„Aufstand vom 17. Juni 1953“ – Versionsunterschied

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Im Zusammenhang mit der beschriebenen Wirtschaftspolitik stand auch die fast vollständige Beseitigung privater Urlaubsorganisation bzw. privater Ferienvermietung zugunsten des Feriendienstes des [[Freier Deutscher Gewerkschaftsbund|FDGB]] (Februar 1953: „[[Aktion Rose]]“).
 
Im Frühjahr 1953 war die Existenz der jungen DDR in der Tat durch eine ernste Ernährungskrise bedroht.<ref>„Noch gravierender als der Mangel an industriell hergestellten Verbrauchsgütern wirkte sich die Missernte des Jahres 1952 aus. Sie war eine Folge schlechter Witterungsbedingungen, aber auch der aus ideologischen Gründen betriebenen Sozialisierungskampagne in der Landwirtschaft, die viele Bauern zur Flucht veranlaßt hatte. Zusätzlich verschärft wurde das Defizit an Lebensmitteln für die Bevölkerung noch durch die Anlage größerer Staatsreserven und die steigenden Anforderungen des Militärs. Jedenfalls brach 1953 in der DDR eine Ernährungskrise aus, die mit den Zuständen in der frühen Nachkriegszeit vergleichbar war.“ Christoph Buchheim: ''Wirtschaftliche Hintergründe des Arbeiteraufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR'', München, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1990 Heft 3, S.&nbsp;415–433, hier S.&nbsp;428.</ref> [[Enteignung]]en und die [[Bodenreform in Deutschland#Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone ab 1945(SBZ)|Bodenreform]] hatten bereits Mitteab der 1940er Jahre1945 zum Verlassen von Höfen geführt. Die Parzellierung nach der Bodenreform und vor allem der Mangel an landwirtschaftlichen Geräten vieler Neubauern machten ein wirtschaftliches Arbeiten kaum möglich. Die Kollektivierungspolitik der SED Anfang der 1950er Jahre sollte zu einer effizienteren Bewirtschaftung und steigenden Erträgen führen. Das eigentliche Ziel der Kollektivierung war aber die Auflösung des selbstständigen Bauernstandes und hier besonders die Zerschlagung der rentableren Großbetriebe.<ref>Armin Mitter: ''Die Bauern und der Sozialismus'', in: ''Der Tag X, 17. Juni 1953: die „innere Staatsgründung“ der DDR als Ergebnis der Krise 1952–1954'', Ch. Links Verlag, 1996, ISBN 978-3-86153-083-1, S.&nbsp;75&nbsp;ff., hier S.&nbsp;80–82.</ref> Die Abgabenerhöhungen für Bauern und ihr Ausschluss – sowie der von Handwerkern, Selbständigen und Einzelhändlern – vom [[Lebensmittelmarke|Bezugsscheinsystem]] für Lebensmittel, Bekleidung und [[Hausbrand (Brennstoff)|Hausbrand]] sorgte für weiteren Unmut. Im Herbst 1952 wurden zudem sehr unterdurchschnittliche Ernten eingefahren. Den DDR-Bürgern stand nur die halbe Menge an Fleisch und Fett der Vorkriegszeit zur Verfügung. Selbst Gemüse und Obst wurden nicht ausreichend produziert. Vor den Geschäften entstanden lange Schlangen. In den Geschäften der staatlichen [[Handelsorganisation]] (HO), in denen ohne Bezugsschein eingekauft werden konnte, lagen die Preise deutlich über dem Niveau der Bundesrepublik, so kostete beispielsweise eine Tafel Schokolade im Westen 50&nbsp;[[Pfennig]], im Osten acht Mark. Das Wohlstandsgefälle zu Westdeutschland vergrößerte sich durch die [[Zentralverwaltungswirtschaft#Kritik|Mängel der Zentralverwaltungswirtschaft]]. Da die DDR die Hilfe des [[Marshallplan]]s nicht hatte annehmen dürfen sowie höhere Reparationen leisten musste, befand sie sich in einer wirtschaftlich schlechteren Ausgangsposition. Auch die Unterstützung der Sowjetunion zur Stabilisierung der DDR reichte nicht aus, die Folgen von Reparationen und Planwirtschaft zu kompensieren.
 
Das dramatische Anwachsen der ohnehin seit DDR-Staatsgründung konstant großen Abwanderungsbewegung („[[Abstimmung mit den Füßen]]“) im ersten Halbjahr 1953 stellte ein ökonomisches wie auch ein soziales Problem dar. Ein weiterer Faktor, der zu einer Belastung der politischen Lage führte, war die hohe Zahl von Strafgefangenen in der DDR: Bereits im Frühjahr waren die Gefängnisse der DDR gefüllt mit zu Unrecht inhaftierten Häftlingen.<ref>{{Literatur |Autor=Guido Knopp |Titel=Der Aufstand 17. Juni 1953 |Verlag=Hoffmann und Campe |Ort=Hamburg |Datum=2003 |ISBN=3-455-09389-2 |Seiten=47&nbsp;ff}}</ref> Dies ist der Grund, dass zahlreiche Haftanstalten in der DDR am 17.&nbsp;Juni von Demonstranten belagert wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Hubertus Knabe |Titel=17. Juni 1953. Ein deutscher Aufstand |Verlag=Propyläen |Ort=München |Datum=2003 |ISBN=3-549-07182-5 |Seiten=46&nbsp;ff}}</ref>
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* Jugendopposition.de: [https://www.jugendopposition.de/node/145306?guid=2659 Jugendliche beim Volksaufstand 1953].
* Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: [https://www.lpb-bw.de/17-juni 17. Juni 1953 Volksaufstand in der DDR].
* [https://www.pw-portal.de/?view=article&id=19351:t-17-juni-1953---volksaufstand-in-der-ddr_22491&catid=133 17. Juni 1953 - Volksaufstand in der DDR] auf [[Annotierte Bibliografie der Politikwissenschaft|Portal für Politikwissenschaft]]
* Politische Bildung.de: [http://www.politische-bildung.de/17_juni_1953_volks_aufstand_ddr.html Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953].{{Toter Link|date=2024-03-07|url= http://www.politische-bildung.de/17_juni_1953_volks_aufstand_ddr.html}}
* [[Ehrhart Neubert]]: [http://www.17juni53.de/material/bpb/bedok001.html ''Der Aufstand vom 17. Juni 1953''.]
* [https://www.br.de/nachrichten/17-juni-122.html ''17. Juni 1953: Der Aufstand in der DDR.''] Chronologie des [[Bayerischer Rundfunk|Bayerischen Rundfunks]].