Posek

jüdischer Gelehrter, der eine bindende Entscheidung bei der Auslegung von religiösen Gesetzen treffen kann, die die jüdisch-orthodoxe Lebensführung betreffen
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Ein Posek (hebräisch פוסק, Plural Poskim, פוסקים, lateinisch Dezisor) ist ein jüdischer Gelehrter, der eine bindende Entscheidung (hebräisch דין פסק Psak din, auch Psak halacha, Plural Pessakim) bei der Auslegung von religiösen Gesetzen treffen kann, die die jüdisch-orthodoxe Lebensführung (Halacha) betreffen.

Definition

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Ein Posek oder Dezisor legt seine Gesetzesinterpretation entweder schriftlich nieder (Rabbinische Literatur), wie es zum Beispiel in der Mischne Tora des Maimonides exemplarisch der Fall ist, oder formuliert verbindliche Aussagen zu Einzelfragen, die Responsen. Eine Vielzahl von Rabbinern und Gelehrten des Mittelalters und der frühen Neuzeit führte diesen Ehrentitel.[1]

Jeder orthodoxe Rabbiner wird so ausgebildet, dass er dezisorische Funktionen im Rahmen seiner Gemeinde wahrnehmen kann.

Geschichte

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DezisorDezisorSaboräerAmora (Judentum)TannaimDie 5 Paare

Angewandt wird der Begriff auf die rabbinischen Autoritäten vom Abschluss des (babylonischen) Talmuds um 600 n. Chr. bis in die Gegenwart, und zwar mit folgender Einteilung:

Bedeutung

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Die Unterscheidung zwischen den Geonim, Rischonim und Acharonim ist historisch bedeutsam.[2] Nach der im orthodoxen Judentum weit verbreiteten Ansicht können die Acharonim im Allgemeinen die Entscheidungen von Rabbinern früherer Epochen nicht anfechten, es sei denn, sie fänden Unterstützung von anderen Rabbinern früherer Epochen. Doch es gibt auch die gegenteilige Ansicht: In The Principles of Jewish Law schrieb der orthodoxe Rabbiner Menachem Elon:

„(…) [such a view] inherently violates the precept of Hilkheta Ke-Vatra’ei, that is, the law is according to the later scholars. This rule dates from the Geonic period. It laid down that until the time of Rabbis Abbaye and Rava (4th century) the halakha was to be decided according to the views of the earlier scholars, but from that time onward, the halakhic opinions of post-talmudic scholars would prevail over the contrary opinions of a previous generation (…)“

Menachem Elon: The Principles of Jewish Law. Keter Publishing House, Jerusalem 1975.[3]

(ungefähre Übersetzung: „[eine solche Ansicht] verstößt von Natur aus gegen die Vorschrift von Hilkheta Ke-Vatra’ei, das heißt, das Gesetz entspricht den späteren Gelehrten. Diese Regel stammt aus der geonischen Zeit. Sie legte dies bis zur Zeit der Rabbiner Abbaye und Rava fest (4. Jahrhundert) sollte die Halacha nach den Ansichten der früheren Gelehrten entschieden werden, aber von diesem Zeitpunkt an hatten die halachischen Meinungen posttalmudischer Gelehrter Vorrang vor den gegenteiligen Meinungen einer früheren Generation.“ Bava Metzia 3:10, 4:21, Schabbat 23:1)

Das „Hilkheta Ke-Vatra’ei“ (‚die Halakha folgt den späteren‘) kann so interpretiert werden, dass die orthodoxe Sichtweise keinen Widerspruch darstellt, sondern es wird dazu aufgerufen, die Perspektive im größeren Kontext der Tora zu verstehen. Während die Autorität den Gelehrten einer späteren Generation innerhalb einer bestimmten Ära zufallen kann, erlaubt der Talmud Gelehrten einer späteren Ära nicht, mit Gelehrten einer früheren Ära zu streiten, ohne die Unterstützung anderer Gelehrter einer früheren Ära.[4]

Während der geonischen Zeit (Geonim (hebräisch גאונים) oder Kadmonim, 6. bis 10. Jahrhundert) waren es die babylonischen Schulen, die die Hauptzentren der jüdischen Bildung darstellten. Die Geonim, die Leiter dieser Schulen, wurden als höchste Autoritäten des jüdischen Rechts anerkannt. Trotz der Schwierigkeiten, die eine regelmäßige Kommunikation in dieser Zeit behinderten, richteten Juden, die sogar in den entlegensten Ländern lebten, ihre Anfragen zu Religion und Recht an diese Spezialisten in Babylonien. Für Juden außerhalb Babylons war es üblich, die Zusendung eines Teils des Talmuds zusammen mit „einer Erklärung“ zu verlangen oder die Gelehrten in Babylon zu bitten, jüdische Argumente beizulegen, für die sie keinen Präzedenzfall finden konnten. Die Länge einer Antwort aus diesem Zeitraum kann von weniger als einem Satz bis zu einem großen Buch reichen.[5][6]

Liste einzelner Geonim (Auswahl)

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Rischonim

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Rischonim (hebräisch ראשונים ‚die Ersten‘) (singular ראשון ‚Rischon‘) waren die führenden Rabbiner und Poskim, die ungefähr im 11. bis 15. Jahrhundert lebten. Als Schlusspunkt dieser Phase gilt die Niederschrift des Schulchan Aruch (hebräisch שׁוּלחָן עָרוּך ‚Gedeckter Tisch‘), einem allgemeinen, gedruckten Code des jüdischen Rechts aus dem Jahre 1563. Rabbinische Gelehrte, die auf Schulchan Aruch folgten, werden allgemein als Acharonim (hebräisch אחרונים ‚die Letzteren‘) bezeichnet.

Liste einzelner Rischonim (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Konstantin Schuchardt: Poskim. Glossar, Religiöse Begriffe aus der Welt des Judentums, 27. April 2015, auf juedische-allgemeine.de [1]
  2. Moritz Figdor: Halacha und Fragen am Ende des Lebens. Anwendung der traditionellen jüdischen Lehre auf moderne Fragestellungen am Beispiel des terminalen Patienten, in Justiz und Legislative im Staat Israel. Dissertationsschrift, Universität München, München 2015, auf edoc.ub.uni-muenchen.de [2] S. 15–19
  3. Piskei Ha’Rosh, Bava Metzia 3:10, 4:21, Shabbat 23:1
  4. Authority, Rabbinical. Encyclopaedia Judaica, 17. April 2024, auf encyclopedia.com [3]
  5. Samuel Poznański: Babylonische Geonim im nachgaonäischen Zeitalter nach handschriftlichen und gedruckten Quellen. (Schriften der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums. Band 4, H. 1/2, ZDB-ID 513586-2), Mayer & Müller, Berlin 1914.
  6. 1906 Jewish Encyclopedia