Passé surcomposé
S passé surcomposé (franz. »öberzämegsetzti Vergangehait«) oder uf Tütsch au Dopplets Perfekt isch e spezielle Form för d Bildig vom Plusquamperfekt, wo im Alemannische, Bairische und i den andere tütsche Tielekt, aber au i de französische Umgangssprooch vorchunt. D Bizaichnig chunt dodeher, well die Zitt miteme Hilfsverb und zwai Partizip Perfekt bildet werd. Im Tütsche isch die Zittform schriftlich sitem 13. Joorhundert bilait.
Alemannisch
[ändere | Quälltäxt bearbeite]Do s moderni Alemannisch kai aifachi Vergangehait (franz. passé simple; dt. Imperfekt) kennt, werd e Handlig wo witter zrugglit mitem Passé surcomposé bildet:
- Won er cho isch, hemmer scho gesse ghaa.
- Wo de Pöstler cho isch, hani de Brief no nöd fertig gschribe ghaa.
- Woni hai cho bi, isch si scho eweg ggange gsii.
Markgräflerisch:
- Wo-n-er ko isch, hä mr scho gesse gha.
- Wo de Böstler ko isch, han ich de Brief no nit fertig gschribe gha.
- Wo-n-ich heimko bí, isch sie scho furt gange gßí.
D Bildig goot ase, as me zum Hilfsverb (sii, haa) zwai Partizipie stellt: er isch ggange gsii, er het gesse gha. D Form werd allerdings eener selte bruucht, me chan statt em topplete Perfekt au s aifach Perfekt bruuche.
Bairisch, Hochtütsch
[ändere | Quälltäxt bearbeite]Die Form kennt nöd nu s Alemannische, sondern si werd au i den andere obertütsche, mitteltütsche und nidertütsche Tielekt bruucht, z. B. im Bairische i hob gschribn ghod. Vom Tielekt isch d Form zum Tail au i di hochtütschi Umgangssprooch öbere: ich habe geschrieben gehabt und sogär au ich hatte geschrieben gehabt.
Di gnormt Standardsproch vom Hochtütsche kennt allerdings s Passé surcomposé oder au s Doppleti Perfekt nöd und grammatikalisch korrekt mue denn s Plusquamperfekt bruucht werde. De Schriftsteller Bastian Stick het i sim Buech Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod die Zittform as »Hausfrauenperfekt« bizaichnet, e Diskriminierig nöd nu vo Fraue, denn im Alemannische Sproochruum und au z Österrich werd die Form as völlig gang und gäb aglueget.
Französisch
[ändere | Quälltäxt bearbeite]I de französische Umgangssprooch werdet uf die Art meriri Zitforme bildet und werdet drum underem Bigriff Temps surcomposé zämegfasst. Si sind verbraitet im Welschland, z Savoie, um Lyon (lyonnais) und um Saint-Étienne (stéphanois) und ono i de kanadische Provinz Québec. Obwoll im standardisierte Französisch die Forme nöd gültig sind, so tüend doch moderni Grammatike uf d Möglichkait vo dene umgangsprochliche Forme hiiwiise.
Biispiil:
- Passé surcomposé: j'ai eu chanté »i ha gsunge gha«.
- Subjonctif passé surcomposé: que j'aie eu chanté »i hai gsunge gha«
- Conditionnel passé surcomposé: j'aurais eu chanté »i hett gsunge ghaa«
Literatur
[ändere | Quälltäxt bearbeite]- Isabel Buchwald-Wargenau: Die doppelten Perfektbildungen im Deutschen. Eine diachrone Untersuchung (= Studia Linguistica Germanica. 115). De Gruyter, Berlin u. a. 2012, ISBN 978-3-11-029244-2.
- Duden. Die Grammatik (= Duden. 4). Hrsg. von der Dudenredaktion. 8., überarbeitete Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Zürich 2009, §§ 658, 745, 750, 769.
- Viktor P. Litvinov, Vladimir I. Radčenko: Doppelte Perfektbildungen in der Literatursprache (= Studien zur Deutschen Grammatik. 55). Stauffenburg, Tübingen 1998, ISBN 3-86057-445-0.
- Michael Rödel: Doppelte Perfektbildungen und die Organisation von Tempus im Deutschen (= Studien zur deutschen Grammatik. 74). Stauffenburg, Tübingen 2007, ISBN 978-3-86057-465-2.
- Franziska-Christina Machalitza: Die doppelten Perfektformen als periphrastische Verbkonstruktionen mit expressivem Partizip. Hannover 2016. Dissertationsschrift.