Groll Spiel

Kapitel Eins

V ergiss nicht, dass wir heute Abend unseren Buchclub haben. Wir sind noch Neulinge, und ich möchte die Damen mit ein paar guten Erkenntnissen beeindrucken. Stellt sicher, dass ihr die Kapitel 1 bis 20 gelesen habt, sonst könnt ihr euch nicht voll an der Diskussion beteiligen, plappert meine beste Freundin Ramona, als sie auf dem Weg zur Arbeit ihre Sachen zusammensucht und an mir vorbeiläuft. Sie ist Assistentin der Geschäftsleitung bei einem hohen Tier an der Wall Street, und ihre Arbeit fließt oft in ihr Leben ein.

Ich nenne sie gerne meine beruflich beste Freundin, denn so ernst nimmt sie ihre Aufgaben.

Zwanzig Kapitel? Ich habe es gestern Abend vor dem Schlafengehen verschlungen. Es waren nicht einmal zweihundert Seiten. Das wird mein erster Streitpunkt sein. Warum haben sie so ein kurzes Buch gewählt? Und warum bist du noch nicht fertig? Ich gehe an ihr vorbei in den Flur, halb angezogen, mit einer Schüssel Müsli in der Hand. Da der Tag noch vor mir liegt, könnte dieser matschige Brei meine einzige Mahlzeit heute sein.

Ramona bleibt stehen, um ihren Schal zu befestigen, und starrt mich mit zusammengekniffenen Augen an. Du weißt, dass Herr Nielsen mich die ganze Woche über arbeiten lässt. Ich bin gerade bei Kapitel 18 und will ein paar Stunden früher gehen, um den Rest zu lesen. Ich weigere mich, von Sabrina und ihrem zehnminütigen Monolog darüber, wie das Buch von letzter Woche ihr Leben verändert hat, übertroffen zu werden. Das war der größte Blödsinn, den ich je gehört habe, schimpft sie, während sie ihren Mantel zuknöpft.

Wie viel Einblick kannst du in ein Buch namens Bad Boss haben? Außerdem hasst du immer meine beste Freundin, scherze ich und schiebe sie lachend zur Tür hinaus.

Sie tut so, als würde sie laut lachen, und übertreibt es mit ihrem Kichern, als sie von der Treppe springt. Sabrina ist ein reizendes Mädchen, das ich von der Kochschule her kenne und deren liebenswürdige Art zu schön scheint, um wahr zu sein. Ramona schwört, dass sie versucht, mich abzuwerben. Jeden Freitag benimmt sie sich wie ein eifersüchtiger Freund und bereitet sich auf den Kampf ihres Lebens vor.

Wenn die Männer in meinem Leben nur halb so aufmerksam wären, dann wäre ich nicht so ein hoffnungsloser Single. Ich stelle meine leere Schüssel in die Spüle und spüle sie ab, wobei mich der Gedanke, wieder mit einem Mann auszugehen, fast erschaudern lässt. Nein, danke. Ich habe kein Interesse daran, auf dem Spielfeld zu spielen. Bis ich einen guten Mann treffe, macht es wenig Sinn, meine Beine zu rasieren. Ich weigere mich, mich mit Zitronen zufrieden zu geben und die nächsten zwanzig Jahre damit zu verbringen, Limonade zu machen.

Ich habe viel bessere Verwendungen für meine Zeit.

Dies ist mein letztes volles Semester an der International Culinary Academy, und die Chefköche setzen uns in diesen letzten Monaten ganz schön unter Druck. Und das aus gutem Grund. Wir wetteifern um Praktika, die unsere Karriere vorantreiben könnten, und es gibt keinen Ort, den ich mir mehr wünsche als Paris. Die Erfahrung wäre von unschätzbarem Wert und würde sich fantastisch in meinem Lebenslauf machen. Ich träume davon, als Privatköchin zu arbeiten und genug Geld zu sparen, um eine authentische französische Patisserie in meiner Heimatstadt zu eröffnen.

Es wird einige Zeit dauern, bis ich so viel Geld verdient habe - aber was lange währt, wird endlich gut.

Auf dem Weg zurück in mein Zimmer werfe ich einen kurzen Blick nach draußen und bin überrascht, dass der Schneefall stärker ist als vorhergesagt. Der Wetterfrosch hatte ausdrücklich von Schneegestöber gesprochen, nicht von einem verdammten Schneegestöber. Ich ziehe eine Grimasse, wische den Nebel von der Scheibe und beobachte die Straße, um zu sehen, wie viel sich angesammelt hat. Ich hasse es, Galoschen zu tragen, und ich verabscheue den Februar. Nach zwei langen Wintermonaten und der Vorfreude auf den Frühling, der mein Herz mit Hoffnung erfüllt, werde ich nicht nur mit dem schlimmsten Wetter konfrontiert, sondern auch überall mit Zeichen des Valentinstags bombardiert.

Ich habe mich an dieses Wetter gewöhnt. Wenn man in Vermont aufwächst, lernt man, mit dem Winter umzugehen, aber die Kälte in der Stadt und die Kälte auf dem Land sind sehr unterschiedlich. Zum einen ist der Schnee in der Stadt schmutzig, und der ununterbrochene Beton sorgt für höllische Rutschgefahr, wenn man nicht aufpasst. Zum Glück ist der Weg zum Unterricht kurz. Ramona arbeitet in der Nähe der Wall Street und die Schule ist nur ein paar Blocks von der Battery entfernt. Nach einem kurzen Aufenthalt zu exorbitanten Preisen in Uptown haben wir eine nette Wohnung in der Nähe der Schule und nur eine U-Bahn-Station von ihrem Büro entfernt gefunden.

Als ich die Schule betrete, schüttle ich meinen Mantel ab und streiche mir den nassen Hut vom Kopf. Ich schlängele mich durch die Menschenmenge, die sich um die Spinde der Schüler schart, und verstaue meine Sachen. Der heutige Unterricht sollte ein Kinderspiel sein. Wir besprechen den letzten Teil der Präsentation der Kreativplatte und die Organisation des Produkts. Das kann ich im Schlaf besprechen, und Ramona zufolge tue ich das auch oft.

Hey, Elodie! Sabrina springt aus einem Klassenzimmer und kommt zu mir in den Flur, ihr Schulbuch fest an die Brust gedrückt. Hast du das Buch für heute Abend fertig?

Ich nicke, stürme in die Klasse und nehme einen Platz ganz vorne. Sabrina folgt mir und kichert, als sie die Szene beschreibt, in der die Heldin die Kontrolle über die Situation übernimmt und sich mit dem Helden vergnügt. Ihre Zusammenfassung wird der Sache nicht gerecht. Es kommt nicht oft vor, dass sich unser Buchklub auf ein so heißes Buch einlässt, aber die Heilige Walze unserer Gruppe war letzte Woche abwesend, und das haben die Mädchen ausgenutzt.

Ich bin gestern Abend spät fertig geworden. Ich hätte das Buch nie so spät anfangen dürfen. Nachdem sich ihr tyrannischer Chef entschuldigt hatte, auf die Knie ging und sie anflehte, sie zu vernaschen, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Wie um alles in der Welt ist die Autorin nur auf diese Art von Choreografie gekommen? Der Schrank kam mir winzig vor, flüstere ich und tue so, als würde ich mir die Stirn abwischen.

Und das Ende! Herr, erbarme dich! Meinst du, der Autor schreibt aus eigener Erfahrung? fragt Sabrina, während sie in ihrem Schulbuch blättert. Sie findet ihren Platz und schiebt einen Stift gegen den Buchrücken, um ihn offen zu halten. Oder denkst du, sie ist mit einer wilden Fantasie gesegnet?

Ich schüttele den Kopf und krame in meiner Handtasche nach einem Stift. Nein, das muss echt sein. So etwas kann man sich nicht ausdenken! Ich wette, sie hat ein interessantes Leben geführt und lehnt sich jetzt zurück und schreibt über all ihre vergangenen Abenteuer, antworte ich, zu naiv, um es besser zu wissen. Ich hatte kein richtiges Date mehr, seit mein Ex-Freund Devon mich vor drei Jahren in den Thanksgiving-Ferien ins Kino eingeladen hat. Um eine Szene zu vermeiden, dachte dieser Widerling, ein volles Kino wäre der perfekte Ort, um mir zu sagen, dass er eine andere kennengelernt hat. Ich hätte es nicht so schlimm genommen, wenn wir kein Publikum gehabt hätten. Mein Herz gehörte nicht mehr mir, um es ihm zu schenken. Monatelang hatte ich eine heimliche und ziemlich demütigende Schwärmerei für seinen älteren Bruder Deacon gehegt, der zufällig über die Feiertage in der Stadt war und nur eine Reihe entfernt saß. Ich war mehr über seine Anwesenheit