„Klaus Michael Grüber“ – Versionsunterschied
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'''Klaus Michael Grüber''' (* [[4. Juni]] [[1941]] in [[Neckarelz]]; † [[22. Juni]] [[2008]] in [[Belle-Île]], [[Bretagne]], [[Frankreich]]) war ein deutscher [[Regisseur]] und [[Schauspieler]]
== Theater ==
Grüber
Grüber inszenierte danach u. a. am [[Schauspielhaus Zürich]], in [[Freiburg im Breisgau]], in [[Bremen]] (1969 [[William Shakespeare]]s ''[[Der Sturm (Shakespeare)|Der Sturm]]''), in
Dabei bildete sich ein Ensemble von Schauspielern heraus, mit denen Grüber bevorzugt arbeitete, darunter [[Bruno Ganz]], [[Jutta Lampe]], [[Angela Winkler]] und [[Otto Sander]]. Obwohl in der Öffentlichkeit nahezu nicht präsent, avancierte Grüber zu einem zweiten Fixstern der Schaubühne neben
Weitere Berliner Arbeiten Grübers, die zum Teil bei Gastspielen europaweit gezeigt wurden, waren [[Anton Pawlowitsch Tschechow|Anton Tschechows]] ''
In den späten 1970er Jahren begann Grüber, seine Arbeit ins europäische Ausland zu verlagern. So gestaltete er 1975 einen viel beachteten ''Faust Salpetrière'' (Bühnenbild/Kostüme: Aillaud, Arroyo) in der [[Chapelle Saint-Louis de la Salpêtrière|Chapelle Saint Louis]], wo Goethes Stück als assoziatives [[Stationendrama]] herauskam und sowohl irritierte Besucher wie auch ratlose Rezensenten zurückließ.<!---Beleg?---> 1977 führte Grüber Regie bei [[Fernando Arrabal]]s ''
1984 debütierte Grüber an der [[Comédie-Française]], wo er seine Version von [[Jean Racine]]s ''[[Bérénice (Racine)|Bérénice]]'' (Bühnenbild: Aillaud; Kostüme: Niefind; mit Ludmila Mikael, Catherine Samie, Richard Fontana, Roland Bertin u. a.) vorstellte. Im Sommer 1986 war Grüber erstmals für die [[Salzburger Festspiele]] tätig, als er in der dortigen [[Felsenreitschule]] ''
1989, zur 200-Jahr-Feier der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]], erarbeitete Grüber eine düstere Vision von [[Georg Büchner]]s ''La mort de Danton'' ''([[Dantons Tod]])'' für [[Nanterre]]. Im Frühjahr 2001 inszenierte Grüber erstmals im [[Akademietheater (Wien)|Wiener Akademietheater]] sowie erstmals auch ein Stück von [[Bernard-Marie
Für die Inszenierung von Adamovs ''Off Limits'' arbeitete er zum ersten Mal mit dem (damals exil-)
== Oper ==
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=== Wagner ===
Stark war die Verwunderung im Dezember 1976 bei [[Richard Wagner]]s ''[[Die Walküre]]'' gewesen, die Grüber an der damals von [[Rolf Liebermann]] geleiteten [[Pariser Oper]], dem ''Palais Garnier,'' vorstellte (Bühnenbild: Arroyo, Kostüme: Moidele Bickel). Die Verblüffung entstand dadurch, dass sich Grüber weder für eine damals moderne – etwa bei [[Luca Ronconi]] oder [[Patrice Chéreau]] zu sehende – politische, kapitalismuskritische Variante, noch für eine neu-romantische Sicht entschied. Vielmehr konzentrierte er sich auf das [[Mythos|Mythische]], bei ihm trug man weder Frack oder Smoking, noch einen [[Schutzstaffel|SS]]-Ledermantel oder ein [[Business]]-Kostüm, die Personen waren vielmehr durch ihre Geschichte gezeichnet, mit großen Helmen ausgestattet, die an Wagner-Aufführungen des 19. Jahrhunderts erinnerten, die Kostüme schienen schwer, und Siegfried hatte auf dem Kopf einen Wolfsschädel. Die Bühnenlandschaft war von großen, steilen Bergen aus Sandsäcken dominiert, die von künstlichen
Grübers ''Walküre'' war Teil eines Konzepts für die gesamte ''[[Der Ring des Nibelungen|Ring]]''-Tetralogie, welche Grüber zusammen mit [[Peter Stein]] ursprünglich für die [[Bayreuther Festspiele]] entwickelt hatte. Das Projekt sollte dann an der Pariser Oper realisiert werden, aber nach Peter Steins Inszenierung von ''[[Das Rheingold]]'' und Grübers ''Walküre'' konnte dies wegen Geldmangels nicht mehr komplettiert werden und blieb somit ein Torso. Beide Regisseure gestalteten noch weitere Werke Wagners, aber nie mehr den ''Ring''.
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So inszenierte Grüber in den 1980er Jahren Wagners ''[[Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg|Tannhäuser]]'' in [[Florenz]] in den von [[Carlo Tommasi]] rekonstruierten Bühnenbildern der Uraufführung sowie den ''[[Parsifal]]'' in [[Amsterdam]], der dann ebenfalls in Florenz, Paris, Brüssel, Madrid und zuletzt in [[Royal Opera House|London]] und in Strassburg aufgeführt wurde.
Ebenfalls in die 1980er Jahre fällt Grübers Arbeit an [[Gioachino Rossini]]s ''[[La Cenerentola (Oper)|La Cenerentola]]'' für das Pariser Theatre Chatelet. Weitere Operninszenierungen waren in den 1990ern [[Leoš Janáček]]s ''[[Aus einem Totenhaus|Z Mrtvého Domu]]'' ([[Opernbesetzungen der Salzburger Festspiele 1992 bis 1995|1992]]) (Bühnenbild: Arroyo; Dirigent: [[Claudio Abbado]]) sowie ''[[Tristan und Isolde (Oper)|Tristan und Isolde]]'' (Bühne Arroyo; Dirigent Abbado) für die Salzburger Festspiele, ''[[La traviata]]'' von [[Giuseppe Verdi]] am [[Théâtre du Châtelet]] in Paris (Dirigent: [[Antonio Pappano]]), ''Erwartung'' in [[Brüssel]] (wieder mit Anja Silja), ''[[Otello (Verdi)|Otello]]'' und ''[[Aida (Oper)|Aida]]'' in Amsterdam, ''[[L’incoronazione di Poppea]]'' für das Festival von [[Aix-en-Provence]] und ''[[Il ritorno d’Ulisse in patria]]'' am [[Opernhaus Zürich]] (Dirigent: [[Nikolaus Harnoncourt]]) Idomeneo von Mozart (Dirigent Christoph von Dohnanyi), [[Katarina Ismailowa]] von Schostakowitsch und ''[[Die Sache Makropulos]]'' von Janáček (Dirigent [[Philippe Jordan]]) am Opernhaus Zürich.
=== 2003 bis 2005 ===
2003 realisierte Grüber zusammen mit dem Dirigenten [[Pierre Boulez]] – mit dem er schon in Bayreuth den dann abgesagten ''Ring'' erarbeiten sollte – einen dreiteiligen Abend aus [[Manuel de Falla]]s ''[[Meister Pedros Puppenspiel|El retablo de Maese Pedro]]'', [[Igor Fjodorowitsch Strawinski|Igor Strawinskys]] ''
Mit Anselm Kiefer als Ausstatter erarbeitete Grüber eine viel gepriesene Version von [[Richard Strauss]]
Grübers Inszenierung von [[Modest Petrowitsch Mussorgski|Mussorgskis]] ''[[Boris Godunow (Oper)|Boris Godunow]]'' hatte am 18. April 2006 im [[La Monnaie|Theatre royal de la monnaie]] Premiere (Regiemitarbeit: Hammer; Bühnenbild: Arroyo; Kostüme: Sabounghi; Licht:
{{Zitat
|Autor=Julia Spinola
|Quelle=''Von Feld zu Feld. Klaus Michael Grüber verzaubert Mussorgskis ''Boris Godunow'' in eine Schachpartie.'' In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. April 2006}}
== Film ==
Grüber drehte als Regisseur einen einzigen Film, nämlich ''Fermata Etna'' (Buch: Bernard Pautrat, Grüber; Kamera: Tonino Nardi; Schnitt: Roberto Perpignani; Darsteller: Bruno Ganz, Gabriella Saitta).
In dem Film ''[[Die Liebenden von Pont-Neuf]]'' (''Les Amants du Pont Neuf'') von [[Leos Carax]] aus dem Jahr 1991 spielte Grüber
== Charakteristika und Trivia ==
{{Belege fehlen}}
Kennzeichnend für Grübers Arbeiten war, dass er sich fern von Theater- oder Bühnenklischees bewegte – weil er diese aufbrach und/oder zerstörte. Größte Komplexität vermochte jederzeit und ohne Vorwarnung in größte Einfachheit umzuschlagen sowie umgekehrt. Oberflächliche Effekte oder (tages-)politische Anspielungen, gleich welcher Natur, waren diesem Philosophen unter den Theaterregisseuren<!---?---> fremd sowie zuwider. Grübers Inszenierungen befriedigten die Zuschauer weniger als dass sie das Publikum mit Fragen belasteten, die sich sehr oft aus einer fehlenden Eindeutigkeit ergab. Selbst jenen Inszenierungen Grübers, denen bescheinigt wurde, nicht vollkommen geglückt bzw. gescheitert zu sein<!---Beispiele mit Beleg?--->, eignete noch ein hohes Maß an Faszination. Dabei halfen ihm nicht zuletzt die Bühnenwelten, die ihm seine Malerfreunde anfertigten, und die wenig zu tun hatten mit dem, was sonst landläufig als Bühnenbild verstanden wird: Ein Übermaß an Poesie war wichtiger als jegliche Interpretation mit dem Zeigefinger. Exquisites Licht, durchaus auch sehr sparsam eingesetzt, durchflutete die Räume Grübers, diese
Vieles unterschied Grüber von seinen inszenierenden Kollegen. Zunächst waren seine Probenzeiten – die nie vor zwölf Uhr mittags begannen – sehr knapp kalkuliert und überschritten selten sechs Wochen.<ref>
Auch Leseproben oder langen Konzeptionsgesprächen mit Schauspielern und dem Leitungsteam verweigerte sich Grüber. Hinzu kam, dass Grüber seinen Schauspielern große Freiheiten einräumte, die von manchen wiederum als Alleingelassensein empfunden wurde. Zahlreiche seiner Darsteller – etwa [[Jeanne Moreau]] oder die Opernsänger [[Anja Silja]] und [[Peter Hofmann (Sänger)|Peter Hofmann]] – waren von Grübers kargen Äußerungen überrascht und irritiert. Mit einem Regisseur, der beobachtet, um später eventuell zu kommentieren, waren sie bis dahin noch nicht konfrontiert gewesen. Grüber selbst gab an, kein dirigistischer Regisseur, sondern der erste Zuschauer sein zu wollen.<!---Beleg?---> Wichtig war Grüber auch der intime Kontakt zu den Schauspielern oder Sängern, er berührte sie, um sie zu führen, stand während der Probe direkt mit ihnen auf der Bühne und begleitete sie mit Gesten und Blicken.
Interviews mit Grüber liegen – mit einer Ausnahme, 1984 in ''[[Libération]]'' – nicht vor, entsprechende Anfragen blieben unbeantwortet. Er weigere sich grundsätzlich, wurde Grüber im selben Jahr in einem anderen Zusammenhang zitiert<!---Beleg?--->, über seine Arbeit zu sprechen. Allerdings gelang dem österreichischen Radiojournalisten [[Volkmar Parschalk]] doch ein Gespräch – vor der Premiere zu
Grüber lebte viele Jahre mit der beim Pariser Festival
== Auszeichnungen ==
* Ritter der französischen [[Ehrenlegion]]
* Kommandeur des [[Ordre des Arts et des Lettres]]
* Mitglied der [[Akademie der Künste (Berlin)|Akademie der Künste]] in Berlin
* [[Konrad-Wolf-Preis]] (2000)
== Literatur ==
* Georges Banu und Mark Blezinger: ''Klaus Michael Grüber … Il faut que le théâtre passe à travers les larmes.'' (Das Theater muss durch die Tränen gehen
* Uwe B. Carstensen: ''Klaus Michael Grüber.'' Fischer, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-596-27121-5.
* Klaus Dermutz / Friedemann Kreuder: ''Klaus Michael Grüber – homo viator. Archivalien und neue Texte''. V&R unipress, Mainz University Press, Vienna University Press, Göttingen 2021 (Manuscripta theatralia; 3), ISBN 978-3-8471-1300-3.
* Friedemann Kreuder
* [[Hans-Thies Lehmann]]: ''Postdramatisches Theater''. Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 1999, ISBN
* [[C. Bernd Sucher]]: ''Theaterzauberer 2. Von Bondy bis Zadek. Zehn Regisseure des deutschen Gegenwartstheaters.'' Piper, München/Zürich
* [[Ruth Walz]], [[Karl-Ernst Herrmann]], Bruno Ganz: ''Der Verwandler – Klaus Michael Grüber.'' Alexander, Berlin 2009, ISBN 978-3-89581-211-8.
== Dokumentation ==
* ''L 'Homme de Passage – Der Regisseur Klaus-Michael Grüber.'' Dokumentation, Deutschland, 1999, 75 Min., Regie: Christoph Rüter. * [
== Weblinks ==
* {{IMDb|nm0345046}}
* {{DNB-Portal|118842625}}
* [
* [
* Peter Kümmel: [
* [
* [
* [https://archiv.adk.de/bigobjekt/28796 Klaus-Michael-Grüber-Archiv] im Archiv der [[Akademie der Künste (Berlin)|Akademie der Künste, Berlin]]
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[[Kategorie:Theaterregisseur]]
[[Kategorie:Opernregisseur]]
[[Kategorie:Filmregisseur]]
[[Kategorie:Drehbuchautor]]
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[[Kategorie:Mitglied der Ehrenlegion (Ritter)]]
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|GEBURTSDATUM=4. Juni 1941
|GEBURTSORT=[[Neckarelz]]
|STERBEDATUM=
|STERBEORT=[[Belle-Île]]
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