja noch nicht heißt, dass das nicht stimmt, was er schreibt. Aber es rechtfertigt nicht, einen so langen Absatz im Artikel nur auf das Werk eines im Diskurs nicht sonderlich bekannten Autors zu stützen (das womöglich nur eine Mindermeinung darstellt), wo es weitaus reputablere Autoren gibt. Grüße --Wiesenthal (Diskussion) 22:57, 5. Jul. 2012 (CEST)
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Bearbeiten- Kultliga-These
Ingemar Nordgren bietet eine These an, der die weite Verbreitung des Gaut erklären könnte, und en passent stimmige Antworten auf einige andere Fragestellungen gibt.
„Diese Arbeit geht von der Hypothese aus, daß die Goten kein Volk, sondern eine Anzahl verschiedener Stämme und Völker waren, die durch einen gemeinsamen Kult zusammengehalten wurden. Das heißt, daß nicht nur die Weichselgoten, sondern auch andere Völker sich als Goten betrachten konnten. Die Religion ist als der ethnische Leim der Goten zu betrachten[1].“
- Ablösung vorhergehend vorherrschender Kulte
In der mittleren Bronzezeit ist in Skandinavien, wie auch in weiten Teilen Mitteleuropas, ein Kult vorherrschend, der den Gegensatz von Winter und Sommer sowie Sonne und Mond zum Gegenstand hat. Es handelt sich im wesentlichen um einen Fruchtbarkeitskult, in dessen Mittelpunkt Freya / Freyr sowie vorhergehend ähnliche Paarungen wie Ingun / Ingr oder Nerthus / Njördr stehen.
Die Ausübung dieses Kultes ist an ein Sakralkönigtum gebunden, dessen Könige selbst als Verkörperung des Gottes Freyr gelten. Dem liegt die Vorstellung eines steten Kampfes zwischen Sommer und Winter (und/oder Tag und Nacht) zugrunde, bei dem der Sonnengott stets stirbt und wiedergeboren wird. Der Sakralkönig, der Svíakonungr, ist im Kult der wiedergeborene Freyr; wobei es möglich ist, dass dieser Sakralkönig nach Ablauf eines Kultzyklusses von mehreren Jahren tatsächlich sterben muss, um in Gestalt eines neuen Sakralkönigs - also Freyr - wiedergeboren zu werden. Die Anhänger dieses Kultes bilden die Kultliga der Sviþioþ, Sonnen - Leute / - Volk (Sviar, Svear), die von den regionalen Autoritäten getragen werden - oder besser andersherum: diese können aus ihrer führenden Rolle bei der Kultausübung ihre Autorität auch in nicht kultischen Angelegenheiten herleiten. (Als vergleichbare Kultligen wären womöglich der Nerthuskult durch die bei Tacitus (Germania, 40)[2] genannten Stämme sowie die Kultgemeinschaft der Sueben anzusehen.) Bedingt durch Klimaverschlechterungen zum Ende der Bronzezeit findet ein Wechsel in der Form der Landwirtschaft statt, der von einer vorrangig auf Ackerbau beruhenden Wirtschaftsweise, die kleinräumig viele Menschen ernähren konnte, hinzu zu kleineren Wirtschaftseinheiten führt, die auch auf weniger geeignete Böden zurückgreift und vermehrt auf Viehwirtschaft beruht. Dies führt zu einer Schwächung des Sakralkönigtums, da die im Kult behauptete positive Beeinflussung der Ernte-Erfolge nicht mehr eingelöst werden kann und die kleinteiligere Siedlungsstruktur weniger Kontrolle durch die Führungsschicht zuläßt. In den kleineren Wirtschaftseinheiten, die man sich als von Familien getragenen Bauerngehöfte vorstellen mag, erstarken andere Religionsvorstellungen, die auf durchaus bereits vorhandene aber weniger bedeutsame Götter, wie einen Stammvater, zurückgehen können. Eine solche Stammvater-Figur oder Schöpfergott ist Gaut, dem die Schaffung der Menschen zugeschrieben wird, indem er sie "ausgegossen" hat.
Die dabei entstehende neue Führungsschicht reklamiert für sich selbst von diesem Gaut abzustammen - wobei ihre genealogische Abstammungsschaft unmittelbarer auf Gaut zurückzuführen ist, als die der anderen Menschen, die ebenfalls von Gaut geschaffen wurden.
Gaut in seiner frühen Form trägt bereits odinistische Züge in sich, verbindet sich mit dem erstarkenden Kult des Odin; wobei die Streitfrage, ob Odin eine neu auftretende Gottheit ist, die vom Süden in den skandinavischen Raum eintritt, oder ob sie bereits vorhanden war und lediglich erstarkt, letztlich offenbleiben kann.
Dieses Erstarken des Odin-Gaut führt zu Auseinandersetzungen mit der alten Führungsschicht, die für sich reklamiert, selbst die Gottheit Yngvi-Frejr zu repräsentieren, da dies die Legitimität ihres kultischen Führungsanspruches untergräbt. Wobei sich deren Macht im Wesentlichen auf die führende Rolle bei der Kultausübung beschränkt und sich ihr politischer Führungsanspruch sich nur höchst mittelbar auf dieser "Kulthoheit" gründet. Demgegenüber sind die angeblich von Odin-Gaut Abstammenden keine Götter aber können aus dieser Abstammung von einem schamanischen Toten- und Kriegsgott einen besonderen Führungsanspruch herleiten. Aufgrund dieser behaupteten Abstammung setzen sich diese an die Spitze eines eigenen Kultes, mit dem es gelingt Gefolgschaften an sich zu binden. Nordgren vermutet hier einen Initiationsritus bei dem der Aspirant symbolisch getötet wird. Die durch diesen Akt 'geweihten' Krieger gelten als bereits tot. Fallen diese im Kampf oder sterben auf andere Weise, so sterben lediglich deren Körper und andere Männer treten an deren Stelle - und erhalten wahrscheinlich auch, so Nordgren, deren Waffen.
Letzteres wiederum ermöglicht Waffen-lose Bestattungen, was deren gehäuftes, aber für Germanen untypische, Auftreten bei gleichzeitigem Vorhandensein mit reich ausgestatteten Frauengräbern erklären könnte.
Die auf diesem Legitimitätskonflikt beruhenden Auseinandersetzungen sind in zwischen Svearn und Gauten überlieferten Kämpfen zu sehen, die damit kein Krieg zwischen diesen Stämmen, sondern ein Ringen von kultisch getragenen Legitimitätskonzepten der alten und neuen Führungsschichten sind. Aufgelöst wird dies letztlich dadurch, dass die neue Führungsschicht sowohl den Kult des Yngwi-Freyr aufrechterhält als auch ebenfalls eine Abstammung von Odin-Gaut für sich reklamiert.
In der Folge bestehen beide Kulte parallel nebeneinander fort, wobei der des Odin-Gaut stetig an Bedeutung gewinnt und Odin zur Hauptgottheit, dem Göttervater, aufsteigt.
- Ausbreitung
Eine angenommene Ausbreitung des Kultes führt dazu, dass eine Vielzahl von Anhängern in Südskandinavien und im Ostseeraum sich als die von Gaut geschaffenen verstehen und sich als Gautar, Jutar, Gutar, Gutones/Gudones/Gutoi -- als Menschen, die von Gaut geschaffen wurden -- bezeichnen. Sämtliche Namen dieser Stämme wären damit als Autonyme dieses Sinngehalts anzusehen, die auf die gleiche kultisch-religiöse Vorstellung zurückgehen, wobei allerdings keine politische Einheit oder gemeinsame Ethnizität -- von Kleinstgruppen innerhalb dieser Stämme abgesehen -- bestand oder erforderlich gewesen wäre.
Durch Zuwanderung verbreitet sich der Kult auch im Weichselgebiet - wobei es keiner signifikant großen Zuwanderung bedarf. Vielmehr bildet der neue Kult den Leim, der den polyethnischen Verband kultisch zusammenhält. Es genügt die Integration einzelner über den Initiationsritus und die Akzeptanz des Gaut. Die dort lebenden Gruppen werden vermittelt durch die übernommenen Vorstellungen, dem Gaut-Odinn--Kult, ebenfalls zu von Gaut geschaffenen - den Goten.
Eventuell ermöglicht dies eine Herauslösung aus der angenommenen Zugehörigkeit der Kultliga der Lugier / Wandalen und es entsteht eine eigene Kultgemeinschaft unter einem Þiudans, der für die Zeit der Wanderung sowie im Falle eines Verteidigungskrieges auch über Macht verfügt. Daneben existieren Kleinkönige / Häuptlinge mit insbesondere auch politischer Macht in Friedenszeiten, die sich auf Gefolgschaften stützen, welche auf dem Odinn-Gaut--Kult gründen -- die von Tacitus genannten und für besonders bemerkenswert erachteten Autoritäten[3].
Über einen längeren Zeitraum findet hierbei eine Entwicklung statt, die zu einer alleinigen Machtkonzentration bei den Kleinkönigen führt, und die ihren Abschluss in der Gutþiuða/ Gothia der Vesigoten findet. Für diese sind Reiks (Kleinkönige, Häuptlinge) sowie ein Kindins ("Richter") bezeugt, der ausdrücklich kein König / Þiudans ist.
- Ersetzung durch den Arianismus
Auch den Übergang ausgerechnet zum Arianismus — zumindest aber das starre Festhalten an diesem — sieht er im Gegensatz zu anderen nicht als Zufall an, sondern vor allem in der Kompatibilität der arianischen Vorstellung, der Sohn Gottes, Jesus, sei ein Mensch gewesen zum Kult des Odin-Gaut. Dies entsprach der tradierten Vorstellung, dass die Kleinkönige ebenfalls Söhne einer Gottheit waren. Wobei er auch gelten lässt, dass das Festhalten am Arianismus politisch motiviert gewesen kann, da von der herrschenden Schicht die Erforderlichkeit der Abgrenzung der Goten von den römischen Provinzalen zur Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft, die sich letztlich auf ihrer Stellung innerhalb der Stammesstruktur gründete, erkannt wurde.
- ↑ Ingemar Nordgren in The Well Spring of the Goths, 2004, S. 551[1] (deutsche Grammatik angepasst)
- ↑ Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: http://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_37.jpg&oldid=1277456 (Version vom 18. Oktober 2010)
- ↑ Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: http://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_40.jpg&oldid=1277456 (Version vom 18. Oktober 2010) hier 43 a.E.
Gleichsetzung von Wotan mit Odin vermutlich falsch
BearbeitenDer Artikel mischt auf naive Art zwei getrennte Gottheiten, die erst sehr spät, namentlich durch bildungsbürgerliche Irrtümer des 19. Jhdts, auf ahistorische Art miteinander verschmolzen worden sind. --94.216.29.242 21:58, 20. Okt. 2016 (CEST)
- Wikipedia steht ganz und gar in der Tradition des Bildungsbürgertums und fördert dieses gar. Alles andere erachten wir hier als Trollerei. Jau! --al-Qamar (Diskussion) 09:11, 21. Okt. 2016 (CEST)
- meinst du vielleicht Tollerei?--Claus Peter (Diskussion) 14:50, 3. Jun. 2018 (CEST)
Spalter
BearbeitenOdin, so die Legende, trägt einen Speer, der über Feinde geworfen, das Tor zwischen Leben und Tod öffnet, und deren Seele direkt ohne Verzug das Leben verlassen lässt. Gungnir.
Ausserdem ist Odin der Herr der Zwietracht und der Lügen, er spaltet den Willen seiner Feinde mit Intrigen, soweit, dass er sein Spiel durchbringt, aber nur so gerade dass der Verrat nicht wirklich bemerkt würde.
Gautatyr, das Spalttier der Spaltertyr. Seine Waffe hat auf Wanyr keinerlei Wirkung, sie stehen als Unsterblichen immer zwischen Leben und Tod, wie die Katzen ihrer höchsten Kinder Freya und Freyr, die sich in Odin Halla als Geiseln nehmen lassen, um die Spalterei zu beobachten, das Hetzen über Schwache und das denunzieren der Starken.
Gatter ist verwandt. Gott ist also nur das abgespaltene, das Spaltende, der Verleumder. (nicht signierter Beitrag von 217.255.134.64 (Diskussion) 23:27, 3. Aug. 2019 (CEST))