„Kasaner Operation“ – Versionsunterschied
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Unter '''Kasaner Operation''' ({{ruS|Казанская операция}}) wird in der russischen Militärgeschichtsschreibung die Rückeroberung der Stadt [[Kasan]] durch die [[Rote Armee]] vom 5. September 1918 bis zum 10. September 1918 während des [[Russischer Bürgerkrieg|Russischen Bürgerkrieges]] bezeichnet.<ref name="Achromeew309">Achromeew: ''Militär Enzyklopädisches Wörterbuch'', S. 309</ref> Der Sieg der [[Bolschewiki]] war für den weiteren Verlauf des Krieges entscheidend.<ref name="Swain">Swain: ''The Origins of the Russian Civil War'', S.???</ref>
[[Datei:Kazan1918 08 eng.jpg|mini|Frontverlauf Kasan 1918]]
== Vorgeschichte ==
[[Datei:Telegram Kappel.jpg|mini|Telegramm Wladimir Kappels vom 9. August 1918, in dem die Erbeutung der russischen Goldreserven in Kasan mitgeteilt wurde.]]
Der in [[Tscheljabinsk]] Ende Mai 1918 ausbrechende Aufstand der [[Tschechoslowakische Legionen|Tschechoslowakischen Legionen]] führte zu einem
Das Regime der Bolschewiki hatte in der Zwischenzeit mit ernsthaften Zersetzungserscheinungen zu kämpfen, die insbesondere nach dem Abzug eines Großteils der [[Lettische Schützen|roten lettischen Schützen]] in Richtung [[Samara]] auftraten. Der Machtverlust der Bolschewiki gipfelte am 6. Juli 1918 im [[Aufstand der Linken Sozialrevolutionäre]], der in [[Moskau]] binnen weniger Tage niedergeschlagen wurde. Der Verlust von [[Uljanowsk|Simbirsk]] am 22. Juli 1918 hingegen war auch auf das Überlaufen des sozialrevolutionären Kommandeurs Michail Murawjow zurückzuführen, der seine Unterstützung des Aufstandes erklärt hatte. In Jaroslawl (6. bis 21. Juli 1918), Rybinsk (8. Juli 1918) und Murom (8. bis 10. Juli 1918) fanden von Sozialrevolutionären initiierte Erhebungen statt, die von den Bolschewiki unterdrückt werden konnten.
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Die Stärke der unter Kappels Kommando stehenden Einheiten ist im Nachhinein schwierig zu ermitteln, da es sich um ad-hoc ausgehobene Formationen in einem Bürgerkrieg handelte. Die Armee des Komutsch hatte zum Zeitpunkt der Übernahme der gesamten militärischen Führung durch Kappel am 22. Juli 1918 eine Stärke von 3000 Soldaten. Durch Aushebungen in den eroberten Städten wuchs die Stärke der Komutscharmee bis zum Beginn der Kasaner Operation weiter an. Sie gliederte sich ab dem 15. August 1918 in die unter dem Kommando des tschechischen Generals [[Stanislav Čeček]] stehende Wolga-Front, die sich in zwei unter Kappels Kommando befindlichen Gruppen in Kasan und Simbirsk und weitere Gruppen aufgliederte, die bei der Verteidigung Kasans keine Rolle spielten.
Die Ausrüstung der Komutsch-Truppen war den Umständen entsprechend gut. Sie verfügten neben einigen Schiffen auch über eine ausreichende Zahl an Kanonen und Maschinengewehren und konnten zu Aufklärungszwecken Flugzeuge vom französischen Typ [[Voisin L-Typen|Voisin]] und deutsche [[LVG C.I-IV|LVG C.II]] einsetzen<ref name="Kondratiev">Kondratiev, Khairulin: ''Das Flugwesen während des Bürgerkrieges'', S.??</ref>, die entweder von [[Dritte Französische Republik|Frankreich]] als Waffenhilfe an das Russische Kaiserreich oder nach dem Waffenstillstand vom Deutschen Reich an [[Sowjetrussland]] geliefert worden waren.
Nach der Eroberung Kasans beabsichtigte Kappel, die kritische Situation der Bolschewiki auszunutzen und über Nischni Nowgorod auf Moskau vorzustoßen. Die Kommandeure der Tschechoslowakischen Legionen und das Komutsch waren gegen diesen Plan, da dadurch die Städte Samara, Simbirsk und Kasan nicht mehr hätten verteidigt werden können. Die Uneinigkeit in der Führung der Komutscharmee führte dazu, dass diese zur Verteidigung der bereits erreichten Stellungen überging. Dadurch gewann die Rote Armee Zeit, um ihre Kräfte zu verstärken und sich umzugruppieren.
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Die Roten Garden, die Verteidigungspositionen am linken und rechten Ufer der Wolga hielten, wurden am 16. August zur 5. Roten Armee zusammengefasst. Das 5. semgallische Regiment der [[Sowjetlettische Schützendivision|Sowjetlettischen Schützendivision]] wurde als Elitetruppe ebenfalls nach Kasan abkommandiert. Auch die Matrosen der Baltischen Flotte wurden unter dem Kommando von [[Fjodor Fjodorowitsch Raskolnikow|Fjodor Raskolnikow]] mit der roten Wolga-Flottille zur Verstärkung herangezogen. Die rote Wolga-Flottille umfasste [[Monitor (Schiffstyp)|Monitore]], [[Torpedoboot]]e und diverse Flussdampfer und verlieh den bolschewistischen Kräften die Fähigkeit zu [[Amphibische Kriegsführung|Amphibischer Kriegsführung]].
Zur Verstärkung der 5. Roten Armee wurden auch internationale und nationale nicht-russische Verbände herangezogen. Es gehörten eine ungarische Kavallerieabteilung, das aus deutschen und österreichischen Kriegsgefangenen
Insgesamt konnten die Bolschewiki bis Ende August ungefähr 15.000 Soldaten vor Kasan aufbieten, deren Ausrüstung ebenfalls gut war. Zahlenmäßig war die Rote Armee den Komutsch-Truppen unmittelbar vor dem Beginn der Kämpfe 2,5-fach überlegen. Generell waren die Einheiten der Roten Armee ebenfalls ad-hoc zusammengestellte Verbände.
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Nach der erfolgreichen Abwehr von Tuchatschewskis Angriff auf Simbirsk kehrte Kappel mit seinen Truppen nach Kasan zurück und beabsichtigte nun endlich offensiv in Richtung Westen vorzugehen. Mit insgesamt 2000 Soldaten drang Kappel überraschend in Richtung des Hauptquartiers der 5. Roten Armee in [[Swijaschsk]] vor, um die dortige Eisenbahnbrücke über die Wolga zu erobern und dadurch die Eisenbahnverbindung Richtung Moskau zu unterbrechen. Zeitgleich trafen überraschend für Kappel Flussdampfer und Torpedoboote der roten [[Wolga]]-[[Flottille]] bei Swijaschsk ein, die zusammen mit den an Bord befindlichen Matrosen der Baltischen Flotte in die Kämpfe eingriffen.
Trotzki erreichte mit seinem [[Trotzkis Zug|Panzzerzug]] ebenfalls zeitgleich das Kampfgebiet und geriet unbeabsichtigt direkt in das Gefecht. Alle mit dem Zug fahrenden Soldaten bekämpften Kappels Truppen, die weniger als einen Kilometer entfernt von Trotzki standen. Die Komutsch-Truppen verpassten in diesen Stunden die Gelegenheit, Trotzki gefangen zu nehmen, da sie sich auf die Wolga-Brücke bei Swijaschsk konzentrierten. Nach einem acht Stunden dauernden Kampf war Kappel gezwungen, das Gefecht gegen die als Eliteeinheit der Roten Armee bekannten Kronstädter Truppen abzubrechen und sich in Richtung Kasan zurückzuziehen. An der exponierten Lage von Kasan hatte sich aus Sicht der Komutsch nichts geändert.<ref name="Erickson55">Erickson: ''The Soviet High Command'', S. 55</ref>
Nachdem die unmittelbare Gefahr vorüber war, sorgte Trotzki mit drastischen Maßnahmen für die Disziplinierung der bis dahin demoralisierten Truppen der 5. Roten Armee. Während des Gefechts mit den Truppen Kappels hatte ein Regiment versucht, einen Wolga-Dampfer zu kapern und mit diesem in Richtung Westen zu fliehen. Trotzki ordnete deswegen am 29. August die Erschießung jedes zehnten Soldaten des Regiments an. (→[[Dezimation]])<ref>[http://militera.lib.ru/h/shirokorad_ab3/04.html Alexander Borissowitsch Schirokorad: “Der große Flußkrieg 1918 - 1920”], Kapitel 4: “An der Wolga erscheint Trotzki”, Moskau Wetsche 2006. ISBN 5-9533-1465-5, abgerufen zuletzt am 1. Mai 2021.</ref>
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Am 7. September 1918 gelang der 5. roten Armee die Einnahme des Kasan gegenüberliegenden Ufers der Wolga. Auch auf der gegenüberliegenden Flussseite konnte die 5. rote Armee Fortschritte verzeichnen und die Mündung des Flusses Kasanka in die Wolga erreichen. Zeitgleich griff die 2. rote Armee aus Nordosten an und konnte die Dörfer Kinderle und Klyki östlich der Stadt unter ihre Kontrolle bringen. Die Komutsch-Truppen wurden von der Übermacht der Roten Armee aus ihrem Stellungen westlich von Kasan verdrängt, konnten aber unter großen Anstrengungen die Verteidigung aufrechterhalten, da die Kasanka ihnen einen Geländevorteil bot.
Kasan wurde für die Komutsch-Truppen unhaltbar, als es der roten Wolga-Flottille unter maßgeblicher Beteiligung von [[Nikolai Grigorjewitsch Markin|Nikolai Markin]] gelang, im Westen Kasans am 9. September 1918 eine erfolgreiche Landung durchzuführen und über das dem Kasaner Kreml westlich vorgelagerte, sumpfige, aus Ablagerungen der Wolga bestehende Gelände hinweg, einen Brückenkopf zu errichten. Zeitgleich griffen die 5. rote Armee und die 2. rote Armee erneut an. Im weiteren Verlauf zogen sich die Komutsch-Truppen aus der Stadt zurück. Mittels ihrer eigenen Schiffe konnte die Mehrheit von Kappels Truppen auf der Wolga in Richtung Süden entkommen. Kasan geriet am 10. September 1918 endgültig unter die Kontrolle der Roten Armee.
== Folgen ==
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Der Sieg bei Kasan wurde durch die Zeitungen der Roten Armee zunächst als das [[Kanonade von Valmy|''“Valmy”'']] des Russischen Bürgerkrieges gefeiert, wobei die Begriffsbildung wahrscheinlich von Trotzki selbst stammt. In der Folge wurde die Kasaner Operation der Gegenstand von Werken der den Bolschewiki nahestehenden Autoren wie beispielsweise [[Larissa Reissner]], die selbst als Politkommissarin der Wolga-Flottille an den Kämpfen teilnahm<ref name="Pennington358">Pennington, Reina: ''Amazons to Fighter Pilots'', S. 358</ref> und [[Demjan Bedny]], der ebenfalls mit der Wolga-Flottille vor Ort war. Die Ereignisse wurden von diesen Autoren im Sinne der Ideologie der [[Kommunistische Partei Russlands (B)|KPR (B)]] beschrieben.<ref name="Reissner">[https://www.icl-fi.org/print/deutsch/dsp/29/reissner.html Reissner: ''Swijaschsk''] (abgerufen am 26. Dezember 2019)</ref>
Durch den 1921 stattfindenden Aufstand der an der Eroberung Kasans und der Rettung von [[Trotzkis Zug|Trotzkis improvisiertem
== Literatur ==
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{{Commonscat|Kazan Operation|Kasaner Operation}}
* [https://www.marxists.org/archive/trotsky/1918/military/ch33.htm Die Militärischen Schriften von Leo Trotzki – Der Kampf um Kasan], (englisch, abgerufen am 23. Dezember 2019)
* Bolotina D. I: [https://enc.rusdeutsch.eu/articles/2053 ''Kappel Wladimir Oskarowitsch (1883–1920). Generalleutnant, Kommandierender einer Front und Armee der weißgardistischen Truppen''] In: Die neue illustrierte elektronische Enzyklopädie der Russlanddeutschen (NIEERD) abgerufen am 22. Oktober 2024
== Einzelnachweise ==
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