„Waidhofen an der Ybbs“ – Versionsunterschied

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Zahlreiche Gefahren bedrohten die Stadt durch die Jahrhunderte: So kämpften die [[Geschichte Ungarns|Ungarn]] 1490 vergeblich vor den Mauern der Stadt und versuchten danach, Waidhofen durch eine Belagerung in die Knie zu zwingen, was aber durch den überraschenden Tod des Ungarnkönigs [[Matthias Corvinus]] (* 1443; † 1490) verhindert wurde.
 
Das markanteste Ereignis der Stadtgeschichte fand 1532 statt: Nach der [[Erste Wiener Türkenbelagerung|ersten Wiener Türkenbelagerung]] (1529) zogen in einem weiteren Vorstoß berittene, leichtbewaffnete Hilfstruppen (''[[Akıncı]]'') als ''Renner und Brenner'' durch Niederösterreich und verwüsteten in einer Art Terrorkrieg das Land. Den 500 Bewaffneten, die Waidhofen aufbieten konnte, gelang es in drei Ausfällen ohne wesentliche Kampfhandlungen, die Feinde in die Flucht zu schlagen. Diese mussten reiche Beute zurücklassen so wie auch ihre Gefangenen, die aber großteils vorher von ihnen ermordet wurdenworden waren: 339 Zivilisten kamen so ums Leben. Dank den Mitteln durch den „Türkenschatz“ wurde der Stadtturm auf 50 m aufgestockt. In der Waidhofner Geschichtsschreibung wurde vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert dieses Ereignis zur heldenhaften Bewährungsprobe Waidhofens hochstilisiert.
 
=== Niedergang im 16. Jahrhundert ===
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* Katholische [[Stadtpfarrkirche Waidhofen an der Ybbs]] Hll. Maria Magdalena und Lambert: Die spätgotische dreischiffige Hallenkirche wurde 1470–1510 an der Stelle einer romanischen Vorgängerkirche erbaut. Die filigranen Netz-, Kreuzrippen- und Zwickel[[gewölbe]] ruhen auf schlanken Achteckpfeilern. Die Emporen wurden im Barock (1680) bzw. in der Neugotik (1879–1881) errichtet, um mehr Menschen Platz zu bieten. Seitlich angebaut ist die reich geschmückte barocke Marienkapelle (1715). Das bedeutendste Stück der Innenausstattung ist der markante spätgotische Flügelaltar (um 1500), der 1935 aus der Bürgerspitalkirche übernommen wurde. Die wertvollste Plastik der Kirche ist die spätgotische Statue des [[Leonhard von Limoges|hl. Leonhard]] (um 1500). Außerdem beachtenswert sind zwei Bilder der beiden Kirchenpatrone, geschaffen von [[Martin Johann Schmidt]] (genannt Kremser Schmidt), einem bedeutenden Barockmaler Österreichs: Hl. [[Maria Magdalena]] (1762) und Hl. Bischof [[Lambert von Lüttich|Lambert]] (1779–1781). Ein weiteres historisches Detail ist das Kirchentor: Dieses stammt zur Gänze, also Holz inklusive der Beschläge, aus der Erbauungszeit. Der Kirchturm ist im Kern romanisch, wurde aber 1689 durch eine Neugestaltung der Turmfassade und Aufstockung des Glockengeschoßes barockisiert.
* Nicht in der Kirche, sondern gut gesichert im Pfarrhof ist das wertvollste Kunstwerk Waidhofens untergebracht: die gotische '''Messerermonstranz''' (1469–1472 in Freising geschaffen), die der Pfarre von der wohlhabenden Zunft der [[Messerschmied|Messerer]] geschenkt wurde. Zu sehen ist sie gewöhnlich nur bei der [[Fronleichnam]]sprozession, wo das 1,05 m hohe und 6 kg schwere Stück feierlich durch die Stadt getragen wird.
* Kirchhof: Um die Stadtpfarrkirche herum lag bis 1542 der Friedhof, der in der Folge an den Standort des heutigen Schillerparks verlegt wurde. Dieser Friedhof wurde 1887 aufgelassen und der neue Friedhof am heutigen Standort eröffnet (Pocksteinerallee / Friedhofstraße).<ref>Stadt Waidhofen an der Ybbs: [https://waidhofen.at/19-jahrhundert Stadtgeschichte Waidhofen – Aufbruch in die Moderne – Die Waidhofner Friedhöfe]. Abgerufen am 10. April 2019.</ref><ref>Walter Zambal: ''Der ehemalige Friedhof im heutigen Schillerpark und die erhaltenen Schaustücke im Waidhofner Museum.'' In: ''100 Jahre Musealverein Waidhofen/Ybbs. 1905–2005.'' Hrsg. von Musealverein Waidhofen/Ybbs 2005 ([https://www.yumpu.com/de/document/read/20750644/der-ehemalige-friedhof-im-heutigen-schillerpark-und-eisenstrasse yumpu.com]; ursprünglich in ''Schatzsuche Eisenstrasse.'' In: {{Toter Link |date=2022-01-30 |url=http://www.eisenstrasse.info/fileadmin/schatzsuche/binaries/Der%20ehemalige%20Friedhof%20im%20Schillerpark.pdf |text=''eisenstrasse.info.''}} (PDF; 325&nbsp;kB) Abgerufen am 10. April 2019; keine Mementos).</ref>
* Ehemaliges Zeughaus, auch Lutherturm: Dieses Gebäude wird heute meist als [[Pfadfinder]]turm bezeichnet, weil sich im Inneren das Heim dieser Jugendorganisation befindet. Errichtet wurde der in die Kirchenbefestigung integrierte spätgotische Dreiviertelrundturm mit angefügtem Rechteckbau an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Zuerst wurde das Gebäude als Kapelle verwendet, später war es Zeughaus, und heute ist im Untergeschoß das [[Heiliges Grab (Nachbildung)|Heilige Grab]] mit einer barocken, geschnitzten und vergoldeten Kreuzigungsgruppe untergebracht.
* [[Rothschildschloss]] oder Schloss Waidhofen: Es ist nach dem bedeutendsten ehemaligen Besitzer benannt, dem Bankier [[Albert Salomon Anselm Freiherr von Rothschild]] (1844–1910). Hier war von 1875 bis 1938 die Gutsverwaltung der ausgedehnten Rothschild’schen Ländereien in der Region eingerichtet. Die erste Burg an dieser Stelle stammt aus dem 12. Jahrhundert. Ab 1365 war sie Sitz der freisingischen Pfleger (Vögte) und damit Verwaltungsmittelpunkt. Der heutige Bergfried wurde um 1400 errichtet. 1881 erfolgte eine tiefgreifende, qualitativ hochwertige neugotische Umgestaltung, allerdings unter weitgehendem Verlust an mittelalterlicher Bausubstanz, durch den Erbauer des Wiener Rathauses und Wiener Dombaumeister [[Friedrich von Schmidt]] (1825–1891). Eine Umgestaltung nahm 2006/2007 der Architekt [[Hans Hollein]] vor, der durch mehrere sich von der bestehenden Bausubstanz durch die Verwendung von modernen Materialien deutlich abhebenden Beifügungen eine beachtete, aber in der Waidhofner Bevölkerung umstrittene Neuinterpretation erreichte. 2007 beherbergte das Schloss gemeinsam mit dem Schloss St. Peter in der Au die [[Niederösterreichische Landesausstellung]]. Heute ist im Schloss neben verschiedenen anderen Einrichtungen der Stadt das stadtgeschichtliche ''„<math>5^e</math>-Museum“'' untergebracht.
* Stadtturm: Das Wahrzeichen der Stadt, der mächtige, quadratische Turm, ist zu besteigen. Mit der Beute aus der Vertreibung der türkischen Streifscharen (1532) wurde der Turm 1535–1542 auf 50&nbsp;m aufgestockt. Nicht belegt werden kann jedoch die Ansicht, dass der Turm als Zeichen des Sieges über die Türken errichtet wurde, wie die bekannte Aufschrift aus dem Jahre 1932 nahelegt. Eine der vier Uhren zeigt immer dreiviertel zwölf, aber nicht wegen eines technischen Gebrechens, sondern um die Stunde des legendären Sieges zu verkünden.
* [[Bürgerspitalkirche Waidhofen an der Ybbs|Bürgerspitalkirche]] und [[Ehemaliges Bürgerspital Waidhofen an der Ybbs|Ehemaliges Bürgerspital]]: Ursprünglich war sie die Kirche des vor der Stadtmauer gelegenen 1274 gegründeten Spitals (Armen- und Altenasyl). Der gegenwärtige zweischiffige Bau mit polygonalem Chor und Rautengewölbe stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und ist damit die zweite spätgotische Kirche der Altstadt. Aus der Erbauungszeit stammen die Steinkanzel und eine Marienstatue, von Interesse ist auch der renovierte spätgotische Freskenzyklus. Von außen fällt vor allem der barocke Turm (1777) auf. Seit 2005 wird die Kirche, die sich im Besitz der Stadt befindet, von Katholiken und Protestanten gemeinsam genutzt. Seit 2010 ist das Bürgerspital das geistliche Zentrum des Johanniterordens in Österreich und seit 2015 Sitz der Subkommende Niederösterreich der Österreichischen [[Kommende]] des Johanniterordens.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.johanniter.at/die-johanniter/standorte/ |text=Johanniter Standorte. |wayback=20220813022501}} In: ''die-johanniter,'' abgerufen am 20. Februar 2016.</ref>
* Ybbsturm mit Stadttor: Auf dem einzigen erhaltenen mittelalterlichen Torturm der Stadtbefestigung findet sich eine Aufschrift mit dem Wahlspruch der Stadt: ''Ferrum chalybsque urbis nutrimenta.'' „Eisen und Stahl ernähren die Stadt.“ Die Fassade wurde im 19. Jahrhundert mehrfach neu gestaltet.
* Mariensäule: An der Stelle des Prangers wurde im Zuge der [[Gegenreformation]] unter Pfarrer Pocksteiner 1665 die barocke Mariensäule errichtet.
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Abgerundet wird das Freizeitangebot noch durch die Möglichkeit des Kinobesuches in der Filmbühne Waidhofen und durch das ''Jugendzentrum Bagger,'' einen Freiraum für die Schüler und Lehrlinge der Stadt.
 
Waidhofen ist Hauptort der Tourismusregion "Niederösterreichische„Niederösterreichische [[Eisenstraße (Österreich)|Eisenstraße]]" und damit ein zentraler Ausgangspunkt für Fahrten in die von montanhistorischen Gebäuden ([[Hammerherrenhaus|Hammerherrenhäuser]], Hammerwerke u.&nbsp;a.) geprägte Region.
 
=== Sicherheit ===
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* [[Handelsakademie|Bundeshandelsakademie und Bundeshandelsschule]] mit Trainingszentrum Waidhofen (Schisport-TZW)
* Forstfachschule Waidhofen – einjährige, berufsbildende Schule, die waldbauliche, forsttechnische und jagdliche Kenntnisse vermittelt und in ihrer Art die einzige in Österreich ist. Sie schließt mit der Forstfacharbeiterprüfung ab.<ref>[https://www.forstfachschule.at/ ''Forstfachschule.''] In: ''forstfachschule.at,'' abgerufen am 29. September 2016.</ref>
* SonderpädagogischesAllgemeine ZentrumSonderschule Waidhofen
* Landessonderschule Reichenauerhof
* NÖ Kinder- und Jugendbetreuungszentrum Reichenauerhof
* Volkshochschule Waidhofen
* Polytechnische Schule Waidhofen/Ybbs – „Poly an der Eisenstraße“; Fachrichtungen: Metalltechnik, Elektrotechnik, Holztechnik, Bautechnik, Handel/Büro, Dienstleistung, Tourismus
* Sportmittelschule und zweidie weitereWirtschafts- Mittelschulenund Musikmittelschule
* sechs Volksschulen
* neun Landeskindergärten
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* [[Christian Krall-Wartlsteiner]] (* 1955), Autor
* [[Rainer Küchl]] (* 1950), Konzertmeister der [[Wiener Philharmoniker]]
* [[Josef Otto Lämmel]] (1891–1980), Schriftsteller, Journalist und Politiker
* [[Jörg Leichtfried (Musiker)|Jörg Leichtfried]] (* 1984), Jazzmusiker
* [[Richard Lietz]] (* 1983), Rennfahrer
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=== Personen mit Bezug zur Gemeinde ===
* [[Carl Debrois van Bruyck]] (1828–1902), österreichischer Pianist, Komponist und Musikschriftsteller
* [[Sergius Pauser]] (1896–1970), österreichischer Maler
* [[Max Lakitsch]] (1927–2020), Beamter, Abgeordneter zum Oberösterreichischen Landtag und Mitglied des Bundesrates
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* Peter Maier: ''Waidhofen an der Ybbs. Metropole des Ybbstales.'' Hrsg. von der Stadtgemeinde Waidhofen an der Ybbs. Stadtgemeinde Waidhofen an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs 1993, {{DNB|94730441X}}; 2. Auflage. 2003.<ref>[https://ubdata.univie.ac.at/AC00818538 Bibliothekslink zu Maier 1993.] [[Universität Wien]].<!--weil nicht in DNB, nicht in WorldCat--></ref>
* Peter Maier: ''Waidhofen a.&nbsp;d. Ybbs. Spuren der Geschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart.'' Herausgeber: Magistrat der Stadt Waidhofen an der Ybbs. Waidhofen an der Ybbs 2006, {{DNB|987038753}}.
* Martin Prieschl (Hrsg.): ''Urkundenschätze aus dem Stadtarchiv Waidhofen an der Ybbs und dem Marktarchiv Ybbsitz.'' Band I: ''1355–1500.'' Eigenverlag, Waidhofen an der Ybbs 2009.<ref>[https://ubdata.univie.ac.at/AC07821917 Bibliothekslink zu Prieschl 2009.] [[Archiv der Universität Wien]].<!-- weil nicht in DNB, nicht in WorldCat; nur über KVK; keine ISBN --> 2. Auflage, 2011.</ref>
* Friedrich Richter, Mathias Settele, Wolfgang Sobotka, Walter Zambal: ''800&nbsp;Jahre Waidhofen an der Ybbs. 1186–1986.'' Hrsg. von der Stadt Waidhofen an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs 1986.<ref>[https://gateway-bayern.de/BV037237108 Bibliothekslink zu Richter u.&nbsp;a. 1986.] [[Gateway Bayern]].<!--weil nicht in DNB, nicht in WorldCat--></ref>
* Stefan René Buzanich: ''„Erstlichen gebietten richter und rate alhie…“ Das „Memorabilienbuch“ der Stadt Waidhofen an der Ybbs – die Edition eines Stadtbuches aus dem 16. Jahrhundert.'' Wien, Univ., Dipl.-Arb., 2011, [[doi:10.25365/thesis.17071]] ([https://phaidra.univie.ac.at/download/o:1279221 univie.ac.at] [PDF; 1,3&nbsp;MB]).<!--nicht in DNB, nicht in WorldCat-->
* Stefanie Moser: ''Das Spital Waidhofen an der Ybbs in der Frühen Neuzeit. Rekonstruktion des Spitalalltags anhand von Rechnungsbüchern.'' Wien, Univ., Dipl.-Arb., 2011, [[doi:10.25365/thesis.14232]] ([https://phaidra.univie.ac.at/download/o:1274104 PDF; 880&nbsp;kB]).<!--nicht in DNB, nicht in WorldCat-->
* Franz Hofleitner: ''Waidhofen an der Ybbs unter Bürgermeister Franz Josef Kohout, 1952–1973. Der Strukturwandel der Stadt von der Besatzungszeit zur kommunalen Strukturbereinigung.'' Wien, Univ., Dissertation, 2011, {{URN|nbn:at:at-ubw:1-30117.32265.406470-3}} ([https://phaidra.univie.ac.at/download/o:1311528 univie.ac.at] [PDF; 9,8&nbsp;MB]).<!-- nicht in DNB, nicht in WorldCat -->
<!--* Martin Prieschl: ''Eine Kleinstadt im Nationalsozialismus: Waidhofen an der Ybbs 1938–1945.'' (=In: ''Edition Österreich 1938–1945.'') Hrsg. von [[Brigitte Bailer-Galanda]]. Archiv-Verlag, Wien/Braunschweig 2015. – nicht (in DNB,Loseblattsammlung: nicht2 in WorldCatBlatt, nicht im Archiv-VerlagIllustrationen, KVK,3 ZBAB,Faksimile<ref>[https://permalink.obvsg.at/AC16569016 Amazon,Bibliothekslink nirgendwo--zu Prieschl].</ref>).
* Magistrat der Stadt Waidhofen an der Ybbs (Hrsg.): ''Blick zurück nach vorn. 150 Jahre Statutarstadt Waidhofen a/d Ybbs.'' Waidhofen an der Ybbs 2019, ISBN 978-3-200-06205-4.<ref>[https://search.onb.ac.at/primo-explore/fulldisplay?vid=ONB&docid=ONB_alma21404849510003338&context=L&lang=de_DE Bibliothekslink zu ''Blick zurück nach vorn''] in der [[Österreichische Nationalbibliothek|Österreichischen Nationalbibliothek]].<!-- weil nicht in DNB, nicht in WorldCat; nur über KVK --></ref>
* [[Roman Sandgruber]]: ''Rothschild. Glanz und Untergang des Wiener Welthauses.'' Verlag Molden, 2018.