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Der Heinzelmännchen Wiederkehr
Der Heinzelmännchen Wiederkehr
Der Heinzelmännchen Wiederkehr
eBook212 Seiten2 Stunden

Der Heinzelmännchen Wiederkehr

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Über dieses E-Book

Elisabeth Hering erzählt uns, wie nach jahrhundertelanger Zurückgezogenheit ein junges Heinzelmännchen sich aufmacht, um wieder den Menschen zu helfen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBUCHFUNK Verlag
Erscheinungsdatum1. Mai 2012
ISBN9783868475043
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    Buchvorschau

    Der Heinzelmännchen Wiederkehr - Elisabeth Hering

    ELISABETH HERING

    DER HEINZELMÄNNCHEN WIEDERKEHR


    Mit Illustrationen von Fidel Nebehosteny

    Inhalt

    WIE DIE HEINZELMÄNNCHEN WIEDERKAMEN

    DIE SCHAFSCHERE

    DAS SCHNITZMESSER

    DIE HIRTENFLÖTE

    DIE ÜBERSCHWEMMUNG

    DIE ROTEN SCHUHE

    IM AUTOMOBIL

    DER ZIRKEL

    DAS WEBSCHIFFCHEN

    IM HAFEN

    AM STRAND

    IM FLUGZEUG

    DER TUNNEL

    DIE FÜLLFEDER

    Impressum

    Wie war zu Köln es doch vordem

    mit Heinzelmännchen so bequem!

    Denn, war man faul: Man legte sich

    hin auf die Bank und pflegte sich.

    Da kamen bei Nacht,

    ehe man’s gedacht,

    die Männlein und schwärmten

    und klappten und lärmten

    und rupften und zupften

    und hüpften und trabten

    und putzten und schabten ...

    und eh ein Faulpelz noch erwacht:

    war all sein Tagewerk bereits gemacht!

    Die Zimmerleute streckten sich

    hin auf die Spän’ und reckten sich;

    indessen kam die Geisterschar

    und sah, was da zu zimmern war:

    nahmen Meißel und Beil

    und die Säg’ in Eil und

    sägten und stachen

    und hieben und brachen,

    berappten und kappten,

    visierten wie Falken

    und setzten die Balken.

    Eh sich’s der Zimmermann versah:

    Klapp! Stand das ganze Haus schon fertig da.

    Beim Bäckermeister war nicht Not:

    Die Heinzelmännchen backten Brot.

    Die faulen Burschen legten sich,

    die Heinzelmännchen regten sich

    und ächzten daher

    mit den Säcken schwer

    und kneteten tüchtig

    und wogen es richtig

    und hoben

    und schoben

    und fegten und backten

    und klopften und hackten.

    Die Burschen schnarchten noch im Chor:

    da rückte schon das Brot, das neue, vor!

    Beim Fleischer ging es just so zu:

    Gesell und Bursche lag in Ruh.

    Indessen kamen die Männlein her

    und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.

    Das ging so geschwind

    wie die Mühl’ im Wind!

    Die klappten mit Beilen,

    die schnitten an Speilen,

    die spülten,

    die wühlten

    und mengten und mischten

    und stopften und wischten.

    Tat der Gesell die Augen auf:

    wapp! Hing die Wurst da schon im Ausverkauf!

    Beim Schenken war es so: es trank

    der Küfer, bis er niedersank;

    am hohlen Fasse schlief er ein.

    Die Männlein sorgten um den Wein

    und schwefelten fein

    alle Fässer ein

    und rollten und hoben

    mit Winden und Kloben

    und schwenkten

    und senkten

    und gossen und panschten

    und mengten und manschten.

    Und eh der Küfer noch erwacht:

    war schon der Wein geschönt und fein gemacht!

    Einst hatt’ ein Schneider große Pein:

    Der Staatsrock sollte fertig sein!

    Warf hin das Zeug und legte sich

    hin auf das Ohr und pflegte sich.

    Da hüpften sie frisch

    in den Schneidertisch

    und schnitten und rückten

    und nähten und stickten

    und fassten

    und passten

    und strichen und guckten

    und zupften und ruckten ...

    und eh mein Schneiderlein erwacht:

    War Bürgermeisters Rock bereits gemacht!

    Neugierig war des Schneiders Weib

    und macht sich diesen Zeitvertreib:

    Streut Erbsen hin die andre Nacht.

    Die Heinzelmännchen kommen sacht;

    eins fährt nun aus,

    schlägt hin im Haus,

    die gleiten von Stufen

    und plumpen in Kufen,

    die fallen

    mit Schallen,

    die lärmen und schreien

    und vermaledeien!

    Sie springt hinunter auf den Schall

    mit Licht: husch husch husch husch! — verschwinden all!

    O weh! Nun sind sie alle fort,

    und keines ist mehr hier am Ort!

    Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn:

    Man muss nun alles selber tun!

    Ein jeder muss fein

    selbst fleißig sein

    und kratzen und schaben

    und rennen und traben

    und schniegeln

    und biegeln

    und klopfen und hacken

    und kochen und backen.

    Ach, dass es noch wie damals wär'!

    Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!

    August Kopisch

    WIE DIE HEINZELMÄNNCHEN WIEDERKAMEN

    Jedermann weiß, wie die Heinzelmännchen vertrieben worden sind. Mir hat es meine Großmutter erzählt, und die hatte es von ihrer Großmutter gehört, also wird es gewiss wahr sein. Ja, ein Dichter hat es sogar in Verse gebracht, und ein Maler hat schöne Bilder dazu gezeichnet und mit bunten Farben ausgemalt, so dass ein Bilderbuch daraus geworden ist, und Kindern, die noch zu klein sind, um die Verse zu verstehen, denen zeigt man die Bilder und erklärt ihnen: Seht, so ist es gewesen! So haben die Heinzelmännchen den Zimmerleuten geholfen und so dem Bäcker und dem Fleischer, und hier ist das neugierige Schneidersweib, wie es die Erbsen streut! Seht ihr, wie die Männlein dort ausrutschen und hinpurzeln und wie die Arge mit dem Licht kommt, und wie sie da alle davonlaufen?

    Wenn die Kinder noch ganz dumm und klein sind, schlagen sie mit ihren dicken Patschhändchen auf das Bild von dem Schneidersweib. Aber es half ja alles nichts. Die Heinzelmännchen kamen nicht wieder, und niemand wusste bisher, wo sie geblieben waren.

    Wenn ich euch also heute erzähle, wie die Heinzelmännchen doch wiedergekommen sind, werdet ihr mir meine Geschichte am Ende gar nicht glauben. Aber sie ist wahr, obwohl ich sie nicht von meiner Großmutter gehört habe. Vor einiger Zeit noch dachte auch ich, dass die Heinzelmännchen auf Nimmerwiedersehen verschwunden seien. Aber kürzlich — es ist noch gar nicht lange her - ist mir etwas Wunderliches begegnet, und wenn ihr dieses Buch zu Ende gelesen habt, werdet ihr wissen, wie es mir möglich wurde, alle diese neuen Geschichten von den Heinzelmännchen aufzuschreiben.

    Es ist nämlich damals so gewesen, dass die Heinzelmännchen mit all ihren Frauen und Kindern aus dem Menschenlande auswanderten. Sie überquerten siebenmal sieben Flüsse und stiegen über siebenmal sieben Berge, bis sie zu dem großen Gebirge kamen, das seine Spitzen so hoch in den Himmel streckt, dass sogar die Wolken, wenn sie von ihrer Regenlast müde geworden sind, sich darauf niederlassen, um auszuruhen. Ganz weiß sind diese Bergspitzen vom ewigen Schnee, der niemals schmilzt; und dort, wohin Eis und Schnee nicht mehr hinabreichen, wachsen doch noch lange keine Bäume. Nicht einmal Blumen blühen dort, nur nackte Steine und kahle Felsen ragen in den Himmel. Und dort an der Grenze zwischen dem ewigen Eis und den öden Geröllfeldern gruben sich die Heinzelmännchen in den Berg hinein. Von Menschen, das wussten sie, würden sie hier nicht gestört werden. Die konnten in der dünnen Luft und auf den unfruchtbaren Steinen nicht leben. Und wenn sich dennoch einmal ein Wanderer dort hinauf verstieg, um sich die Welt von oben zu besehen, musste er, noch ehe die Sonne sank, wieder hinuntersteigen bis zur Schutzhütte, die in der Tannenregion stand. Denn wie hätte er Schlaf finden können, in Eis und Schnee den Winden preisgegeben? Und wenn ein vorwitziges Heinzelbübchen einem solchen Wandersmann begegnete, konnte es eins-zwei-drei in einer Felsenritze verschwinden, ohne dass es der Mensch zu sehen bekam. Denn die Heinzelmännchen wollen sich nun einmal um keinen Preis der Welt von einem Menschen erblicken lassen.

    So waren dem kleinen Volk viele, viele Jahre in ungestörtem Frieden vergangen. Diejenigen, die bei dem Auszug aus Köln kleine Heinzelkinder gewesen waren, waren längst erwachsen, ja alt und älter geworden und hatten Kinder, Enkel und Urenkel bekommen, denen sie die traurige Geschichte weitererzählten, um sie davon abzuschrecken, jemals ins Menschenland zurückzukehren. Und niemals hatte eines von ihnen auch nur die geringste Lust verspürt, es mit der Bosheit der Menschen noch einmal aufzunehmen.

    Nun wuchs aber ein kleines Heinzelbübchen heran, das war über alle Maßen klug, keck und vorwitzig. Wenn es mit seinen Geschwistern in der Sonne herumtollte, sprang es am weitesten, kletterte am höchsten und schlug die drolligsten Purzelbäume. Und wenn sie mit ihren Schlitten auf dem Schnee rodelten, suchte es sich die steilsten und glattesten Stellen aus. Wenn es aber Abend wurde und die Mutter die kleine Schar nach Hause rief, wurde es nicht müde, den Geschichten zuzuhören, die der Großvater erzählte. Tausenderlei hatte es zu fragen, bis schließlich der Alte ungeduldig wurde und sagte: »Kind, frag mich nicht tot!« Und wenn es dann von der Mutter zu Bett gebracht wurde, schlief es augenblicklich ein und hatte die buntesten Träume, und alle die Gestalten, von denen der Großvater erzählt hatte, gaukelten vor seinen geschlossenen Augen.

    Eines Abends nun hatte der Großvater wieder, wie schon so oft, von den Menschen erzählt — von den Häusern, die sie sich bauten, um darin zu wohnen, und von den Dörfern und Städten, in denen ein solches Haus neben dem andern stand. Da unterbrach ihn plötzlich das Bübchen: »Großvater, sag, ist es schön, ein Haus zu bauen?« — »Wozu willst du ein Haus bauen?« fragte der Alte, »unsere Höhlen sind doch schöner als die prächtigsten Gebäude der Menschen! Bei uns sind die Wände mit Edelsteinen bekleidet und funkeln in allen Farben. Ihr Licht ist nicht so grell wie die Sonne, aber auch nicht so trübe wie die armseligen Lampen der Menschen. Es ist ein sanfter, wohltuender Schein, der unsere Augen nicht verdirbt und der Tag und Nacht nicht vergeht. Und so tief haben wir uns in den Berg eingegraben, dass es immer gleichmäßig warm ist. Wir müssen kein Feuer anzünden, dessen Rauch uns in die Augen beißt. Wozu brauchten wir Häuser?« — »Wir brauchen keine — aber es muss doch schön sein, welche zu bauen! Ein Beil in die Hand zu nehmen und die Balken zu behauen, dass die Späne fliegen! Und wenn ich einen Hobel habe! Großvater, da werde ich die Bretter hobeln, dass sie glatt werden wie geschliffener Marmor!« — »Ja, mein Kind, das weiß ich. Wir Heinzelmännchen können mit jedem Werkzeug umgehen und jede Arbeit besser verrichten als die Menschen, die sich erst jahrelang darin üben müssen.«

    Seither ging der Heinzeibub jede Nacht im Traume mit allem möglichen Werkzeug um. Einmal schlug er mit einem großen Hammer auf einen Amboss und schmiedete Eisen, dass die Funken stoben, und so klein seine Hände waren und so schwer der Hammer, wurde er doch nicht müde davon. Ein andermal schnitt er mit einer Schere, die so groß war wie er selber, Stoff zu und nähte mit einer feinen Nadel die zierlichsten Stiche, dann wieder feilte er einen Schlüssel zurecht und sperrte ein Schloss auf. Und am Morgen, wenn er erwachte und seine Geschwister ihn zum Spielen riefen, hatte er keine Lust mitzutun. Er saß in einer Ecke und ließ den Kopf hängen.

    »Bist du krank?« fragte seine Mutter. Aber er schüttelte den Kopf. »Nein, nicht krank«, erwiderte er, »ich will dir sagen, Mutter, was mir fehlt. Ich habe Langeweile. Ich bin zu groß geworden zum Spielen.« — »Nun«, sagte die Mutter lächelnd, »dann kannst du ja arbeiten gehn! Du bist zwar noch sehr jung, aber irgendwie wird man dich schon beschäftigen, wenn nicht beim Legen der Erzadern oder beim Schmelzen der Metalle, so vielleicht beim Reinhalten der unterirdischen Wasser oder beim Zubereiten der Heilquellen.« — »Nein, Mutter, nein, das will ich nicht! Ich mag nicht in den Berg hinunter, wo ich die Sonne nicht sehen kann, wo es nicht hell ist und nicht dunkel, wo es nicht heiß ist und nicht kalt. Ich will ins Menschenland zurück, wo Sonne und Regen, Hitze und Kälte, Tag und Nacht wechseln und jeder Tag neu und anders ist. Dort will ich arbeiten!«

    Erschrocken sah ihn die Mutter an. Sie hatte schon viele Kinder großgezogen, aber keines hatte je so merkwürdig gesprochen. »So etwas darfst du nicht einmal denken!« sagte sie barsch. »Weißt du nicht, dass unsere Ältesten ein Gesetz erlassen haben, das jedem von uns streng verbietet, zu den Menschen zurückzukehren? Und sie hatten allen Grund dazu. Hat dir der Großvater nicht erzählt, wie boshaft die Menschen sind? Wie sie uns mit Undank gelohnt haben? Sie würden dir auflauern und dich verfolgen. Und wenn sie dich erspähen — weißt du nicht, dass sich ihre Blicke in dich einbohren wie Messerstiche?« — »Aber Mutter, ich habe doch mein Tarnkäppchen! Da bin ich unsichtbar!« — »Du dummer Junge, was du tust, wenn du selber unsichtbar bist, das bleibt auch unsichtbar, damit kannst du nichts ausrichten!«

    Sehr nachdenklich wurde der kleine Heinzeljunge, als seine Mutter so streng mit ihm sprach. Aber nach einer Weile sagte er: »Ich will doch zu den Menschen! Ich fürchte mich vor ihren Blicken nicht, wenn sie auch wehtun!« —»Oh, bist du hartnäckig«, jammerte die Heinzelin und rief ihren Vater zu Hilfe, damit er dem Jungen den Kopf zurechtsetze. »Da haben wir nun die Bescherung«, sagte sie. »Das kommt von den Geschichten, mit denen du den Kindern die Köpfe verdrehst!«

    Der alte Heinzelmann zupfte nachdenklich an seinem langen, weißen Bart und sah dem Bübchen, das trotzig vor ihm stand, ernst in die Augen. »Mein Kind«, sagte er, »denkst du, deine Ahnen waren Hasenfüße, die flüchteten, weil sie sich vor den Blicken der Menschenaugen fürchteten? Oder sie wären so ungerecht gewesen, wegen einer boshaften Frau das ganze Geschlecht zu bestrafen?

    Keins von beidem! Aber wir haben erkannt, dass unsere Hilfe den Menschen nichts nütze war! Wir plagten uns jede Nacht, und die Dinge, die wir anfertigten, waren gut und brauchbar und nützlich; aber die Menschen wurden durch unsere Hilfe nicht besser, sondern schlechter. Die Bäcker wurden faul und schliefen in den Tag hinein und öffneten ihren Laden erst um zehn Uhr. Der Kellermeister war immer betrunken und prügelte Frau und Kinder. Die Zimmerleute und Maurer gar spielten im Wirtshaus Karten und betrogen sich gegenseitig. Dann kam es zu Zank und Schlägereien, und wie oft geschah es, dass einer dem andern mit dem Messer zu Leibe ging! All das mussten wir mit ansehen, und das betrübte uns sehr. Und als dann das Schneidersweib die Erbsen streute, da wurde nur das Maß voll. Die Menschen sind ein verfluchtes Geschlecht und verkehren jede Wohltat in ihr Gegenteil. Und darum ist es verboten, zu ihnen zu gehen.«

    An diesem Abend suchte das Heinzelbübchen ganz traurig sein Bett auf. Dass es so schlimm stünde mit den Menschen, das hatte es sich nicht gedacht! Da wäre es doch wohl das Klügste, man hörte auf den Rat des Alten und bliebe brav zu Hause.

    Die Mutter freute sich sehr, dass ihr Jüngster weder am nächsten noch am übernächsten Tage auf seine Absicht zu sprechen kam. Aber eines Abends stand er vor ihr mit blitzenden Augen: »Mutter!« sagte er, »ich gehe doch zu den Menschen! Ich muss ihnen helfen, aber so, dass sie besser werden und nicht schlechter!« — »Ja, willst du denn flüchten?« fragte sie, »dann kannst du nie wieder zu uns zurückkehren.« — »Hab keine Sorge, Mutter, ich flüchte nicht. Ich will den Rat der Ältesten um Erlaubnis bitten, und du wirst sehen, wenn sie mich erst anhören, lassen sie mich auch ziehen!« — »Nun, auf den Mund gefallen bist du nicht!« antwortete die Mutter, und sie war ein klein bisschen stolz auf ihren unternehmungslustigen Sohn.

    Der Rat des Heinzelvolkes bestand aus den zwölf Weisesten, und dem kleinen Heinzelbuben wurde doch ein wenig heiß in der Brust, als er die ehrwürdigen weißen Bärte und die ernsten Stirnen sah. Er fasste

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