Albrecht, der magische Postbote: Band 1 - Die Zauberpost
Von Torsten Heßler
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Torsten Heßler
Torsten Heßler, geboren 1971, ist seit seiner Jugend ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler. Schon mit 15 Jahren begann er, Geschichten und Gedichte zu schreiben, die er auch gern selbst vorträgt. Seine Werke zeichnen sich durch eine humorvolle Erzählweise und ein feines Gespür für spannende und emotionale Themen aus, die sowohl Kinder als auch Erwachsene ansprechen. Verheiratet und Vater von zwei Kindern, findet er in seiner Familie sowie in seiner Liebe zur Literatur eine beständige Inspirationsquelle. Viele seiner Geschichten schöpfen aus dem genauen Hinsehen und eigenen Erlebnissen, die seine Erzählungen authentisch und lebensnah machen.
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Buchvorschau
Albrecht, der magische Postbote - Torsten Heßler
I
ALBRECHT UND DIE ZAUBER-POST
Albrecht war Postbote in einer winzigen Stadt namens Klein Marnow, in der ungefähr achthundert Familien wohnten. Er war sehr beliebt, da er für jeden Menschen ein freundliches Wort übrighatte. Sogar Hunde, welche ja bekanntlich die größten Feinde des Postboten sind, freuten sich, wenn Albrecht auf seinem Postfahrrad durch den Ort radelte. Das Geheimnis lag an der vom Metzger Maxe täglich hergestellten Zottelwurst, die Albrecht gelegentlich den Hunden mitbrachte. Das tat er nicht aus Angst, sondern weil er dachte, dass Hunde auch etwas vom Postboten bekommen sollten. Leider hatte er bisher keinen einzigen Brief oder auch nur eine Karte für Hunde ausgetragen. Daher bekamen sie immer dann eine Scheibe Wurst, wenn die Herrchen oder Frauchen ein besonders großes Paket in Empfang nehmen durften.
Albrecht kannte alle Bewohner der Stadt beim Namen und war demzufolge selbst bekannt wie ein »bunter Hund«. Jede Straße und jeder Winkel waren ihm vertraut. Schließlich war Klein Marnow seine Heimatstadt, die er bisher nur ganz selten verlassen hatte. Die kleine Stadt war gemütlich und hübsch anzusehen und Albrecht war stolz darauf, Postbote dieses Ortes zu sein.
Ein Haus gab ihm allerdings immer wieder Rätsel auf. Es war ein kleines Haus, welches durch seine Rosenpracht und den immer gepflegten Garten auffiel. Aber man sah niemals jemanden dort arbeiten. Albrecht wusste, dass in diesem Haus Frau Trollskie wohnte. Sie bekam recht selten Post und wenn, dann nur ganz Besondere. Auf Ihren Briefen befanden sich seltsame Aufkleber und Briefmarken. Oft klebte sehr schöner Glitzersand auf dem Umschlag, der dann in allen Farben strahlte. Eines Tages geschah etwas sehr Merkwürdiges. Es war Herbst und Klein Marnow lag in einem dichten, schleierhaften Nebel. Als Albrecht gerade den Briefkasten mit einem dieser wunderschönen, bunten Briefe füllen wollte, bemerkte er auf einmal eine Bewegung hinter dem Gartentor. Nun sah er Frau Trollskie zum ersten Mal. Am Anfang hatte er sie gar nicht wahrgenommen, doch plötzlich stand sie mit einem strahlenden Lächeln und freundlichen kleinen Augen vor ihm. Ihr Körper war umhüllt von einem gelben Seidenkleid. Sie wirkte schon recht alt und um ihre Mundwinkel hatte sie viele Lachfalten und sie duftete nach Veilchen. Albrecht war sehr erschrocken und die schwere Posttasche fiel ihm aus der Hand, genau in einen Rosenbusch. »Du musst die Tasche neben die Rosen setzen, sonst gehen sie kaputt«, sagte Frau Trollskie und lächelte dabei heimlich vor sich hin. Albrecht fühlte sich irgendwie verzaubert. Er entschuldigte sich für seine Tollpatschigkeit, doch Frau Trollskie winkte nur ab.
Als Albrecht die Posttasche aufhob, richteten sich die Rosenstängel wie von Zauberhand wieder auf. Das erfreute Albrecht, da er niemals etwas zerstören wollte. Er wunderte sich schon darüber, dass die schwere Posttasche nicht eine einzelne Rose vom Busch abgeknickt hatte. Die Rosen waren sogar noch schöner und duftender als zuvor. In seiner Posttasche war dagegen ein heilloses Durcheinander. Frau Trollskie lud Albrecht in ihr Haus ein, damit er die Briefe in der Tasche in Ruhe ordnen konnte. Als er zögerlich über die kleine Türschwelle trat, staunte Albrecht abermals. Was äußerlich wie ein kleines Gartenhaus aussah, schien innen ein großes Haus mit vielen Räumen zu sein. Mit flüchtigem Blick konnte er mehrere Türen und einen langen Flur erkennen. Frau Trollskie schloss die Tür und bot ihm eine frisch gebrühte Tasse Walnusstee an. Albrecht wusste nicht einmal, dass man aus Walnussblättern Tee machen konnte. Eigentlich wollte er ablehnen, aber bei solch einem Nebelwetter konnte eine Tasse Tee nicht schaden. Sie setzten sich beide an einen kleinen, reich verzierten, runden Tisch und Frau Trollskies Seidenkleid schimmerte plötzlich grün und schien mit Gänseblümchen besetzt zu sein. Langsam fragte sich Albrecht, ob das Wetter auch seinen Kopf vernebelte. »Wie gefällt es dir denn, so in der Stadt herumzuradeln und die Post auszutragen?«, fragte Frau Trollskie. »Ganz gut«, antwortete Albrecht, der nebenbei anfing, die Briefe in seiner Posttasche zu sortieren. »Mich kennen fast alle Leute, denn unsere Stadt ist nicht gerade groß.« »Kannst du dir denn vorstellen, die Post an anderen Orten auszutragen?« Darüber hatte Albrecht noch nie nachgedacht und fand die Frage etwas merkwürdig. Er wurde in Klein Marnow geboren und fühlte sich dort zu Hause. Auf das Gesicht der Alten trat ein listiger, aber doch recht milder Gesichtsausdruck. »Nun«, sagte sie, »ich habe dir ein Angebot zu machen.« »Wie du bemerkt hast, kennt mich in unserer Stadt fast niemand. Auch in meinem Haus waren bislang aus unserer Stadt nur zwei Leute, der Bürgermeister und jetzt du. Das Ganze hat seine Gründe. »Ich habe nämlich eine wirklich besondere Aufgabe für Dich.« Sie zögerte, aber dann sprach sie in ihrer liebenswürdigen Art weiter. »Ich arbeite wie du ebenfalls bei der Post.« Albrecht schaute auf. »Ich bin Frau Trollskie, die amtierende Hauptposthalterin der magischen Postboten.« Albrecht fiel fast die Tasse Tee aus der Hand. »Sie sind – weeer?«, fragte er mit entsetztem Blick und runzliger Stirn. »Du denkst bestimmt, dass ich verwirrt bin und es so etwas wie magische Postboten gar nicht geben kann«, erwiderte Frau Trollskie lachend. »Nun, dann hör mir einfach zu. Vielleicht ändert sich dann deine Meinung, vielleicht aber auch dein ganzes Leben.« Albrecht wollte zunächst etwas erwidern, saß aber wie angewurzelt da und hörte mit offenem Mund zu. Frau Trollskie erzählte ihm von einer Welt, die nichts mit seiner Welt zu tun hatte. Er erfuhr, dass dieses Haus das magische Hauptpostamt sei, welches aber heute Schließtag hatte. Albrecht schaute sich um. Dies ist ein Wohnhaus, ein Postamt sieht ganz sicher anders aus. Daran gab es keinen Zweifel. Er überlegte kurz, seine Posttasche zu schnappen und schnell wegzurennen. »Leider«, Frau Trollskie machte eine Pause, »geschah kürzlich ein großes Missgeschick.« »Zirobert wurde mit seinem fliegenden Postteppich durch einen verzauberten Wasserwind in die Krone einer Linde geschleudert. Der Teppich wickelte sich um den Stamm der Linde und hob diese hoch. Nun haben wir in unserem Wald eine fliegende Linde, welche sich nicht zum Austragen von Post eignet. Aus diesem Grund kann Zirobert nun nur noch Baumwächter, aber kein magischer Postbote mehr sein. Seit einiger Zeit suche ich schon nach einem neuen Postboten. Nach langer Überlegung fiel meine Wahl auf dich.« Albrecht war nun völlig verwirrt. Frau Trollskie muss nicht mehr bei Sinnen sein. Nicht nur, dass sie völlig bitteren Tee trinkt und sich als Hauptposthalterin eines Wohnhauses ausgibt, nun soll er auch noch für sie arbeiten. Das kann wirklich nicht sein. Von einer Frau Trollskie als Postdirektorin hatte er noch nie gehört und er kannte sich aus in der Postdirektion. Aber hatte sie nicht von sieben »magischen Postboten« geredet? Er schüttelte den Kopf und überlegte, wie er möglichst schnell