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Laokoon mit Handtüchern: Anthologie
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eBook200 Seiten2 Stunden

Laokoon mit Handtüchern: Anthologie

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Über dieses E-Book

Rosa von Zehnle (Herausgeber)
„Laokoon mit Handtüchern“ Anthologie von Erstlingswerken unbekannter Autoren
Mit einem Grußwort von Waldtraut Lewin „Es geht um Befindlichkeiten. Es geht um Liebe oder verwandte Empfindungen. Und Schreiben kann befreien, kann den Weg zu sich selbst und zu anderen öffnen. Nichts kann besser sein, als etwas zu sagen; ein Stab und eine Stütze auf dem Weg.“Waldtraut LewinSechs Geschichten und ein Zusatztext von neuen und noch unbekannten Autoren werden hier präsentiert, wovon jeder auf seine Weise den Aspekt einer besonderen Art zu lieben behandelt.So unspektakulär diese Erzählungen sind, so vernichtend wären die Folgen für die Autoren persönlich, käme ihre besondere Eigenschaft ans Tageslicht.Diese Anthologie X entstand aus einem Laien-Literaturwettbewerb, welcher weltweit der bisher einzige seiner Art ist.
Inhaltsverzeichnis Vorwort des Herausgebers von Rosa von Zehnle Grußwort von Waldtraut Lewin Einleitendes vom Literaturpreisspender von Sakura
Die sechs Beiträge des Wettbewerbs: Titelgeschichte - „Laokoon mit Handtüchern“ von Lothar  - „Tarian und er Feuervogel“ - von Antbully „Yukihime - "Eine Geschichte in sechzehn Bildern“ von Bernd (Preisträger 2015)  - „Lauter verpaßte Chancen“ von Eric Duncan  - „Marilyne“ von Hugendobler  - „Studentische Praktik“ von Lothar
Beitrag außerhalb des Wettbewerbs: „Wolken über Deichvorland von Friedrichskoog“ von Sakura
Anhang: Literaturauswahl, kleine belletristische Bücherliste zur Thematik.
SpracheDeutsch
Herausgeber175er Verlag
Erscheinungsdatum17. Juni 2015
ISBN9783959539012
Laokoon mit Handtüchern: Anthologie

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    Buchvorschau

    Laokoon mit Handtüchern - Rosa von Zehnle

    Die

    sechs

    Beiträge

    des

    1. Literatur-Wettbewerbs

    2015

    Laokoon mit Handtüchern

    von Lothar

    Ein Mecklenburgischer See der kleineren Sorte, etwa eineinhalb Kilometer außerhalb des nächstgelegenen Ortes, Zufahrt über Feldweg, mit Auto geradeso, mit Fahrrad komfortabel. Mitte August, die Ferien vorbei, das Wetter noch schön, ein wenig durchwachsen, nicht mehr so heiß. Beim Schwimmen durchzieht, besonders knapp über der Wasseroberfläche, ein bitterer Hauch die Nase, wahrscheinlich vom Kalmus stammend, der zusammen mit Schilf und anderen Wasserpflanzen in breitem Streifen das Ufer säumt. Ufernahe Baumreihen und Büsche stelzen ihre Wurzeln zur Hälfte nach Art der Mangroven ins Wasser, wohin sie sich neigen und beinahe hinein zu stürzen drohen, wären da nicht die anderen Wurzeln im Erdreich des Uferhanges. Dazu Wasservögel und der Beginn eines grandiosen Sonnenunterganges, der die Schäfchenwolken mit seinen Strahlen am Himmel ordnend verteilt, die gesamte Palette jenes Ambientes also, welches von Kitschmalern und Heimatkalenderfotografen mit konstantem Fleiß zur Zweidimensionalität von Papier oder Leinwand verdammt wird, umrahmt unsere einsame Nacktheit.

    Wie jeder der Seen verfügt auch dieser über einen Uferabschnitt von etwa fünf bis fünfzig Metern, der, frei vom Randbewuchs, über flach ins Wasser hineinführenden Grund aus feinem, fußfreundlichen und sauberen Sand verfügt und das Herz des Badelustigen höher schlagen läßt. Je nach verbleibendem Stand der Sonne findet man auf der angrenzenden Wiese helle oder schattige Flecken, an denen nach erfrischendem Bad der Konsum von Literatur zum Höhepunkt einer Symbiose von Kultur und Natur geraten kann.

    Klappergeräusche von Fahrrädern und Gesprächsgemurmel nähern sich aus Richtung des nahen Dorfes und lassen mich und meine Frau von unserer Lektüre aufsehen. Ein Vater mit zwei Jungen, geschätzte Elf und Dreizehn, biegen vom Feldweg auf die an die Badestelle grenzende Wiese ein und bereiten unserer unbekleideten Zweisamkeit ein teilweise bekleidetes Ende, genauer gesagt, der Vater entkleidete sich vollkommen, während die beiden Jungs in ihren heute zu aller Ästheten Leid üblichen fast knielangen Doppelpettikoats, offiziell Boardies genannt, ins Wasser stiegen. Boardies heißen diese Dinger, weil sie sich als Accessoire der (Waterboard) Surfer ihren Namen gemacht haben. Die klangliche Nähe zu einer einschlägig bekannten Foltermethode läßt Ungutes assoziieren.

    Das Bedürfnis, sich als zur Szene der Surfer dazugehörig zu zeigen, hat also auch bei den Jüngeren diese Boardies als Mode eingeführt, etwa so, als würden Kinder in Formel-1-Piloten-Anzügen inklusive Helm auf einem Boulevard flanieren. Welchen Anteil dabei jugendliche Eitelkeit und welchen die Begehrlichkeiten der Badetextilienindustrie an diesem Vorgang hatte, vermag ich nicht zu entscheiden, vermute aber eine Wechselwirkung. Vorausgesetzt, Mode entwickele sich geradlinig, muß ich befürchten, die Jugend werde sich binnen zehn Jahren am Badestrand mit daunengefüllten Skihosen präsentieren. So tut eben jeder Seins gegen den Treibhauseffekt.

    Was diese Buchsen, neulich hörte ich dafür auch den schönen Namen Burka-Shorts, allerdings nicht verdeckten, ließ kindlich-männliche Schönheit antiker Norm erahnen. An solcherlei Perversion amerikanisch-deutscheinheitlicher Manie(r) inzwischen gewohnt, widmeten wir uns wieder unseren Büchern, ungestört für etwa zwanzig Minuten. Nach denen hatte sich der Badespaß der Drei langsam erschöpft, die Schwimmleistungen gipfelten in einem Wettschwimmen zum Ufer. Was danach stattfand, kann man nur als „dramatische Komödie mit glimpflichem Ausgang oder wie ich neulich in einer Programmzeitschrift den Begriff „Dramödie las, bezeichnen. „Dramolett" wäre ebenfalls angemessen.

    Nach dem üblichen, das Schütteln der Hunde nur unvollkommen nachahmenden und nur langsam zur Ruhe kommenden Gezappel, beginnt man, die Handtücher ihren eigentlichen Zweck erfüllen zu lassen. Man hätte zwar schlicht sagen können, ‚man begann sich abzutrocknen’, aber eine so gespreizte Ausdrucksweise symbolisiert doch adäquat die umständliche Art, wie Kinder sich heute umzuziehen pflegen, nicht einmal dem Vater kann man den Vorwurf machen, denn der geht ja mit Normalität als Vorbild voran.

    Während er sich also mit ganz normaler Genüßlichkeit abrubbelt und eine Runde um das in der Badesaison als Liegewiese benutze Wiesenstück rennt, versuchen die Jungen, ihre heute allerorten so hoch im Kurs stehende Schamhaftigkeit zu demonstrieren, indem sie sich, mit den zu engsten Umkleidekabinen zweckentfremdeten Handtüchern umwickelt, keusch ihrer triefenden, überdimensionierten Badehosen entledigen und beginnen, die noch nassen Hautpartien halbwegs unverkrampft trocken zu reiben. Mir gehen vergleichbare Szenen aus den Bädern der fünfziger Jahre durch den Kopf, als noch überkommene, christlich scheinen wollende Feindseligkeiten gegenüber jeglicher Körperlichkeit das gesellschaftliche Miteinander trübte. Inzwischen ist der Vater zurück, er zieht sich an, schaut auf die Uhr und meint, die Mutter werde vermutlich bald mit dem Abendessen warten.

    Spontane Einsicht läßt die Jungen den Umziehvorgang in allen Ehren, jedoch etwas beschleunigt fortsetzen und zur Vollendung bringen. Unter Vollendung wird wohl im allgemeinen für diesen Fall der Erfolg angesehen, wenn es einem gelingt, unter fleißigen Verrenkungen wie bei einem schlecht eingeübten Zaubertrick nasse Hosen gegen trokkene auszutauschen, ohne daß ein Betrachter der Landschaft, der ganz zufällig, wie nach einem Loriotschen kaputten Fernseher blickend, den Vorgang beobachtet, auch nur einen Quadratzentimeter mehr als ein Handtuch eben zuließ, zu sehen bekäme. Man hatte die wasserschweren Boardies bereits ausgewrungen und beiseite geworfen, war also unter den provisorisch um die Hüften geklemmten Badetüchern, hm, wie soll man diesen Zustand wohl angemessen umschreiben, sozusagen, gewissermaßen eigentlich müßte man es, theoretisch wenigstens, besonders wenn man sich das Provisorische der umgeschlungenen Badetücher bewußt vor Augen führt, als irgendwie, ja schon, nackt bezeichnen.

    Es gilt also in dem einen Falle eine Turnhose, im anderen einen Schlüpfer unter das Provisorium zu fummeln, was bei noch etwas feuchten Oberschenkeln und Gesäßbacken nicht immer ganz einfach ist. So kommt es, wie es zuweilen passiert, wenn man entnervt den Schlüpfer über das Badetuch zieht, daß sein Gummi beim Herausziehen des Tuches unbemerkt dessen Volumen und der an den unvermeidbaren Falten entstehenden Reibung nicht standhält. Offensichtlich steht der sich beschlüpfern wollende Junge nicht besonders geschickt, so daß ihm unversehens dieses Accessoire seiner Schamhaftigkeit, haltlos wegen des zerrissenen Gummis, wieder bis auf die Knöchel herab fällt. Da steht er nun nackt, bis auf das seiner Funktion beraubten Wäschestückes auf den Füßen. Es muß befremdlich wirken, wenn einerseits Erwachsene und noch Ältere souverän ihre Blöße samt dem Stempel ihrer voraussichtlichen Mindesthaltbarkeit unbedeckt auch wertendem Auge preisgeben, während Kinder, dagegen noch unberührt von den Häßlichkeiten beginnenden Alterns, ihren Körper dermaßen penibel und verbissen verborgen halten, als wollten sie glauben machen, daß die bedeckten Partien durch monströse Häßlichkeit das Auge eines Betrachters beleidigen könnte. Oder ist das etwa jenes Bedürfnis, welches einen Maler antreibt, ein noch nicht ganz vollendetes Bildnis zu verhängen, um es vor den Blicken Unbefugter zu verbergen? Kommt daher der Ausdruck Verhängnis, wenn der Maler gar nicht bemerkt, daß sein geplanter letzter Pinselstrich das Bild gar nicht mehr vervollkommnet sondern nur noch verdirbt?

    Das ging mir wie so häufig in ähnlicher Situation durch den Kopf, denn gerade auf dem Gebiet der neuen Bundesländer, der ehemaligen DDR, war man doch schon vor gut zwanzig Jahren bereits so weit, daß sich textile Badekultur und natürlicher Umgang mit Nacktheit wenigstens halbwegs die Waage hielten. Befragte doch sogar der MDR im August 2011 im Figaroforum in einem frühnachmittäglichen Donnerstagsprogramm seine Radiohörer und bat um Erklärung des Unerklärbaren: nämlich des Phänomens, daß dort, wo sich noch neunundachtzig überall die Nacktheit tummelte, heute Schaufenster für Badetextilien installiert sind. Die bessere Versorgung mit Lebensmitteln würde ich nur ungern dafür verantwortlich machen wollen, denn Übergewicht gab es auch in der DDR, in der die Frage ob Badeklamotten, ja oder nein, souverän selbst zu beantworten eine der wenigen Freiheiten war, die man glaubte, ohne das Herrschaftssystem zu gefährden, dem Volke gönnen zu dürfen. Warum gerade heute die Schamhaftigkeit nie da gewesene Triumphe feiert, ist wohl am ehesten mit einer Dialektik zu erklären, die auf der anderen Seite vor allem jene Literatur größte Verbreitung finden, gar zu Bestsellern werden läßt, welche sämtliche Feuchtgebiete und Prügelszenen dieser Welt vor dem erigierenden Leser ausbreitet.

    Währenddessen packt den entschlüpferten Jungen über die Undiszipliniertheit der Materie ein redlicher Zorn, indem er, seine Nacktheit völlig vergessend, den rechten Fuß aus dem rechten Beinloch des Schlüpfers zieht und diesen zwar mit elegantem Schwung des linken Fußes, offenbar aber nicht sonderlich planvoll auf die Kette seines Fahrrades befördert. Das Handtuch schleudert er auf den Rasen, trampelt darauf herum, während er es voller Undank mit dem kulturlosen Schimpfwort „Scheißhandtuch" bedenkt, es wieder packt und um sich wirbelt, bis es eine den Gesetzen der Ballistik folgende Flugbahn antritt, welche am Kopf des Vaters ein jähes Ende und zielstrebig seine beinah reglos hängende Ruhe findet. Die Turnhose des erstgenannten Falles hat es noch nicht bis über die Knie geschafft, aber die Lachmuskulatur des dazugehörigen Jungen sorgt für ein Ende der Klemmwirkung seines Badetuches, so daß jetzt beide, im Gegensatz zu ihrem Vater, ohne dastehen.

    Der Vergleich dieser Drei mit der Laokoon-Gruppe liegt nicht nur formal, auf Grund der personell nahezu gleichen Konstellation – Vater und zwei Söhne – nahe, sondern weil nicht mit Sicherheit entschieden scheint, wer von beiden – die Handtücher, respektive Schlangen oder der Mensch – den Sieg davontragen wird.

    Das Lachen der Drei zu gleicher Zeit und über den gleichen Grund nährt in mir die Hoffnung, die Jungs hätten eine reelle Chance, demnächst aus ihrer fremdbestimmten Verklemmung zu finden.

    Tarian und der Feuervogel

    von Antbully

    Auf dem Weg durch das Dorf fragte Tarian die anderen, ob sie Drolf gesehen hätten.

    „Ich glaube, der ist Fischen gegangen.", meinte Balra, ein junges, sehr hübsches Mädchen das seit zwei Jahren in einer Triade lebte (zusammen mit einem anderen Mädchen und einem Mann).

    Natürlich ist er am See Fischen, wo sollte er denn sonst sein?! dachte Tarian und schüttelte den Kopf wegen seiner Unbedachtheit. Ein schöner Freund war er, daß er sich nicht denken konnte, was sein bester Freund gerade machen würde.

    Er lief den Pfad entlang auf den Dschungel zu und dachte die ganze Zeit darüber nach, wie er sich wohl mit Drolf wieder vertragen könnte. Gut, einen so richtig festen Streit hatten sie nicht, aber Drolf war verletzt, beleidigt wegen dem, was Tarian ihm da gezeigt hatte. Und er hatte wenig Verständnis aufgebracht. Vielleicht sollte er sich erst mal entschuldigen

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