Gedichte
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Joseph von Eichendorff
Joseph von Eichendorff (1788-1857) war einer der bedeutendsten Dichter und Schriftsteller der Romantik. Sein Jurastudium führte ihn von Halle nach Heidelberg, von dort nach Berlin und schließlich nach Wien. Von 1813 bis 1815 nahm von Eichendorff auf preußischer Seite an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teil, im Jahr 1816 trat er in den Staatsdienst ein. Seit 1844 befand er sich gesundheitsbedingt im Ruhestand und betätigte sich als Schriftsteller und Publizist.
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Buchvorschau
Gedichte - Joseph von Eichendorff
Joseph von Eichendorff
Gedichte
e-artnow, 2021
Kontakt: [email protected]
EAN 4066338128492
Inhaltsverzeichnis
Abend
Abendlich schon rauscht der Wald
Abendlandschaft
Abendständchen
Abschied
Abschied II
Abschied III
Adler
Allgemeines Wandern
Am Strom
An den heiligen Joseph
An der Grenze
An die Dichter
An die Entfernte
An die Entfernte II
An die Freunde
An die Lützowschen Jäger
An die Meisten
An die Tiroler
An die Waldvögel
An eine Tänzerin
An einen Offizier, der als Bräutigam starb
An Jegor von Sivers
An Luise
An meinem Geburtstage
An meinen Bruder
An Philipp
An...
Andre haben andre Schwingen
Angedenken
Anklänge
Appell
Auf dem Rhein
Auf dem Schwedenberge
Auf der Feldwacht
Auf einer Burg
Auf meines Kindes Tod
Auf meines Kindes Tod (II)
Auf meines Kindes Tod (III)
Auf meines Kindes Tod (IV)
Auf meines Kindes Tod (V)
Auf meines Kindes Tod (VI)
Auf offener See
Aufbruch
Aufgebot
Aus schweren Träumen
Aussicht
Begegnung
Bei einer Linde
Bei Halle
Beim Erwachen
Blanka
Blumen und Liebe
Dank
Das Alter
Das Bilderbuch
Das Flügelroß
Das Gebet
Das kalte Liebchen
Das Kind ruht aus vom Spielen
Das kranke Kind
Das Mädchen
Das Ständchen
Das Waldfräulein
Das Zaubernetz
Das zerbrochene Ringlein
Dein Bildnis wunderselig
Der Abend
Der alte Garten
Der armen Schönheit Lebenslauf
Der Blick
Der Bote
Der brave Schiffer
Der Bräutigam
Der Dichter
Der Dichter (II)
Der Dichter (III)
Der Dichter (IV)
Der Dichter (V)
Der Dichter (VI)
Der Dichter (VII)
Der Einsiedler
Der Freiwerber
Der Freund
Der Friedensbote
Der frohe Wandersmann
Der Fromme
Der Gefangene
Der Geist
Der Glückliche
Der Glücksritter
Der Gärtner
Der Götter Irrfahrt
Der Hochzeitstanz
Der himmlische Maler
Der irre Spielmann
Der Isegrimm
Der junge Ehemann
Der Jäger
Der Jäger Abschied
Der Kadett
Der Kehraus
Der Knabe
Der Kranke
Der Kranke (II)
Der Kühne
Der Kämpe
Der Lenz mit Klang und roten Blumenmunden...
Der letzte Gruß
Der Liedsprecher
Der Liedsprecher (II)
Der Morgen
Der Nachtvogel
Der neue Rattenfänger
Der Pilger
Der Pilot
Der Poet
Der Polack
Der Reitersmann
Der Riese
Der Schalk
Der Schatzgräber
Der Schiffer
Der Schnee
Der Schreckenberger
Der Soldat
Der Soldat (II)
Der stille Freier
Der stille Grund
Der Sänger
Der Sänger II
Der Tanzmeister
Der Tiroler Nachtwache
Der traurige Jäger
Der Umkehrende
Der Unbekannte
Der Unverbesserliche
Der verirrte Jäger
Der verliebte Reisende
Der verspätete Wanderer
Der verzweifelte Liebhaber
Der Vögel Abschied
Der Wachtturm
Der wandernde Musikant
Der wandernde Student
Der Wegelagerer
Der Winzer
Der Wächter
Der zaubrische Spielmann
Deutschlands künftiger Retter
Dichterfrühling
Dichterglück
Dichterlos
Die Altliberalen
Die Altliberalen II
Die Altliberalen III
Die Altliberalen IV
Die Altliberalen V
Die Altliberalen VI
Die Altliberalen VII
Die Altliberalen VIII
Die Altliberalen IX
Die Braut
Die Brautfahrt
Die deutsche Jungfrau
Die Einsame
Die Einsame II
Die Einsame III
Die Einsame IV
Die ernsthafte Fastnacht
Die falsche Schwester
Die Flucht der Heiligen Familie
Die Freunde
Die Freunde II
Die Freunde III
Die Freunde IV
Die Freunde V
Die Freunde VI
Die Freunde VII
Die Geniale
Die heilige Mutter
Die Heimat
Die Hochzeitsnacht
Die Hochzeitsänger
Die Jungfrau und der Ritter
Die Jäger
Die Kleine
Die Lerche
Die Mahnung
Die Musikantin
Die Nacht
Die Nachtblume
Die Nachtigallen
Die Nonne und der Ritter
Die Riesen
Die Räuberbrüder
Die Saale
Die Schärpe
Die Sperlinge
Die Spielleute
Die späte Hochzeit
Die Stille
Die stille Gemeinde
Die Stolze
Die Studenten
Die verlorene Braut
Die weinende Braut
Die Werber
Die wunderliche Prinzessin
Die Zauberin im Walde
Die Zeit geht schnell
Die Zigeunerin
Die zwei Gesellen
Donna Alda
Donna Urraca
Dort in moosumrankten Klüften
Dryander mit der Komödiantenbande
Durandartes Abschied
Durandartes Tod
Durch!
Durch! (II)
Durcheinander
Ein alt Gemach voll sinnger Seltsamkeiten
Ein Auswanderer
Ein Fink saß schlank
Einem Paten zu seinem ersten Geburtstage
Eldorado
Elfe
Entgegnung
Entschluß
Erinnerung
Erwartung
Es qualmt der eitle Markt in Staub und Schwüle
Es wandelt...
Es weiß und rät es doch keiner
Fata Morgana
Frau Venus
Frisch auf!
Frische Fahrt
Frühe
Frühling
Frühlingsdämmerung
Frühlingsgruß
Frühlingsklage
Frühlingsmarsch
Frühlingsnacht
Frühlingsnetz
Für die Kleinen einer Waisenanstalt
Gebet
Gedenk
Gewalt‘ges Morgenrot
Gleichheit
Glück
Glück auf
Glückliche Fahrt
Glückwunsch
Gottes Segen
Gruß an die Eintracht
Gute Nacht
Guter Rat
Götterdämmerung
Götterdämmerung II
Heimkehr
Heimweh
Heimweh II
Herbst
Herbstklage
Herbstliedchen
Herbstweh
Herkules‘ Haus
Hermanns Enkel
Hippogryph
Ich kann wohl manchmal singen
Im Abendrot
Im Alter
Im Herbst
Im Walde
In C.S. ... Stammbuch
In Danzig
In das Stammbuch der M.H.
In der Fremde
In der Fremde II
In der Nacht
In E...s Stammbuch
Intermezzo
Intermezzo II
Intermezzo III
Intermezzo IV
Jagdlied
Jagdlied II
Jahrmarkt
Jeder meint, die Schönste wär sein Lieb
Jugendandacht
Jugendandacht II
Jugendandacht III
Jugendandacht IV
Jugendandacht V
Jugendandacht VI
Jugendandacht VII
Jugendandacht VIII
Jugendandacht IX
Jugendsehnen
Julian
Julian II
Julian III
Julian IV
Julian V
Julian VI
Julian VII
Julian VIII
Julian IX
Julian X
Julian XI
Julian XII
Julian XIII
Julian XIV
Julian XV
Julian XVI
Julian XVII
Jäger und Jägerin
Jägerkatechismus
Kirchenlied
Klage
Klage II
Klang um Klang
Koda
Komm, Trost der Welt, du stille Nacht
Kriegslied
Kurze Fahrt
Lass das Trauern
Leid und Lust
Letzte Heimkehr
Libertas Klage
Liebe in der Fremde
Liebe, wunderschönes Leben
Lieber alles
Lied des Armen
Lieder
Liedesmut
Lockung
Lorelei
Lustige Musikanten
Läuten kaum die Maienglocken
Mahnung
Mahnung II
Mandelkerngedicht
Marienlied
Mariä Sehnsucht
Meeresstille
Memento
Memento mori
Mittag
Mittagsruh
Moderne Ritterschaft
Mondnacht
Morgendämmerung
Morgengebet
Morgenlied
Morgenlied (II)
Morgenständchen
Mädchenseele
Möcht wissen, was sie schlagen
Nachklänge
Nachruf
Nachruf an meinen Bruder
Nacht
Nachtfeier
Nachtgebet
Nachtgruß
Nachtigall
Nachtlied
Nachts
Nachts II
Nachtwanderer
Nachtzauber
Neue Liebe
Oh wunderbares, tiefes Schweigen
Ostern
Parole
Prinz Rokoko
Ratskollegium
Reiselied
Rettung
Rückblick
Rückkehr
Rückkehr II
Schiffergruß
Schifferspruch
Schlimme Wahl
Schläft ein Lied in allen Dingen
Schneeglöckchen
Schöne Fremde
Seemanns Abschied
Sehnsucht
Seliges Vergessen
So oder so
Soldatenlied
Sommerschwüle
Sommerschwüle II
Sonette
Sonntag
Sonntag II
Sonst
Spaziergang
Spruch
Sprüche
Steckbrief
Sterbeglocken
Still in Luft
Stimmen der Nacht
Stimmen der Nacht II
Symmetrie
Sängerfahrt
Sängerglück
Tafellieder: Damen-Liedertafel in Danzig
Tafellieder II: Trinken und Singen
Tafellieder III: Zum Abschied
Tafellieder IV: Berliner Tafel
Tafellieder V: Die Haimonskinder
Tafellieder VI: Der alte Held
Tafellieder VII: Toast
Terzett
Todeslust
Trauriger Frühling
Trauriger Winter
Trennung
Treue
Treue II
Treue III
Trost
Trost II
Trost III
Turteltaube und Nachtigall
Tusch
Täuschung
Umkehr
Unmut
Valet
Vergebner Ärger
Verloren
Verlorene Liebe
Verschwiegene Liebe
Vesper
Viele Boten gehn und gingen
Vom Berge
Vom heiligen Eremiten Wilhelm
Vom Strande
Von Engeln und von Bengeln
Vor der Stadt
Vorbei
Vorwärts
Wacht auf!
Waffenstillstand der Nacht
Wahl
Waldgespräch
Waldmädchen
Wanderlied der Prager Studenten
Wandernder Dichter
Wandersprüche
Wann der Hahn kräht
Warnung
Wechsel
Wegweiser
Weh Valencia!
Wehmut
Wehmut II
Wehmut III
Wehmut IV
Weihnachten
Weltlauf
Wenn zwei geschieden sind von Herz und Munde
Werktag
Wetterleuchten
Winter
Winter II
Winternacht
Wo noch kein Wandrer gegangen
Wohin ich geh’ und schaue
Wunder über Wunder
Wünschelrute
Übermut
Zauberblick
Zeichen
Zorn
Zum Abschied
Zum Abschied an J. und R.
Zum Abschied meiner Tochter
Zum Abschiede. Im Jahre 1813
Zur Hochzeit
Zweifel
Zwielicht
Abend
Inhaltsverzeichnis
Gestürzt sind die goldnen Brücken
Und unten und oben so still!
Es will mir nichts mehr glücken,
Ich weiß nicht mehr, was ich will.
Von üppig blühenden Schmerzen
Rauscht eine Wildnis im Grund,
Da spielt wie in wahnsinnigen Scherzen
Das Herz an dem schwindligen Schlund. –
Die Felsen möchte ich packen
Vor Zorn und Wehe und Lust,
Und unter den brechenden Zacken
Begraben die wilde Brust.
Da kommt der Frühling gegangen,
Wie ein Spielmann aus alter Zeit,
Und singt von uraltem Verlangen
So treu durch die Einsamkeit.
Und über mir Lerchenlieder
Und unter mir Blumen bunt,
So werf ich im Grase mich nieder
Und weine aus Herzensgrund.
Da fühl ich ein tiefes Entzücken,
Nun weiß ich wohl, was ich will,
Es bauen sich andere Brücken,
Das Herz wird auf einmal still.
Der Abend streut rosige Flocken,
Verhüllet die Erde nun ganz,
Und durch des Schlummernden Locken
Ziehn Sterne den heiligen Kranz.
Abendlich schon rauscht der Wald
Inhaltsverzeichnis
Abendlich schon rauscht der Wald
Aus den tiefsten Gründen,
Droben wird der Herr nun bald
An die Sternlein zünden.
Wie so stille in den Schlünden,
Abendlich nur rauscht der Wald.
Alles geht zu seiner Ruh.
Wald und Welt versausen,
Schauernd hört der Wandrer zu,
Sehnt sich recht nach Hause.
Hier in Waldes stiller Klause,
Herz, geh endlich auch zur Ruh.
Abendlandschaft
Inhaltsverzeichnis
Der Hirt bläst seine Weise,
Von fern ein Schuß noch fällt,
Die Wälder rauschen leise
Und Ströme tief im Feld.
Nur hinter jenem Hügel
Noch spielt der Abendschein –
O hätt’ ich, hätt’ ich Flügel,
Zu fliegen da hinein!
Abendständchen
Inhaltsverzeichnis
Schlafe Liebchen, weils auf Erden
Nun so still und seltsam wird!
Oben gehn die goldnen Herden,
Für uns alle wacht der Hirt.
In der Ferne ziehn Gewitter;
Einsam auf dem Schifflein schwank,
Greif ich draußen in die Zither,
Weil mir gar so schwül und bang.
Schlingend sich an Bäum und Zweigen,
In dein stilles Kämmerlein
Wie auf goldnen Leitern steigen
Diese Töne aus und ein.
Und ein wunderschöner Knabe
Schifft hoch über Tal und Kluft,
Rührt mit seinem goldnen Stabe
Säuselnd in der lauen Luft.
Und in wunderbaren Weisen
Singt er ein uraltes Lied,
Das in linden Zauberkreisen
Hinter seinem Schifflein zieht.
Ach, den süßen Klang verführet
Weit der buhlerische Wind,
Und durch Schloß und Wand ihn spüret
Träumend jedes schöne Kind.
Abschied
Inhaltsverzeichnis
O Täler weit, o Höhen,
O schöner, grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen
Andächtger Aufenthalt!
Da draußen, stets betrogen,
Saust die geschäftge Welt,
Schlag noch einmal die Bogen
Um mich, du grünes Zelt!
Wenn es beginnt zu tagen,
Die Erde dampft und blinkt,
Die Vögel lustig schlagen,
Daß dir dein Herz erklingt:
Da mag vergehn, verwehen
Das trübe Erdenleid,
Da sollst du auferstehen
In junger Herrlichkeit!
Da steht im Wald geschrieben
Ein stilles, ernstes Wort
Von rechtem Tun und Lieben,
Und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
Die Worte, schlicht und wahr,
Und durch mein ganzes Wesen
Wards unaussprechlich klar.
Bald werd ich dich verlassen,
Fremd in der Fremde gehn,
Auf buntbewegten Gassen
Des Lebens Schauspiel sehn;
Und mitten in dem Leben
Wird deines Ernsts Gewalt
Mich Einsamen erheben,
So wird mein Herz nicht alt.
Abschied II
Inhaltsverzeichnis
Laß, Leben, nicht so wild die Locken wehen!
Es will so rascher Ritt mir nicht mehr glücken,
Hoch überm Land von diamantnen Brücken:
Mir schwindelt, in den Glanz hinabzusehen.
»Vom Rosse spielend meine Blicke gehen
Nach Jüngern Augen, die mein Herz berücken,
Horch, wie der Frühling aufjauchzt vor Entzücken,
Kannst du nicht mit hinab, laß ich dich stehen.«
Kaum noch herzinnig mein, wendst du dich wieder,
Ist das der Lohn für deine treusten Söhne?
Dein trunkner Blick, fast möcht er mich erschrecken.
»Wer sagt' dir, daß ich treu, weil ich so schöne?
Leb wohl, und streckst du müde einst die Glieder,
Will ich mit Blumen dir den Rasen decken.«
Abschied III
Inhaltsverzeichnis
Abendlich schon rauscht der Wald
Aus den tiefen Gründen,
Droben wird der Herr nun bald
An die Sterne zünden,
Wie so stille in den Schlünden,
Abendlich nur rauscht der Wald.
Alles geht zu seiner Ruh,
Wald und Welt versausen,
Schauernd hört der Wandrer zu,
Sehnt sich recht nach Hause,
Hier in Waldes grüner Klause
Herz, geh endlich auch zur Ruh!
Adler
Inhaltsverzeichnis
Steig nur, Sonne,
Auf die Höhn!
Schauer wehn,
Und die Erde bebt vor Wonne.
Kühn nach oben
Greift aus Nacht
Waldespracht,
Noch von Träumen kühl durchwoben.
Und vom hohen
Felsaltar
Stürzt der Aar
Und versinkt in Morgenlohen.
Frischer Morgen!
Frisches Herz,
Himmelwärts!
Laß den Schlaf nun, laß die Sorgen!
Allgemeines Wandern
Inhaltsverzeichnis
Vom Grund bis zu den Gipfeln,
Soweit man sehen kann,
Jetzt blühts in allen Wipfeln,
Nun geht das Wandern an:
Die Quellen von den Klüften,
Die Ström auf grünem Plan,
Die Lerchen hoch in Lüften,
Der Dichter frisch voran.
Und die im Tal verderben
In trüber Sorgen Haft,
Er möcht sie alle werben
Zu dieser Wanderschaft.
Und von den Bergen nieder
Erschallt sein Lied ins Tal,
Und die zerstreuten Brüder
Faßt Heimweh allzumal.
Da wird die Welt so munter
Und nimmt die Reiseschuh,
Sein Liebchen mitten drunter
Die nickt ihm heimlich zu.
Und über Felsenwände
Und auf dem grünen Plan
Das wirrt und jauchzt ohn Ende –
Nun geht das Wandern an!
Am Strom
Inhaltsverzeichnis
Der Fluß glitt einsam hin und rauschte,
Wie sonst, noch immer, immerfort,
Ich stand am Strand gelehnt und lauschte,
Ach, was ich liebt, war lange fort!
Kein Laut, kein Windeshauch, kein Singen
Ging durch den weiten Mittag schwül,
Verträumt die stillen Weiden hingen
Hinab bis in die Wellen kühl.
Die waren alle wie Sirenen
Mit feuchtem, langem, grünem Haar,
Und von der alten Zeit voll Sehnen
Sie sangen leis und wunderbar.
Sing Weide, singe, grüne Weide!
Wie Stimmen aus der Liebsten Grab
Zieht mich dein heimlich Lied voll Leide
Zum Strom von Wehmut mit hinab.
An den heiligen Joseph
Inhaltsverzeichnis
Wenn trübe Schleier alles grau umweben,
Zur bleichen Ferne wird das ganze Leben,
Will Heimat oft sich tröstend zeigen;
Aus Morgenrot die goldnen Höhen steigen,
Und aus dem stillen, wundervollen Duft
Eine wohlbekannte Stimm hinüberruft.
Du warst ja auch einmal hier unten,
Hast ew'ger Treue Schmerz empfunden;
Längst war Maria fortgezogen,
Wie einsam rauschten rings die dunklen Wogen!
Da breitet oben sie die Arme aus:
Komm, treuer Pilger, endlich auch nach Haus!
Seitdem ist wohl viel anders worden,
Treulieb auf Erden ist ausgestorben.
Wem könnt ich's, außer dir, wohl klagen,
Wie oft in kummervollen Tagen
Mein ganzes Herz hier hofft und bangt,
Und nach der Heimat immer fort verlangt!
An der Grenze
Inhaltsverzeichnis
Die treuen Berg stehn auf der Wacht:
»Wer streicht bei stiller Morgenzeit
Da aus der Fremde durch die Heid?« –
Ich aber mir die Berg betracht
Und lach in mich vor großer Lust,
Und rufe recht aus frischer Brust
Parol und Feldgeschrei sogleich:
Vivat Östreich!
Da kennt mich erst die ganze Rund,
Nun grüßen Bach und Vöglein zart
Und Wälder rings nach Landesart,
Die Donau blitzt aus tiefem Grund,
Der Stephansturm auch ganz von fern
Guckt übern Berg und säh mich gern,
Und ist ers nicht, so kommt er doch gleich,
Vivat Östreich!
An die Dichter
Inhaltsverzeichnis
Wo treues Wollen, redlich Streben
Und rechten Sinn der Rechte spürt,
Das muß die Seele ihm erheben,
Das hat mich jedesmal gerührt.
Das Reich des Glaubens ist geendet,
Zerstört die alte Herrlichkeit,
Die Schönheit weinend abgewendet,
So gnadenlos ist unsre Zeit.
O Einfalt gut in frommen Herzen,
Du züchtig schöne Gottesbraut!
Dich schlugen sie mit frechen Scherzen,
Weil dir vor ihrer Klugheit graut.
Wo findst du nun ein Haus, vertrieben,
Wo man dir deine Wunder läßt,
Das treue Tun, das schöne Lieben,
Des Lebens fromm vergnüglich Fest?
Wo findest du den alten Garten,
Dein Spielzeug, wunderbares Kind,
Der Sterne heilge Redensarten,
Das Morgenrot, den frischen Wind?
Wie hat die Sonne schön geschienen!
Nun ist so alt und schwach die Zeit;
Wie stehst so jung du unter ihnen,
Wie wird mein Herz mir stark und weit!
Der Dichter kann nicht mit verarmen;
Wenn alles um ihn her zerfällt,
Hebt ihn ein göttliches Erbarmen –
Der Dichter ist das Herz der Welt.
Den blöden Willen aller Wesen,
Im Irdischen des Herren Spur,
Soll er durch Liebeskraft erlösen,
Der schöne Liebling der Natur.
Drum hat ihm Gott das Wort gegeben,
Das kühn das Dunkelste benennt,
Den frommen Ernst im reichen Leben,
Die Freudigkeit, die keiner kennt,
Da soll er singen frei auf Erden,
In Lust und Not auf Gott vertraun,
Daß aller Herzen freier werden,
Eratmend in die Klänge schaun.
Der Ehre sei er recht zum Horte,
Der Schande leucht er ins Gesicht!
Viel Wunderkraft ist in dem Worte,
Das hell aus reinem Herzen bricht.
Vor Eitelkeit soll er vor allen
Streng hüten sein unschuldges Herz,
Im Falschen nimmer sich gefallen,
Um eitel Witz und blanken Scherz.
Oh, laßt unedle Mühe fahren,
O klingelt, gleißt und spielet nicht
Mit Licht und Gnad, so ihr erfahren,
Zur Sünde macht ihr das Gedicht!
Den lieben Gott laß in dir walten,
Aus frischer Brust nur treulich sing!
Was wahr in dir, wird sich gestalten,
Das andre ist erbärmlich Ding. –
Den Morgen seh ich ferne scheinen,
Die Ströme ziehn im grünen Grund,
Mir ist so wohl! – Die's ehrlich meinen,
Die grüß ich all aus Herzensgrund!
An die Entfernte
Inhaltsverzeichnis
Denk ich, du Stille, an dein ruhig Walten,
An jenes letzten Abends rote Kühle,
Wo ich die teure Hand noch durfte halten:
Steh ich oft sinnend stille im Gewühle,
Und, wie den Schweizer heim'sche Alphornslieder
Auf fremden Bergen, fern den Freunden allen,
Oft unverhofft befallen,
Kommt tiefe Sehnsucht plötzlich auf mich nieder.
Ich hab es oft in deiner Brust gelesen:
Nie hast du recht mich in mir selbst gefunden,
Fremd blieb, zu keck und treibend dir mein Wesen,
Und so bin ich im Strome dir verschwunden.
O nenn drum nicht die schöne Jugend wilde,
Die mit dem Leben und mit seinen Schmerzen
Mag unbekümmert scherzen,
Weil sie die Brust reich fühlt und ernst und milde!
Getrennt ist längst schon unsres Lebens Reise,
Es trieb mein Herz durch licht' und dunkle Stunden.
Dem festern Blick erweitern sich die Kreise,
In Duft ist jenes erste Reich verschwunden –
Doch, wie die Pfade einsam sich verwildern,
Was ich seitdem, von Lust und Leid bezwungen,
Geliebt, geirrt, gesungen:
Ich knie vor dir in all den tausend Bildern.
An die Entfernte II
Inhaltsverzeichnis
Als noch Lieb mit mir im Bunde,
Hatt ich Ruhe keine Stunde;
Wenn im Schloß noch alle schliefen,
War's, als ob süß' Stimmen riefen,
Tönend bis zum Herzensgrunde:
»Auf! schon goldne Strahlen dringen,
Heiter funkeln Wald und Garten,
Neu erquickt die Vögel singen,
Läßt du so dein Liebchen warten?«
Und vom Lager mußt ich springen.
Doch kein Licht noch sah ich grauen,
Draußen durch die nächtlich lauen
Räume nur die Wolken flogen,
Daß die Seele, mitgezogen,
Gern versank im tiefen Schauen –
Unten dann die weite Runde,
Schlösser glänzend fern erhoben,
Nachtigallen aus dem Grunde,
Alles wie im Traum verwoben,
Miteinander still im Bunde.
Wach blieb ich am Fenster stehen,
Kühler schon die Lüfte wehen,
Rot schon rings des Himmels Säume,
Regten frischer sich die Bäume,
Stimmen hört ich fernab gehen:
Und durch Türen, öde Bogen,
Zürnend, daß die Riegel klungen,
Bin ich heimlich ausgezogen,
Bis befreit aufs Roß geschwungen,
Morgenwinde mich umflogen.
Läßt der Morgen von den Höhen
Weit die roten Fahnen wehen,
Widerhall in allen Lüften,
Losgerissen aus den Klüften
Silberner die Ströme gehen:
Spürt der Mann die frischen Geister,
Draußen auf dem Feld, zu Pferde
Alle Ängste keck zerreißt er,
Dampfend unter ihm die Erde,
Fühlt er hier sich Herr und Meister.
Und so öffnet ich die schwüle
Brust aufatmend in der Kühle!
Locken fort aus Stirn und Wange,
Daß der Strom mich ganz umfange,
Frei das blaue Meer umspüle,
Mit den Wolken, eilig fliehend,
Mit der Ströme lichtem Grüßen
Die Gedanken fröhlich ziehend,
Weit voraus vor Wolken, Flüssen –
Ach! ich fühlte, daß ich blühend!
Und im schönen Garten droben,
Wie aus Träumen erst gehoben,
Sah ich still mein Mädchen stehen,
Über Fluß und Wälder gehen
Von der heitern Warte oben
Ihre Augen licht und helle,
Wann der Liebste kommen werde. –
Ja! da kam die Sonne schnelle,
Und weit um die ganze Erde
War es morgenschön und helle!
An die Freunde
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Der Jugend Glanz, der Sehnsucht irre Weisen,
Die tausend Ströme durch das duftge Land,
Es zieht uns all zu seinen Zauberkreisen. –
Wem Gottesdienst in tiefster Brust entbrannt,
Der sieht mit Wehmut ein unendlich Reisen
Zu ferner Heimat, die er fromm erkannt:
Und was sich spielend wob als irdsche Blume,
Wölbt still den Kelch zum ernsten Heiligtume.
So schauet denn das buntbewegte Leben
Ringsum von meines Gartens heitrer Zinn,
Daß hoch die Bilder, die noch dämmernd schweben –
Wo Morgenglanz geblendet meinen Sinn –
An eurem Blick erwachsen und sich heben.
Verwüstend rauscht die Zeit darüber hin;
In euren treuen Herzen neu geboren,
Sind sie im wilden Strome unverloren.
An die Lützowschen Jäger
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Wunderliche Spießgesellen,
Denkt ihr noch an mich,
Wie wir an der Elbe Wellen
Lagen brüderlich?
Wie wir in des Spreewalds Hallen,
Schauer in der Brust,
Hell die Hörner ließen schallen
So zu Schreck wie Lust?
Mancher mußte da hinunter
Unter den Rasen grün,
Und der Krieg und Frühling munter
Gingen über ihn.
Wo wir ruhen, wo wir wohnen:
Jener Waldeshort
Rauscht mit seinen grünen Kronen
Durch mein Leben fort.
An die Meisten
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Ist denn alles ganz vergebens?
Freiheit, Ruhm und treue Sitte,
Ritterbild des alten Lebens,
Zog im Lied durch eure Mitte
Hohnverlacht als Don Quijote;
Euch deckt Schlaf mit plumper Pfote,
Und die Ehre ist euch Zote.
Ob sich Kampf erneut', vergliche,
Ob sich roh Gebirgsvolk raufe,
Sucht der Klügre Weg' und Schliche,
Wie er nur sein Haus erlaufe.
Ruhet, stützet nur und haltet!
Untersinkt, was ihr gestaltet,
Wenn der Mutterboden spaltet.
Wie so lustig, ihr Poeten,
An den blumenreichen Hagen
In dem Abendgold zu flöten,
Quellen, Nymphen nachzujagen!
Wenn erst mut'ge Schüsse fallen,
Von den schönen Widerhallen
Laßt ihr