„Sonnenuhr (Altes Ägypten)“ – Versionsunterschied

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Der Gebrauch von Sonnenuhren ließ im Idealfall eine Untergliederung des [[Tag (Altes Ägypten)|ägyptischen Tages]] in zwölf [[Stunde]]n zu, die wahrscheinlich erst als Folge der Teilung der Nacht in zwölf [[Dekan-Stunden]] entstanden, denn im [[Altes Reich (Ägypten)|Alten]] und [[Mittleres Reich (Ägypten)|Mittleren Reich]] wurden nur die Stunden der Nacht näher erwähnt.<ref name=P713 /> Frühere Texte beziehen sich nur auf allgemeine Angaben der gemessenen Stunden des Tages. Aus der Regierungszeit von [[Thutmosis III.|Thutmosis&nbsp;III.]] (1479&nbsp;bis&nbsp;1425&nbsp;v.&nbsp;Chr.) stammt der Fund einer fünfskaligen Sonnenuhr, die mittags, wenn die [[Sonne]] im [[Zenit (Richtungsangabe)|Zenit]] stand, nach zuvor erfolgter Ostausrichtung um 180[[Grad (Winkel)|°]] nach Westen gedreht wurde. Diese Technik ermöglichte die Anzeige von zwölf Tagesstunden. Nicht messbar waren mit dieser Sonnenuhr die Zeiträume vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang, doch war dies hinsichtlich der Tageseinteilung auch nicht notwendig, da der altägyptische Tag mit Sonnenaufgang begann und mit Sonnenuntergang endete. Der Einsatz von Sonnenuhren dieses Typs ist beispielsweise aus den Texten über die [[Schlacht bei Megiddo]] bekannt. Thutmosis&nbsp;III. erwähnte am [[Schemu|19.&nbsp;Schemu&nbsp;I]] 1457&nbsp;v.&nbsp;Chr. bei Ankunft des Ortes Qen die siebte Stunde des Tages.<ref>Kurt Galling: ''Textbuch zur Geschichte Israels. (TGI).'' Mohr, Tübingen 1979. ISBN 978-3-16-142361-1, S. 17.</ref>
 
Die Entwicklung der ägyptischen Stundeneinteilung kann höchstwahrscheinlich als Vorläufer für die zweimal zwölf [[Temporale Stunden|temporalen Stunden]] der [[Griechen]] und [[Römisches Reich|Römer]] angesehen werden, die wiederum die Grundlage für die Einteilung der Planetengötter für jeweils eine Stunde in der [[Woche#Die Sieben-Tage-Woche|Planeten-Tagewoche]] bilden.<ref name=P713 /> [[Herodot]] bestritt allerdings einen ägyptischen Einfluss auf die Unterteilung des griechischen Tages in zwölf Teile (mèrea), welche mit Hilfe einer Sonnenuhr mit [[Gnomon]] festgestellt wurden. Seine Beschreibungen des zwölfstündigen Tagemodells mit Verweis auf die Herkunft aus [[Babylonien]] erscheinen jedoch fragwürdig,<ref>Wilhelm Kubitschek: ''Grundriss der antiken Zeitrechnung.'' Beck, München 1928, S. 179.</ref> da auch Ludwig Borchardt in diesem Zusammenhang auf die babylonische Stundenteilung verwies, die in ihrem [[Sexagesimalsystem]] nur eine entsprechende Sechsteilung des Tages beziehungsweise der Nacht kannte.<ref>auch Johan-Ludvig Heiberg: ''Claudii Ptolemaei, Almagest III.'' Bd.Band 1, Teubner, Lipsiae 1907, S. 205.</ref>
 
== Sonnenuhren im Alten Ägypten ==
Eine für jede Jahreszeit allgemein verwendete Skala führte im Jahresverlauf durch unterschiedliche Tageslängen zu leicht abweichenden Werten. Eine Einführung von [[Äquinoktiale StundenStunde|äquinoktialen Stunden]], die unabhängig von der Jahreszeit 24 gleich lange Zeiteinheiten innerhalb eines Tages ermöglichen, war nicht das Ziel der Ägypter, obwohl sie über das notwendige Wissen verfügten. Sie verzichteten bewusst auf diese Möglichkeit, da der Einsatz von äquinoktialen Stunden nicht mit der bestehenden [[Ägyptische Mythologie|Mythologie]] kompatibel war. Dieser Umstand zeigt sich in den Skalen der prinzipiell richtig funktionierenden Streiflicht-Sonnenuhren, die jedoch nach der traditionell religiösen [[Stundeneinteilung (Altes Ägypten)|Stundeneinteilung]] ausgerichtet waren.<ref>S. Schott: ''Altägyptische Festdaten.'' Mainz/ Wiesbaden 1950, S.&nbsp;32.</ref>
 
[[Datei:Cadran-solaire-borchardt.jpg|miniatur|Im Osireion beschriebene Schattenuhr]]
In diesen Zusammenhang gehören die frühesten Textbelege, die lehrplanmäßige Anweisungen über die Messung von Tagesstunden beinhalten. Die dortigen Ausführungen waren für die Konstruktion einer Sonnenuhr im [[Osireion]] bestimmt, die wahrscheinlich aus der Zeit von [[Sethos I.]] (1290&nbsp;bis&nbsp;1279&nbsp;v.&nbsp;Chr.) stammen. Nach einer „Vorschrift zur Stundenbestimmung“ wurden die ersten beiden Morgenstunden überhaupt nicht gemessen. Die „Stunde des Mittags“ (''[[Ahat]]'') zählte in der [[Landwirtschaft]] als freie Zeit.<ref>S. Schott: ''Altägyptische Festdaten''. Mainz/ Wiesbaden 1950, S.&nbsp;31.</ref>
 
Eine solche Sonnenuhr hat eine dreiteilige Skala, mit der vier Stunden der ersten Tageshälfte gemessen werden können, wobei diese Sonnenuhr in der ersten Tageshälfte nach Osten „auf den [[Sonnengott]] [[Re (Ägyptischeägyptische Mythologie)|Re]]“ ausgerichtet war. Die [[Dämmerung]]szeiten konnten mythologisch damals zum altägyptischen Tag gerechnet werden; in den Stundeneinteilungen der Dekane gehörten sie jedoch zur Nacht. Ob dieser Typ Sonnenuhr auch für die zweite Tageshälfte benutzt wurde, bleibt unklar.
 
== Formen der Sonnenuhren im Alten Ägypten ==
=== Schattenuhr ===
Die Schattenuhr besteht aus einem Längsbalken, auf dem die jeweiligen Stundenabschnitte markiert sind, und einem vermutlich am Ende des Längsbalkens aufgelegten Querbalken (Vermutung: eine Weih-Elle) als Schattenwerfer. Der Längsbalken wurde in Ost-West-Richtung auf den Boden gelegt. Am Morgen zeigte sein freies Ende nach Westen. Am Mittag wurde die Uhr gedreht (freies Ende des Längsbalkens nach Osten) und so mit demselben Gerät der [[Sonnenstand]] der zweiten Tageshälfte angezeigt.<ref>[[Ernst Klett Verlag|Klett-Verlag]]:
[http://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/ngg1_zeit.pdf Ägyptische Zeitmessung, Werkstatt]</REFref> Weil der Schattenwerfer waagerecht und nicht parallel zur Erdachse positioniert wurde, war mit ihnen keine von der Jahreszeit unabhängige, über den Tag gleichmäßige Zeitanzeige möglich (siehe Wand-Sonnenuhr, unten).
 
=== Streiflicht-Sonnenuhr ===
Die älteste bekannte Streiflicht-Sonnenuhr mit schräger Auffangfläche stammt aus der Ptolemäerzeit.<ref>Die Benennung ''Streiflicht-Sonnenuhr'' stammt von Ludwig Borchardt.</ref> Gegenüber der Auffangfläche befindet sich ein vierkantiger Aufsatz als Schattenwerfer. An ihm lässt sich seitlich ein Lot befestigen, um die Uhr waagerecht aufzustellen. Die Sonnenuhr ist so zu drehen, dass die schattenwerfende Kante quer zum [[Azimut#Das Azimut in Astronomie und Geodäsie|Sonnenazimut]] liegt. Die Auffangfläche ist mit sieben sechsteiligen Skalen versehen, auf der sich die saisonalen Tagesstunden für jeden Monat ablesen lassen.<ref name=Borchardt>Ludwig Borchardt: ''Altägyptische Zeitmessung'' In: Ernst von Bassermann-Jordan (Hrsg.) ''Die Geschichte der Zeitmessung und der Uhren.'' Leipzig/ Berlin 1920, S. 26-5326–53.</ref><ref name=WS>''[http://www.land-der-pharaonen.de/Wissenschaften/body_wissenschaften.html Altägyptische Zeitmessung - Altägyptische Sonnenuhren: horizontale und Wanduhr].'' Auf: ''land-der-pharaonen.de'' ; zuletzt abgerufen am 30. Januar 2016.</ref> Bruchstück einer Streiflicht-Sonnenuhr (Teil mit Auffangfläche), siehe:<ref name=UC16376 />. Diese Uhr gehört zu den ''[[Höhensonnenuhr]]en''. Sie ist die einzige bekannte Sonnenuhr aus dem Alten Ägypten, die in jeder Saison des Jahres richtig anzeigte.
 
=== Wand-Sonnenuhr ===
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== Literatur ==
* [[Richard- Anthony Parker]]: ''Egyptian Astronomy, Astrology and calendrical reckoning.'' In: Charles-Coulson Gillispie: ''Dictionary of scientific Biography. American Council of Learned Societies.'' Bd.Band 15, Supplement 1 (= Roger Adams, Ludwik Zejszner: ''Topical essays.'') Scribner, New York 1978, ISBN 0-684-14779-3, S. 706–727.
* [[Ludwig Borchardt]]: ''Altägyptische Zeitmessung.'' In: Ernst von Bassermann-Jordan (Hrsg.): ''Die Geschichte der Zeitmessung und der Uhren.'' Band I, Lieferung B, De Gruyter, Leipzig/ Berlin 1920.
* [[Siegfried Schott]]: ''Altägyptische Festdaten.'' Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz/ Wiesbaden 1950.
* [[Alexandra von Lieven]]: ''Der Himmel über Esna. Eine Fallstudie zur religiösen Astronomie in Ägypten am Beispiel der kosmologischen Decken- und Architravinschriften im Tempel von Esna.'' Harrassowitz, Wiesbaden 2000, ISBN 3-447-04324-5.
* Alexandra von Lieven: ''Grundriss des Laufes der Sterne. Das sogenannte Nutbuch.'' The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies (u.&nbsp;a.), Kopenhagen 2007, ISBN 978-87-635-0406-5.