Rettungs- und Transporttechniken
Von Alexander Müller
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Buchvorschau
Rettungs- und Transporttechniken - Alexander Müller
Literaturverzeichnis
[7]Vorwort
Die wichtigste Aufgabe aller Feuerwehren ist die Rettung von Menschenleben. Bei sehr vielen Einsatzsituationen sind Menschen beteiligt, die zusammen mit dem Rettungsdienst befreit, gerettet und auch transportiert werden müssen. Es kann daher schnell Aufgabe der Feuerwehr werden, verschiedene Rettungs- und Transporttechniken mit und ohne Hilfsmittel anzuwenden oder dabei zu unterstützen.
Im Einsatzgeschehen ist immer eine gemeinsame, professionelle Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst sowie mit anderen Fachdiensten notwendig. Ein gegenseitiger respektvoller und kommunikativer Umgang sollte heutzutage als normaler Standard angesehen und von allen Beteiligten gelebt werden. Das Kennen der Techniken und Taktiken der »anderen Seite« hilft sehr dabei, eine gute Zusammenarbeit zu fördern und weiter auszubauen.
Für Feuerwehrangehörige, die nicht oder nicht regelmäßig im Rettungsdienst eingesetzt sind, kann der Umgang mit Menschen/Patienten und den entsprechenden Techniken schwierig sein. Deshalb muss auch dieser Bereich in die Aus- und Fortbildung aufgenommen werden, um eine hohe Handlungssicherheit im Einsatz zu erreichen. Mittlerweile sind viele Feuerwehren mit umfangreichem Material zur Rettung und zum Transport von Menschen ausgerüstet. Die verschiedenen Hersteller bieten dafür eine breite Angebotspalette.
Das vorliegende Buch beschreibt die unterschiedlichsten Techniken und das entsprechende Vorgehen – vor allem durch [8]umfangreiche Bilderfolgen; es ist aber nicht als medizinisches Lehrbuch gedacht. Wenn man sich im Bereich der Notfallmedizin bewegt, ist darauf zu achten, dass es regelmäßig neue Empfehlungen für die Behandlung von Patienten gibt. Es ist immer nach den aktuellen Richtlinien vorzugehen.
Einige bekannte Rettungstechniken und Gerätschaften, wie z. B. der Leiterhebel mit der Steckleiter oder das Auf- und Abseilgerät, werden nur kurz erwähnt, um den Rahmen dieses Buches nicht zu sprengen. Diese Techniken und Geräte sind in anderen Werken ausführlich beschrieben. Des Weiteren sind bei bestimmten Bereichen, wie z. B. der Wasserrettung, nur die entscheidenden Themen in Bezug auf Rettungs- und Transporttechniken herausgearbeitet. Die Personen auf den Bildern sind zur besseren Darstellung nicht immer in vollständiger Persönlicher Schutzausrüstung zu sehen. Hier ist im Einsatz die jeweils erforderliche Ausrüstung anzulegen. Jede Einsatzsituation muss für sich beurteilt werden. Die geltenden Unfallverhütungsvorschriften und Einsatzgrundsätze sind zu beachten, ebenso die örtlichen Gegebenheiten und regionale Einsatzkonzepte. An dieser Stelle soll besonders auf die Gefahren der Einsatzstelle hingewiesen werden.
[9]1 Bewegen und Tragen von Personen
Wie schnell oder wie schonend eine Person transportiert wird, ob alleine, mit mehreren Helfern, mit oder ohne Hilfsmittel, ist stark von der jeweiligen Einsatzsituation abhängig. Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Techniken und Taktiken. Wichtig ist, dass man sich in der Einsatzplanung für die Möglichkeit entscheidet, die in der konkreten Situation am geeignetsten ist. Der Faktor Zeit spielt in vielen Bereichen eine wichtige Rolle. So ist in einer Gefahrensituation vor allem Schnelligkeit gefragt, z. B. bei einem Wohnungsbrand, bei dem die Menschen so schnell wie möglich aus dem verrauchten Bereich gerettet werden müssen. Bei einer geplanten Evakuierung eines Pflegeheimes hingegen, ist ein schonender und umsichtiger Einsatz erforderlich.
Wenn ein menschlicher Körper bei Bewegungen unterstützt wird, so ist die normale (physiologische) Abfolge der Bewegungen zu beachten. Gerade bei nicht ansprechbaren Patienten können die Arme und Beine unnatürlich, d. h. gegen ihren normalen Weg geführt werden. Dies kann zu Verletzungen führen.
Bei der Angabe von Regionen am menschlichen Körper wird immer aus der Blickrichtung des Patienten gesprochen: »Vorsichtig! Das rechte Bein des Patienten ist vermutlich gebrochen.« oder »Die Stichwunde befindet sich im linken unteren Bauchbereich.«
[10]Um Schmerzen und Verletzungen zu verhindern, sollte bei einem Menschen, wenn möglich, nicht direkt in den Bereich von Gelenken gegriffen werden, z. B. in die Achselhöhlen oder die Kniekehlen. Wenn es die Situation nicht anders zulässt, ist in diesen Körperbereichen möglichst vorsichtig vorzugehen. Grundsätzlich sollte man eine möglichst große Kontaktfläche nutzen, anstatt gezielten Druck auf eine kleine Fläche am menschlichen Körper auszuüben. Dies ist zum Beispiel möglich, wenn man mit seinen flachen Händen eine Art »Brett« formt, immer unter Beachtung des Körperschwerpunktes. Es sollte eine ausreichende Anzahl von Helfern angestrebt werden, um den Patienten gemeinsam zu transportieren. Dabei ist es wichtig, dass einer und wirklich nur einer alleine das Kommando hat. Jeder Helfer, der am Transport beteiligt ist, sollte jedoch regelmäßig Rückmeldung geben. Zum einen, ob seine Kraft noch ausreicht und zum anderen, um auf besondere Gefahren wie Stolperkanten usw. hinzuweisen.
1.1 Grundsätzlicher Umgang mit Patienten
Bei den vielen unterschiedlichen Möglichkeiten zur Rettung und zum Transport von Personen darf man eines auf keinen Fall vergessen: den Menschen selbst! Grundsätzlich sollte man jeden Patienten so behandeln, wie man selbst in der jeweiligen Situation behandelt werden möchte. Auch wenn man als Feuerwehr- oder Rettungsdienstangehöriger eben diese Situationen schon hunderte Male erlebt hat, für den Patienten ist es eine absolute Ausnahmesituation.
[11]Bild 1 Betreuung einer Person, inklusive Pulskontrolle am Handgelenk. Der Mensch sollte stets im Mittelpunkt stehen. [zurück]
Eine gute Möglichkeit beruhigend auf den Patienten einzuwirken ist, dass man diesen über die bevorstehenden Maßnahmen ruhig und sachlich informiert und versucht, ihm damit die Angst zu nehmen. Man sollte sich immer auf die Höhe des Patienten begeben (Bild 1). Wenn jemand auf dem Boden liegt, beugt man sich zu der Person hinunter. Es empfiehlt sich, dass ein Helfer mit dem Betroffenen spricht und die gesamte Zeit bei ihm bleibt. Ein vorsichtiger Körperkontakt, z. B. das Halten [12]einer Hand, wird von vielen, gerade älteren Menschen als sehr beruhigend empfunden. Wenn es die Einsatzsituation zulässt, ist auf die Bedürfnisse des Patienten einzugehen. Dies kann z. B. das Informieren von Angehörigen oder auch das Mitnehmen von wichtigen persönlichen Gegenständen sein.
Im Rahmen der Gesprächsführung sollte man einfache, leicht verständliche Sätze verwenden, immer angepasst auf den jeweiligen Gesprächspartner. Bei Fragen zur Situation wird weder unter- noch übertrieben. Versprechen Sie nur, was Sie auch halten können und sagen Sie, wenn möglich, immer die Wahrheit. Grundsätzlich gilt, immer mit dem Patienten sprechen und nicht über ihn. Wenn ein Patient zum Beispiel durch einen Schlaganfall starke Sprachstörungen hat und sich nicht selbst äußern kann, versteht er dennoch jedes Wort ganz genau.
Menschen reagieren sehr unterschiedlich, wenn sie in Stresssituationen geraten. Auf keinen Fall darf man sich von eventuellen negativen Äußerungen provozieren lassen. Haben Sie eine gesunde Distanz zum Patienten und wirken