Hinter dem Lämmchen

Gasse in Frankfurt/Main, Deutschland
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Hinter dem Lämmchen ist eine seit dem 14. Jahrhundert urkundlich belegte Gasse in der Altstadt von Frankfurt am Main. In der kaum 100 Meter langen Gasse zwischen dem Hühnermarkt im Osten und dem Markt lagen mehrere historisch und architekturgeschichtlich bedeutende Bürgerhäuser und Hofanlagen. Beim Luftangriff am 22. März 1944 wurden alle Häuser zerstört, die Trümmer bis 1952 abgeräumt. Von 1974 bis 2010 war die ganze Gasse mit dem Technischen Rathaus überbaut.

Hinter dem Lämmchen
Wappen
Wappen
Straße in Frankfurt am Main
Hinter dem Lämmchen
Hinter dem Lämmchen
Gasse Hinter dem Lämmchen im Juni 2018, Blick vom Frankfurter Kunstverein zum Hühnermarkt
Basisdaten
Ort Frankfurt am Main
Ortsteil Altstadt
Angelegt 13. Jahrhundert
Neugestaltet 2014–2018
Hist. Namen Gleibergergasse, Glauburgergasse
(nach der Familie Glauburg)
Esslingergasse
Anschluss­straßen Markt
Querstraßen Neugasse, Nürnberger Hofgässchen (†)
Plätze Hühnermarkt
Bauwerke Zu den drei Römern, Mohrenkopf (†), Stadt Mailand, Klein Nürnberg, Goldenes Lämmchen, Altes Kaufhaus, Haus zum Esslinger, Goldene Schere
Nutzung
Nutzergruppen Fußgängerzone
Straßen­gestaltung Pflaster, Lämmchenbrunnen (†)
Technische Daten
Straßenlänge 100 Meter
Die Gasse Hinter dem Lämmchen von Westen, 1910 (Fotografie von Carl Andreas Abt)
Parzellengenaue Darstellung der Umgebung des Goldenen Lämmchens (Chromolithografie von Friedrich August Ravenstein von 1862 mit Überlagerung nach Nahrgang 1949)

Im Rahmen des Dom-Römer-Projektes entstand die Gasse 2014 bis 2018 mit leicht geändertem Verlauf am westlichen Rand neu. An der Nordseite sowie am Südostende zum Hühnermarkt entstanden fünf als Schöpferische Nachbauten bezeichnete Rekonstruktionen historischer Gebäude in moderner Bauweise, an der Südseite sechs Neubauten nach einer 2010 erlassenen Gestaltungssatzung.

Lage

Die Gasse Hinter dem Lämmchen liegt zwischen Hühnermarkt im Osten und Markt im Westen. Die Nordseite bildet der Gebäudekomplex mit den rekonstruierten Häusern Esslinger, Alter Esslinger, Goldenes Lämmchen und Klein Nürnberg. Im Westen verläuft die Gasse heute um das Gebäude des Frankfurter Kunstvereins. Die Südseite bilden das Eckhaus zum Hühnermarkt Goldene Schere mit der Adresse Markt 22. Nach Westen schließen sich die Hinterhäuser der Gebäude Altes Kaufhaus, Goldene Schachtel und Alter Burggraf an (Markt 30–34). Den westlichen Abschluß bilden die rückseitigen Fassaden der Häuser Goldenes Haupt, Stadt Mailand und Zu den drei Römern.

Geschichte

Die Gasse hieß ursprünglich Glaubergergasse oder auch Glauburgergasse nach der Patrizierfamilie Glauburg, der der nördliche der Gasse gelegene und von hier aus über das Nürnberger Hofgäßchen zugängliche Nürnberger Hof gehörte. Auch der Name Esslingergasse, nach dem Haus Zum Esslinger, ist belegt. Etwa ab dem 18. Jahrhundert erhielt die Gasse ihren heutigen Namen nach dem Messehof Goldenes Lämmchen, der sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen lasst.[1]

1755 lebte die Familie Goethes für ein Jahr im Haus zum Esslinger (Hinter dem Lämmchen 2), während das Goethe-Haus im Großen Hirschgraben umgebaut wurde. Das Haus zum Esslinger gehörte Goethes Tante Johanna Melber, einer jüngeren Schwester seiner Mutter Catharina Elisabeth. Goethe setzte ihr in Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit ein literarisches Denkmal.

Von 1380 bis 1802 zog das zeremonielle Pfeifergericht alljährlich zur Herbstmesse vom Nürnberger Hof durch die Gasse über den Markt zum Römer. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die malerische Gasse mit ihren Hinterhöfen zu einer Touristenattraktion.

Der 1472 erstmals erwähnte Lämmchenbrunnen wurde später als Verkehrshindernis zugeschüttet. Die 1755 errichtete Brunnensäule wurde an die Rückseite des Hauses Zum alten Burggrafen (Markt 34) versetzt. Sie erhielt ein vergoldetes Lämmchen als Brunnenfigur. 1944 ging der Lämmchenbrunnen mt der ganzen Gasse zugrunde.

Die Gegend wurde durch die Luftangriffe auf Frankfurt am Main im Zweiten Weltkrieg und den Abriss der letzten stehengebliebenen, ausgebrannten Gebäude in der direkten Nachkriegszeit zerstört. Zwischen 1974 und 2012 war der Platz und die Gasse mit dem Technischen Rathaus vollständig überbaut.[2] Im Rahmen des Dom-Römer-Projekts entstand der Hühnermarkt und die Gasse Hinter dem Lämmchen nach dem Abriss des Technischen Rathauses von 2014 bis 2018 neu. Der historische Straßenverlauf konnte weitgehend wiederhergestellt werden. Lediglich im Westen ist der frühere Verlauf der Gasse, einschließlich des ehemaligen Hauses Zum Mohrenkopf, mit dem 1962 entstandenen Anbau des Steinernen Hauses überbaut. Die Gasse führt daher heute mit zwei früher nicht vorhandenen rechtwinkligen Knicken um das vom Frankfurter Kunstverein genutzte Gebäude herum. Seit Mai 2018 ist die Gasse öffentlich zugänglich.

Gebäude in der Gasse

  • Hinter dem Lämmchen 2 „Esslinger“; Rekonstruktion des gotischen Fachwerkbaus Haus zum Esslinger durch Denkmalkonzept GmbH, Bad Nauheim / Dreysse Architekten, Frankfurt am Main.[3] Nutzung ab Mai 2019 durch das Struwwelpeter-Museum.[4]
  • Hinter dem Lämmchen 4 „Alter Esslinger“; Rekonstruktion des im 17. Jahrhundert erbauten mächtigen dreigeschossigen Renaissance-Fachwerkhauses durch Dreysse Architekten, Frankfurt am Main. Nutzung ab Mai 2019 durch das Struwwelpeter Museum.
  • Hinter dem Lämmchen 6 „Goldenes Lämmchen“; Rekonstruktion des Patrizierhauses und ehemaligen Messehofes Goldenes Lämmchen durch Architekt Claus Giel, Dieburg.
  • Hinter dem Lämmchen 8 „Klein Nürnberg“; Rekonstruktion eines prachtvollen dreigeschossigen Renaissancebaus, der Ende des 15. Jahrhunderts erbaut wurde, durch Dreysse Architekten, Frankfurt am Main / Jourdan & Müller, Frankfurt am Main. Nutzung durch den Evangelischen Regionalverband Frankfurt am Main.
  • Markt 22 „Goldene Schere“, Seiteneingang, ehemals Hinter dem Lämmchen 1; Rekonstruktion des viergeschossigen Gebäudes „Goldene Schere“ aus dem 18. Jahrhundert durch Architekt Prof. Hans Kollhoff, Berlin / Jourdan & Müller, Frankfurt am Main.
  • Markt 30 „Altes Kaufhaus“, Rückseite bzw. Hinterhaus, ehemals Haus Hinter dem Lämmchen 3; Neubau von Morger + Dettli Architekten, Basel (Schweiz). Rückwärtig Eingangsspolie mit etwa fünf Metern Breite und 3,50 Metern Höhe.
  • Markt 32 „Goldene Schachtel“, Rückseite bzw. Hinterhaus, ehemals Haus Hinter dem Lämmchen 5; Neubau von Tillmann Wagner Architekten, Berlin. Nutzung als Kulturothek Frankfurt.
  • Markt 34 „Alter Burggraf“, Rückseite bzw. Hinterhaus, ehemals Haus Hinter dem Lämmchen 7; Neubau von Francesco Collotti, Mailand.
  • Markt 36 „Goldenes Haupt“, Rückseite bzw. Hinterhaus, ehemals Haus Hinter dem Lämmchen 9; Neubau von dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum. Nutzung durch Höchster Porzellanmanufaktur.
  • Markt 38 „Stadt Mailand“, Rückseite bzw. Hinterhaus, ehemals Haus Hinter dem Lämmchen 11; Neubau von Michael A. Landes Architekt, Frankfurt am Main.

Literatur

  • Johann Georg Battonn: Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main – Band III. Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1864, S. 129–133. (online)
  • Georg Hartmann, Fried Lübbecke: Alt-Frankfurt. Ein Vermächtnis. Verlag Sauer und Auvermann, Glashütten 1971
  • Fried Lübbecke: Das Antlitz der Stadt – nach Frankfurts Plänen von Faber, Merian u. Delkeskamp ; 1552–1864, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1952/1983, ISBN 3-7829-0276-9
Commons: Hinter dem Lämmchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alexander Dietz: Frankfurter Handelsgeschichte – Band I. Herman Minjon Verlag, Frankfurt am Main 1910, S. 158.
  2. Claudia Michels: Technisches Rathaus gab Altstadt den Rest. In: Frankfurter Rundschau, 10. September 2005 (über die Zerstörung der verbliebenen Relikte der Altstadt durch den Bau des Technischen Rathauses)
  3. Architektenangaben alle nach DomRömer Projekt.
  4. Beate Zekorn-von Bebenburg: Struwwelpeter zieht um, www.struwwelpeter-museum.de, abgerufen am 29. September 2018.

Koordinaten: 50° 6′ 39,5″ N, 8° 41′ 1,5″ O