Danuvius
Danuvius ist die römische Personifikation („Flussgott“) des Flusses Donau (lat: Danuvius, Danubius).
Etymologie
BearbeitenDer Name des Flusses Danuvius ist indogermanischen Ursprungs und leitet sich von der Wurzel dānu-, „Fluss“ ab, die häufig in Flussnamen erscheint (Rhodanus, Don, Dniestr, Downy etc.). Von derselben Wurzel scheinen mehrere Gottheiten benannt zu sein, so unter anderem die irische Danu und die walisische Dôn, wobei allfällige Zusammenhänge nicht klar sind.
Inschriften und Darstellungen
BearbeitenWeihinschriften für einen Flussgott Danuvius stammen aus den römischen Provinzen Raetia, Noricum und Pannonia. Einmal wird Danuvius mit dem römischen Göttervater Jupiter und einmal mit dem Flussgott Dravus (die Drau) angerufen. Bei Martial ist von den „treulosen Hörnern“[1] der Donau zu lesen, weswegen Danuvius manchmal als „gehörnte Gottheit“, ähnlich dem „zwiegehörnten“ Rhenus, gesehen wird.[2]
Weiheinschriften wurden gefunden in Mengen (Baden-Württemberg),[3] Rißtissen (Baden-Württemberg),[4] Budapest (Aquincum, Ungarn)[5][6] und Osijek (Mursa, Kroatien).[7]
Die berühmte bildliche Darstellung eines typischen Flussgottes auf der Trajanssäule wird oft mit Danuvius in Zusammenhang gebracht. Der Flussgott, mit starker Ähnlichkeit zum römischen Neptunus, sitzt unter der Trajansbrücke und beobachtet das Überqueren der Donau durch die römischen Legionen zu Beginn der Dakerkriege. Da aber diese Brücke in jenem Bereich des Unterlaufs der Donau liegt, der in der Antike Ister hieß – und der einen gleichnamigen Flussgott besaß – ist es jedoch ebenso wahrscheinlich, dass es sich hierbei um seine Abbildung handelt, zumal es auch jener Flussgott ist, den die zu besiegenden Daker anbeteten.
Goten, Griechen, Daker
BearbeitenDie Goten, die Danuvius (got. Δούναβις = *Donaws)[8] als Rächer anriefen,[9] schworen auch in seinem Namen. Der gotische Feldherr Gainas ließ sogar die ihm folgenden Römer dem Fluss opfern.[10]
Ähnliches gilt auch für den Unterlauf der Donau, der in der Antike auch Hister oder Istros genannt wurde und den Griechen schon früh bekannt war. In Hesiods Theogonie ist Istros der Sohn von Okeanos und Tethys.[11] So schworen auch die Daker[12] auf Ihren Flussgott (Ister). Ihnen war jedoch die Einheit von Donau und Ister nicht bekannt.
Literatur
Bearbeiten- Carmen Maria Petolescu: Danuvius. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band III, Zürich/München 1986, S. 343–344.
- Garrett S. Olmsted: The Gods of the Celts and the Indo-Europeans. Innsbruck 1994, ISBN 3-85124-173-8, S. ?.
- Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3, S. ?.
- Martina Meyr: Danuvius und die Verehrung von Flussgöttern. In: Im Dienste Roms. Festschrift für Hans Ulrich Nuber. Remshalden 2006, ISBN 978-3-935383-49-3, S. 119–125.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Martial 9, 101, 17.
- ↑ Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 689 und Anm. 10.
- ↑ CIL Aram / Danuvio / Q(uintus) Ver(atius?) Avian/us l(ibens) l(aetus) m(erito) / vo(tum) s(olvit) III, 11894
- ↑ CIL In h(onorem) d(omus) d(ivinae) / I(ovi) O(ptimo) M(aximo) et Danu/vio ex vot/o Primanus / Secundi v(otum) s(olvit) l(aetus) l(ibens) / Muciano et Fabi/[an]o [co(n)s(ulibus)] III, 5863
- ↑ CIL Danuvio / Defluenti / Haterius Ca/linicus vo(tum) / [3]V[ III, 3416
- ↑ CIL Danuvio / sacrum / [V]etulenus / [A]proni[a]nus / leg(atus) leg(ionis) [II] / [Ad]i(utricis) P(iae) [F(idelis)] / [ III, 10395
- ↑ CIL Danuvio / et Dravo / [[[pro sa]ut[e] et in[columit]a[te](?)]] / [[[Imp(eratoris) Ca]es(aris) M(arci) Aur(eli) [Antonini div]i]] / [[[Ant]onini [Magni f]il(ii) [3]M]] / [[[3]I]] / [[[3]V]] / [[[3]IIEO[3]]] / [[[3]L[3]]] / [[[3]s[3]]] / [[[leg(atus) Aug(usti)] pr(o) pr(aetore) [3]]] / [[3]V] III, 10263
- ↑ Gottfried Schramm: Nordpontische Ströme. Göttingen 1973, S. 37.
- ↑ Claudius Claudianus: De bello Gothico 81 f., 523.
- ↑ Zosimos: Historia nea 5, 21, 9.
- ↑ Hesiod: Theogonia 339.
- ↑ Servius: Scholien zu Vergils Georgica 2, 94.