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Wie verwende ich den Online-Integralrechner Schritt für Schritt
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[[Datei:Sir Isaac Newton by Sir Godfrey Kneller, Bt.jpg|mini|Sir [[Isaac Newton]]]]
 
Flächenberechnungen werden seit der [[Antike]] untersucht. Im 5.&nbsp;Jahrhundert vor Christus entwickelte [[Eudoxos von Knidos]] nach einer Idee von [[Antiphon (Sophist)|Antiphon]] die [[Exhaustionsmethode]], die darin bestandbesteht, Verhältnisse von Flächeninhalten mittels enthaltener oder überdeckender [[Polygon]]e abzuschätzen. Er konnte durch diese Methode sowohl Flächeninhalte als auch Volumina einiger einfacher Körper bestimmen. [[Archimedes]] (287–212 v.&nbsp;Chr.) verbesserte diesen Ansatz, und so gelang ihm die exakte Bestimmung des Flächeninhalts einer von einem [[Parabel (Mathematik)|Parabelbogen]] und einer [[Sekante]] begrenzten Fläche ohne Rückgriff auf den [[Grenzwert (Funktion)|Grenzwertbegriff]], der damals noch nicht vorhanden war; dieses Ergebnis lässt sich leicht in das heute bekannte Integral einer quadratischen Funktion umformen. Zudem schätzte er das Verhältnis vonvom KreisumfangUmfang eines Kreises zu dessen Durchmesser, also die [[Kreiszahl]] [[Kreiszahl|<math>\pi</math>]], als Wert zwischen <math>\textstyle{3\frac{10}{71}}</math> und <math>\textstyle{3\frac{10}{70}}</math> ab.
 
Diese Methode wurde auch im Mittelalter benutzt. Im 17.&nbsp;Jahrhundert stellte [[Bonaventura Francesco Cavalieri]] das [[Prinzip von Cavalieri]] auf, wonach zwei Körper das gleiche Volumen haben, wenn alle parallelen ebenen SchnitteSchnittflächen den gleichen Flächeninhalt haben. [[Johannes Kepler]] benutzte in seinem Werk ''Astronomia Nova'' (1609) bei der Berechnung der Marsbahn Methoden, die heute als numerische Integration bezeichnet würden. Er versuchte ab 1612, den Rauminhalt von Weinfässern zu berechnen. 1615 veröffentlichte er die ''Stereometria Doliorum Vinariorum'' („[[Stereometrie]] der Weinfässer“), später auch als [[keplersche Fassregel]] bekannt.
 
Ende des 17.&nbsp;Jahrhunderts gelang es [[Isaac Newton]] und [[Gottfried Wilhelm Leibniz]] unabhängig voneinander, Kalküle zur Differentialrechnung zu entwickeln und so den [[Fundamentalsatz der Analysis]] zu entdecken (zur Entdeckungsgeschichte und zum Prioritätsstreit siehe den Artikel [[Infinitesimalrechnung]]; zum Integralzeichen und dessen Geschichte siehe [[Integralzeichen]]). Ihre Arbeiten erlaubten das Abstrahieren von rein geometrischer Vorstellung und werden deshalb als Beginn der Analysis betrachtet. Bekannt wurden sie vor allem durch das Buch des Adligen [[Guillaume François Antoine, Marquis de L’Hospital]], der bei [[Johann I Bernoulli]] Privatunterricht nahm und darin dessen Forschung zur Analysis so publizierte. Der Begriff ''Integral'' geht auf Johann Bernoulli zurück.
 
Im 19.&nbsp;Jahrhundert wurde die gesamte Analysis auf ein solideres Fundament gestellt. 1823 entwickelte [[Augustin-Louis Cauchy]] erstmals einen Integralbegriff, der den heutigen Ansprüchen an [[Stringenzmathematische Strenge]] genügt. Später entstanden die Begriffe des [[Riemann-Integral]]s und des [[Lebesgue-Integral]]s. Schließlich folgte die Entwicklung der [[Maßtheorie]] Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts.
 
== Integral für kompakte Intervalle ==
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=== Herkunft der Notation ===
Die symbolische Schreibweise von Integralen geht auf den Miterstbeschreiber der Differential- und Integralrechnung, [[Gottfried Wilhelm Leibniz]], zurück. Das [[Integralzeichen]] '''∫''' ist aus dem Buchstaben [[langes s]] (ſ) für lateinisch ''summa'' abgeleitet. Die multiplikativ zu lesende Notation <math>f(x)\;,\mathrm{d}x</math> deutet an, wie sich das Integral –&nbsp;dem Riemann-Integral folgend&nbsp;– aus Streifen der Höhe <math>f(x)</math> und der [[Infinitesimalzahl|infinitesimalen]] Breite <math>\mathrm{d}x</math> zusammensetzt.
 
=== Alternative Schreibweise in der Physik ===
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== Anwendungen ==
=== MittelwerteMittelwert stetigereiner FunktionenFunktion ===
Es soll der „mittlere Wert“ <math>m</math> ermittelt werden, den eine auf einem Intervall definierte Funktion <math>f</math> annimmt. Da <math>f</math> im Allgemeinen unendlich viele verschiedene Werte annimmt, wird man diesen mittleren Wert dadurch annähern, dass man <math>f</math> zunächst nur an endlich vielen Stellen <math>\{x_1, x_2, \dots, x_n\}</math> auswertet, die gleichmäßig über <math>[a,b]</math> verteilt sind, und dann das [[Arithmetisches Mittel|arithmetische Mittel]]
Um den [[Mittelwert]] <math>m</math> einer gegebenen [[stetige Funktion|stetigen Funktion]] <math>f</math> auf einem [[Intervall (Mathematik)|Intervall]] <math>[a,b]</math> zu berechnen, benutzt man die Formel
:<math>m=\frac{1}{b-a}\int_a^b f(x) \mathrm{d}x.</math>
Da diese [[Definition]] für [[Treppenfunktion (reelle Funktion)|Treppenfunktionen]] mit dem üblichen Mittelwertbegriff übereinstimmt, ist diese Verallgemeinerung sinnvoll.
 
:<math>\frac{f(x_1)+ \cdots + f(x_n)}{n}</math>
Der [[Mittelwertsatz der Integralrechnung]] besagt, dass dieser Mittelwert von einer stetigen Funktion im Intervall <math>[a,b]</math> auch tatsächlich angenommen wird.
<!-- TODO: Obige Punkte genauer ausfüheren -->
 
bildet. Mit <math>\Delta x=(b-a)/n</math> erhält man somit als Annäherung für den mittleren Wert von <math>f</math>
=== Beispiel für den Integralbegriff in der Physik ===
 
:<math>m \approx \frac{1}{b-a} \sum_{k=1}^n f(x_k)\Delta x</math>.
 
Die Approximation wird umso genauer, je größer die Anzahl der Stellen <math>n</math> ist, die in diese Summe einfließen. Für <math>n \rightarrow \infty</math> erhält man schließlich als genaue Formel für den Mittelwert der Funktion
:<math>m=\lim_{n \to\infty} \left(\frac{1}{b-a}\sum_{k=1}^n f(x_k) \Delta x\right).</math>
Existiert der Grenzwert auf der rechten Seite, so handelt es sich um das Integral der Funktion über <math>[a,b].</math> Deshalb ist der Mittelwert einer Funktion definiert als
:<math>m=\frac{1}{b-a}\int_a^b f(x) \,\mathrm{d}x.</math>
 
DaDiese diese [[Definition]] stimmt für [[Treppenfunktion (reelle Funktion)|Treppenfunktionen]] mit dem üblichen Mittelwertbegriff übereinstimmt, und ist diesesomit eine Verallgemeinerung sinnvollder arithmetischen Mittels.<!-- TODO: Obige Punkte genauer ausfüheren -->
 
=== Beispiel für den Integralbegriff inaus der Physik ===
<!-- Größen nur fett schreiben, wenn sie als Vektoren behandelt werden-->
Ein physikalisches [[Phänomen]], an dem der Integralbegriff erklärt werden kann, ist der [[Freier Fall|freie Fall]] eines [[Körper (Physik)|Körpers]] im [[Schwerefeld]] der [[Erde]]. Die [[Beschleunigung]] <math>g</math> des [[Freier Fall|freien Falls]] in [[Mitteleuropa]] beträgt ca. 9,81&nbsp;m/s². Die [[Geschwindigkeit]] <math>v</math> eines Körpers zur Zeit <math>t</math> lässt sich daherwird durch die Formel
 
: <math>v = g \cdot t</math>
 
beschrieben. Dabei ist <math>g</math> die konstante [[Erdbeschleunigung]], die in [[Mitteleuropa]] ca. 9,81&nbsp;m/s² beträgt.
ausdrücken.
 
Nun soll aber die Wegstrecke <math>l</math> berechnet werden, die der fallende Körper innerhalbbis zu einer bestimmten Zeit <math>T</math> zurücklegt. DasDie ProblemFormel hierbei<math>l = v \cdot T</math> („Weg = Geschwindigkeit × Zeit“) ist, dassnur bei einer konstanten Geschwindigkeit gültig''.'' Unter dem Einfluss der Erdbeschleunigung nimmt die Geschwindigkeit <math>v</math> des Körpers jedoch stetig mit der Zeit zunimmtzu. Um das Problem zu lösen, nimmtzerlegt man an,den dassgesamten Zeitraum fürin einesehr kurze ZeitspanneZeitintervalle <math>\Delta t</math>; während jedes Zeitintervalls ändert sich die Geschwindigkeit <math>v</math>nur wenig, so dass die sichFormel aus„Weg der= ZeitGeschwindigkeit × Zeit“ zumindest näherungsweise gilt. Die innerhalb eines kurzen Zeitraums <math>g \cdotDelta t</math> ergibt,zurückgelegte konstantTeilstrecke bleibt.<math>\Delta l</math> beträgt daher
 
Die: Zunahme<math>\Delta derl Wegstrecke\approx innerhalbg des\cdot kurzen Zeitraums <math>t\,\cdot\Delta t</math> beträgt daher.
 
Die gesamte Wegstrecke erhält man näherungsweise als Summe aller Teilstrecken:
: <math>\Delta l = g \cdot t\,\cdot\Delta t</math>.
 
: <math>l =\approx \sum \left(g \cdot t \,\cdot\Delta t \right).</math>
Die gesamte Wegstrecke lässt sich daher als
 
ausdrücken. Wenn man nun die ZeitdifferenzZeitdifferenzen <math>\Delta t</math> gegen Null streben lässt, erhältverschwinden die Approximationsfehler und man erhält die exakte Wegstrecke als
: <math>l = \sum \left(g \cdot t \,\cdot\Delta t \right)</math>
 
: <math>l = \lim_{\Delta lt =\to 0} \sum g \cdot t \,\cdot \Delta t.</math>.
ausdrücken. Wenn man nun die Zeitdifferenz <math>\Delta t</math> gegen Null streben lässt, erhält man
Die rechte Seite der Gleichung ist gerade das Integral über <math>g \cdot t</math>. Also ist die Wegstrecke das Integral der Geschwindigkeit über die Zeit:
 
: <math>l = \lim_{\Delta t \to 0} \left(\sum \left(g \cdot t \,\cdot \Delta t\right)\right) = \int_0^T \left(g \cdot t\;\mathrm{d}t\,\right).</math>
 
Das Integral lässt sich analytischz. angebenB. mit dem Hauptsatz der Analysis auswerten:
 
:<math>l =\, \frac g 2 \cdot T^2.</math>
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Die allgemeine Lösung führt zur [[Bewegungsgleichung]] des im konstanten Schwerefeld fallenden Körpers:
 
: <math>l = \frac g 2 \cdot t^2.</math>
 
Weiter lässt sich aus dieser Bewegungsgleichung durch Differenzieren nach der Zeit die Gleichung für die Geschwindigkeit:
 
: <math>v = g \cdot t</math>
 
und durch nochmaliges Differenzieren für die Beschleunigung herleiten:
 
: <math>a = g</math>
 
Weitere einfache Beispiele sind:
* Die [[Energie]] ist das Integral der [[Leistung (Physik)|Leistung]] über die Zeit.
* Die [[elektrische Ladung]] eines [[Kondensator (Elektrotechnik)|Kondensators]] ist das Integral des durch ihn fließenden [[Elektrischer Strom|Stromes]] über die Zeit.
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Beim Stieltjes-Integral geht man von monotonen Funktionen <math>g</math> aus, oder von solchen mit [[Beschränkte Variation|endlicher Variation]], das sind Differenzen von zwei monotonen Funktionen, und definiert für stetige Funktionen <math>f</math> Riemann-Stieltjes’sche Summen als
:<math>\sum_{i=0}^{n-1}\,f(x_i)\,\{left(g(x_{i+1})-g(x_i)\}right).</math>
Durch Limesbildung in der üblichen Weise erhält man dann das sogenannte ''Riemann-Stieltjes-Integral'' <math>\textstyle \int_I\, f\, \mathrm dg</math>.
 
Solche Integrale sind auch dann definiert, wenn die Funktion <math>g</math> nicht differenzierbar ist (andernfalls gilt <math>\mathrm dg(x) = g'(x)\,\mathrm dx</math>). Ein bekanntes Gegenbeispiel ist die sogenannte [[Heaviside-Funktion]] <math>\Theta</math>, deren Wert gleich null für negative Argumente, eins für positive Argumente und z.&nbsp;B. <math>\textstyle \frac{1}{2}</math> an der Stelle <math>0</math> ist. Man schreibt, für <math>g=\Theta</math>, <math>\mathrm dg(x) = \delta(x)\mathrm dx</math> und erhält so die [[Distribution (Mathematik)|„verallgemeinerte Funktion“]] <math>\delta</math>, das sogenannte [[Diracmaß]], als ein nur im Punkt <math>0</math> definiertes Maß.
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[[Datei:LebesgueH.gif|mini|hochkant|[[Henri Lebesgue]] (1875–1941)]]
 
Einen moderneren und –&nbsp;in vielerlei Hinsicht&nbsp;– besseren Integralbegriff als den des Riemann’schen Integrals liefert das Lebesgue-Integral. Es erlaubt zum Beispiel die Integration über allgemeine [[Maßraum|Maßräume]]. Das bedeutet, dass man Mengen ein [[Maß (Mathematik)|Maß]] zuordnen kann, das nicht notwendig mit ihrer geometrischen Länge bzw. ihrem Rauminhalt übereinstimmen muss, so zum Beispiel [[Wahrscheinlichkeitsmaß]]e in der [[Wahrscheinlichkeitstheorie]]. Das Maß, das dem intuitiven Längen- bzw. Volumenbegriff entspricht, ist das [[Lebesgue-Maß]]. In der Regel wird das Integral über dieses Maß als ''Lebesgue-Integral'' bezeichnet. Man kann beweisen, dass fürFür jede Funktion, die über einem kompakten Intervall Riemann-integrierbar ist, existiert auch das entsprechende Lebesgue-Integral existiert und die Werte beider Integrale übereinstimmenstimmen überein. Umgekehrt sind aber nicht alle Lebesgue-integrierbaren Funktionen auch Riemann-integrierbar. Das bekannteste Beispiel dafür ist die [[Dirichlet-Funktion]], also die Funktion, die für rationale Zahlen den Wert Eins, aber für irrationale Zahlen den Wert Null hat. Neben der größeren Klasse an integrierbaren Funktionen zeichnet sich das Lebesgue-Integral gegenüber dem Riemann-Integral vor allem durch die besseren Konvergenzsätze aus ([[Satz von der monotonen Konvergenz]], [[Satz von der majorisierten Konvergenz]]) und die besseren Eigenschaften der durch das Lebesgue-Integral [[Normierter Raum|normierten]] [[Funktionenraum|Funktionenräume]] (etwa [[Vollständiger Raum|Vollständigkeit]]).
 
In der modernen Mathematik versteht man unter Integral oder Integrationstheorie häufig den lebesgueschen Integralbegriff.
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* [http://www.integralrechner.de/ Integralrechner – Deutsche Seite zur Berechnung von bestimmten sowie unbestimmten Integralen (Stammfunktionen)]
* [http://matheplanet.com/matheplanet/nuke/html/article.php?sid=844 Teil 1 einer dreiteiligen Serie über Mehrfachintegrale (detailliert+umfangreich)]
* Wie verwende ich den [./Https://meinintegralrechner.de/ Online-Integralrechner] Schritt für Schritt
* [http://matheplanet.com/matheplanet/nuke/html/article.php?sid=1105 50 Stammfunktionsbeispiele von Funktionen]
* {{TIBAV |9752 |Linktext=Integral, Stammfunktion |Herausgeber=Loviscach |Jahr=2010 |DOI=10.5446/9752}}