Heinz Maier-Leibnitz

deutscher Physiker, Hochschullehrer, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft
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Heinz Maier-Leibnitz (* 28. März 1911 in Esslingen am Neckar; † 16. Dezember 2000 in Allensbach) war ein deutscher Physiker und Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Heinz Maier-Leibnitz, 1974

Wissenschaftliche Laufbahn

Heinz Maier-Leibnitz war ein Sohn von Hermann Maier-Leibnitz. Er studierte Physik an der Technischen Hochschule Stuttgart und an der Universität Göttingen, wo er 1935 bei James Franck, dem Nobelpreisträger von 1925, promovierte. Wie sein Vater wurde er während seines Studiums Mitglied der Studentenverbindung Akademische Gesellschaft Sonderbund Stuttgart.[1]

Seine wissenschaftliche Laufbahn in der experimentellen Kernphysik begann er als Mitarbeiter von Walther Bothe am Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg, das nach dem Zweiten Weltkrieg als Max-Planck-Institut für medizinische Forschung weiter geführt wurde.

Die Technische Hochschule München berief ihn 1952 auf den Lehrstuhl für Technische Physik als Nachfolger von Walther Meißner. Das zum Lehrstuhl gehörige Laboratorium für Technische Physik wurde eine Keimzelle der nuklearen Festkörperphysik in Bayern. Auf seine Initiative hin und unter seiner Leitung wurde der erste deutsche Forschungsreaktor, der Forschungsreaktor München (genannt Atomei), in Garching bei München gebaut und 1957 in Betrieb genommen.

Große wissenschaftliche Bedeutung erlangte Maier-Leibnitz mit dem Aufbau des deutsch-französischen Neutronenforschungszentrums Instituts Laue-Langevin in Grenoble, dem er von 1967–1972 vorstand.

1974 wurde Heinz Maier-Leibnitz emeritiert. Sein Nachfolger sowohl am Lehrstuhl als auch als Leiter des Forschungsreaktors war Wolfgang Gläser.

Wissenschafts- und Hochschulpolitik

Durch die Einführung des Departmentsystems im Jahre 1964 gelang Maier-Leibnitz eine Neustrukturierung der Fakultät, mit der bessere Forschungsbedingungen erreicht wurden. Dadurch konnte sein ehemaliger Doktorand, der Nobelpreisträger Rudolf Mößbauer, für eine Rückkehr aus den USA an die TH München gewonnen werden.

Als erster Deutscher wurde Maier-Leibnitz 1972 Präsident der International Union of Pure and Applied Physics. Von 1972–1973 war er Mitglied des Wissenschaftsrates und in der Nachfolge Julius Speers von 1973 bis 1979 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Auf seine Amtszeit geht die Einführung der Sonderforschungsbereiche zurück. Ein großes Anliegen war ihm die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Deshalb führt der von der DFG eingerichtete Heinz Maier-Leibnitz-Preis, mit dem Forschungsergebnisse junger Wissenschaftler ausgezeichnet werden, seinen Namen. 1973 bis 1974 war er Vorsitzender der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.

Auszeichnungen, Ehrungen und Mitgliedschaften

Für seine wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Verdienste erhielt Heinz Maier-Leibnitz zahlreiche Ehrungen:

Dem Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste, dessen Mitglied er war, stand er von 1979 bis 1984 als Kanzler vor. Er war weiterhin Mitglied zahlreicher in- und ausländischer Wissenschaftsakademien, so auch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, wo er – in der Nachfolge von Walther Meißner – langjähriger Vorsitzender der Kommission für Tieftemperaturforschung war.

Der 2004 in Betrieb genommene Forschungsreaktor München II, Nachfolger des unter seiner Leitung aufgebauten ersten Garchinger Forschungsreaktors, wurde ihm zu Ehren als Forschungsneutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz benannt.

Persönliches

Maier-Leibnitz war vom Nutzen der Atomenergie überzeugt und vertrat seine Meinung auch noch nach der Katastrophe von Tschernobyl. Er sah „einen wirtschaftlichen Vorteil in der Atomenergie“ und glaubte, die Gefahren der Atomenergie seien „kleiner ... als eigentlich bei fast allen anderen Energieformen.“[3]

1957 gehörte er zu den 18 deutschen Atomwissenschaftlern der Göttinger Achtzehn, die in einem Protestschreiben die geplante atomare Bewaffnung der Bundeswehr ablehnten.[4]

Maier-Leibnitz war ein weit bekannter Hobbykoch. Großen Anklang fanden seine Kochbücher Kochbuch für Füchse und Mikrowellenkochbuch für Füchse. Sie erschienen in mehreren Auflagen und waren jeweils schnell vergriffen.

Heinz Maier-Leibnitz war in zweiter Ehe mit der Demoskopin Elisabeth Noelle-Neumann verheiratet.

Seine 1916 geborene Schwester Magdalene Maier-Leibnitz wurde am 22. April 1941 wegen der Diagnose Schizophrenie in der Zeit des Nationalsozialismus in der NS-Tötungsanstalt Hadamar in Hessen ermordet.[5][6][7]

Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Garching.[8]

Veröffentlichungen

Maier-Leibnitz veröffentlichte eine große Zahl wissenschaftlicher Beiträge und anderer Publikationen. Zu seinen wissenschaftspolitischen Büchern aus seinen letzten Lebensjahren gehören u. a.

Kochbücher:

  • Kochbuch für Füchse. Große Küche - schnell und gastlich. München 1980, ISBN 3-492-02468-8
  • Mikrowellenkochkurs für Füchse (gemeinsam mit Traude Cless-Bernert). München 1999, ISBN 3-492-112870

Literatur

  • Anne-Lydia Edinghaus: Heinz Maier-Leibnitz, ein halbes Jahrhundert experimentelle Physik. München 1986, ISBN 3-492-03028-9
  • Rudolf Mößbauer: Nachruf auf Heinz Maier-Leibnitz. In: Jahrbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 2001, S. 309–312
  • Paul Kienle: Wie kommt man auf einfaches Neues? Der Forscher, Lehrer, Wissenschaftspolitiker und Hobbykoch Heinz Maier-Leibnitz. Zürich 1991, ISBN 3-7201-5232-4
  • Elisabeth Noelle-Neumann: Niemand hat das Recht, sein Talent zu vergeuden. Heinz Maier-Leibnitz. Ein Porträt in Zitaten. Osnabrück 2001, ISBN 3-7201-5280-4

Einzelnachweise

  1. Der Schwarze Ring. Mitgliederverzeichnis. Darmstadt 1930, S. 49.
  2. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 25, Nr. 85, 8. Mai 1973.
  3. Andrea Westhoff: Ein Pionier der Atomforschung. In: Kalenderblatt (Rundfunksendung auf DLF). 28. März 2011, abgerufen am 28. März 2011..
  4. Die Göttinger Erklärung 1957 bei uni-goettingen.de
  5. Claudia Bitzer: Sie war eine von uns. In: Esslinger Zeitung, 20. April 2011 Eßlinger Zeitung Online
  6. Claudia Bitzer: Sie war eine von vielen. In: Esslinger Zeitung, 20. April 2011, abgerufen am 22. April 2011.Eßlinger Zeitung Online
  7. http://www.ev-kirche-esslingen.de/geschichtliches/euthanasie-in-esslingen/
  8. Gerd Otto-Rieke: Gräber in Bayern. München 2000. S.34.
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