Die Prähistorische Kunst ist die älteste und am längsten andauernde Epoche der Kunst in der Ur- und Frühgeschichte und bezeichnet die älteste Ära der Kunstgeschichte. Somit bildete die Prähistorische Kunst die Grundpfeiler für die Kunst und die entsprechenden Techniken der folgenden Epochen.
Definition von „Kunst“ in der Vorgeschichte
Eine Definition von „Kunst“ für den Bereich der Vorgeschichte zu definieren, fällt nicht leicht. Definiert man Kunst als „künstlich“ hergestellt, würden auch alle Werkzeuge darunter fallen. Sinnvoller ist eine Definition als Darstellung, die keinen unmittelbaren Nutzen im täglichen Leben für die Hersteller der Kunstwerke ergibt. So werden alle als Kunstwerke zu definierenden Funde heute von der Wissenschaft als kultischen Ursprungs gesehen, im Zusammenhang mit möglichen religiösen Vorstellungen. Dieses impliziert eine Herausbildung von Bewusstsein der Umwelt und der Persönlichkeiten. Angesichts der Abhängigkeit von den nur teilweise verstandenen Naturgewalten entstand die Vermutung, dass diese sich ähnlich wie Menschen beschwichtigen lassen. Künstlerische Mittel erschienen dafür geeignet. Die Ziele dieser beabsichtigten Beeinflussungen waren vermutlich eher profan. Beispielsweise wurden vermutlich Jagdglück und Kindersegen erbeten. Daneben dürften nach und nach noch profanere Gründe mitgespielt haben: Der Wunsch, sich zu schmücken, sich durch besondere Zeichen von den anderen zu unterscheiden oder Besonderheiten wie seltene Muscheln oder Steine als Glücksbringer und Statussymbol zur Schau zu tragen. Man kann vermuten, dass die Künstler bereits früh eine herausgehobene Stellung innerhalb des Sozialgefüges einnahmen, weil sie anscheinend eine besondere Beziehung zu den Naturgewalten hatten. Ein Zusammenhang zwischen der steinzeitlichen Bildenden Kunst und dem Animismus und Schamanismus wird vermutet.
Forschungsgeschichte
Älteste Artefakte datieren auf etwa 500.000 v. Chr., z. B. die Figurine Venus von Tan-Tan aus Nordafrika. Die kunstschaffenden Kulturen waren jedoch in bezug auf die Kunst unterschiedlich entwickelt. So war die Kunst verschiedenartig ausgeprägt und hatte unterschiedliche Stellenwerte oder basierte auf einem differenten Kunstverständnis. Über die Künstler ist nichts bekannt.
71.000 v. Chr., älteste Zeichnung, Höhle Blombos, östlich Kapstadt, Nature, DLF 13. September 2018.
Inhalte
Die Prähistorische Kunst bestand aus Malerei sowie Zeichnungen (vor allem Felszeichnungen), Bildhauerei, Architektur (seit etwa 9.000 v. Chr.) und Musik. Zum Theater und zur Dichtung ist nichts bekannt. Es wird vermutet, dass die Kunstwerke durchweg kultisch motiviert waren.
Bildmotive sind zumeist Menschen und wilde Tiere, teilweise in Jagdszenen, oder mythologische Motive sowie abstrakte Gebilde.
Zeichnungen, Gravuren und Gemälde
Das wichtigste und zugleich älteste Zeugnis der Prähistorischen Kunst sind Höhlenmalereien und -zeichnungen, die auch am weitesten verbreitet und auch am häufigsten sind (etwa 30.000 Jahre alt). Die anfängliche Technik der Farbauftragung erfolgte durch Hände oder mit dem Mund durch Versprühen von Pflanzenfarbe oder Blut, erst später (um die Bronzezeit) kamen Werkzeuge dazu.
An den Wänden von Wohnhöhlen in Südfrankreich (Höhle von Lascaux, Henry-Cosquer-Höhle), Spanien (Höhle von Altamira, Höhle von Ekain) und im Ural (Kapova und Ignatievka) hat man solche Artefakte seit dem 20. Jahrhundert entdeckt und erforscht.
Skulpturen und Statuetten
- Maske von La Roche-Cotard
- Venusfigurinen (seit etwa 30.000 v. Chr.)
- Groß-Steinskulpturen
- Löwenmensch
Kleinkunst
Bearbeiteter Schmuck (z. B. Muscheln) wurde seit etwa 100.000 v. Chr. getragen.
Zahlungsmittel
Tausch- oder Zahlungsmittel waren seit der Bronzezeit unter anderem kunsthandwerkliche Gegenstände (z. B. behauene Steine) oder Gegenstände, die handwerkliches Können oder Spezialwissen erforderten.